: Griner-Deal: Warum sich Moskau feiern lässt

von Sebastian Ehm
08.12.2022 | 18:25 Uhr
Russland reibt sich nach dem Griner-Deal zufrieden die Hände. Die USA geben mit einem berüchtigten Waffenhändler ihr größtes Faustpfand auf. Putin und Lawrow lassen sich feiern.
Es ist ein feierlicher Rahmen, den Joe Biden für sein Statement gewählt hat. Hinter ihm haben sich Außenminister Anthony Blinken, Vize-Präsidentin Kamala Harris und Griners Ehefrau Cherelle aufgestellt. Der Präsident der Vereinigten Staaten verkündet, was er kurz vorher bereits als Tweet in die Welt gesendet hat.
Die in Russland monatelang inhaftierte US-Basketballspielerin Brittney Griner ist frei. "Sie ist sicher, sie ist in einem Flugzeug, sie ist auf dem Weg nach Hause", verkündet Joe Biden.

Schlussstrich unter monatelange Verhandlungen

Damit setzen er und seine Regierung einen Schlussstrich unter Verhandlungen, die sich über Monate hingezogen hatten. Im Austausch wird nun doch der russische Waffenhändler Viktor But freigelassen.
Eigentlich wollte die Regierung Biden genau das verhindern. Viktor But ist ein gefährlicher Mann. Er wird auch "Händler des Todes" genannt und wurde 2012 in den USA unter anderem wegen Waffenschmuggels zu einer 25-jährigen Haftstrafe verurteilt.

Griner spielte Basketball in Russlands erster Frauenliga

Er hatte jahrzehntelang skrupellos Waffen an Bürgerkriegsparteien geliefert, vor allem auf den afrikanischen Kontinent. Viktor But also auf der einen Seite. Auf der anderen Seite Brittney Griner.
Sie spielte Basketball in Russlands erster Frauenliga beim Klub UGMK Jekaterinenburg. Am 17. Februar 2022, also eine Woche vor Beginn der russischen Invasion in der Ukraine, wurde Griner in Moskau verhaftet.
In ihrem Koffer waren geringe Mengen Cannabis-Öl gefunden worden. Die 32-Jährige gab zwar an, dass sie das Cannabis nehme, um Schmerzen zu lindern, in Russland ist aber auch ein medizinischer Gebrauch illegal.

US-Demokraten loben Deal

Griner wurde wegen Drogenschmuggels zu neun Jahren Haft verurteilt. Ein extrem hartes Urteil. Die USA kritisierten es als politisch motiviert. Ende Oktober scheiterte die zweifache Olympia-Goldmedaillengewinnerin mit einem Berufungsantrag und wurde vor einem Monat sogar in eine abgelegene russische Strafkolonie verlegt.
Ein gefährlicher Waffenhändler für eine Basketballspielerin. Das war der Deal, der im Weißen Haus heute feierlich verkündet wurde. Auf Twitter stimmten prominente US-Demokraten in die Lobeshymnen ein: unter anderem Hillary Clinton und Barack Obama.
Tweet von Ex-US-Präsident Barack Obama

US-Soldat Whelan bleibt in russischer Haft

Doch es werden auch Stimmen laut, die diesen Deal kritisieren. Griner ist offen lesbisch und für die LGBTQ-Community in den USA ein Idol. Dass sie jetzt freikommt, während der seit 2018 wegen Spionage in russischer Haft sitzende US-Soldat Paul Whelan weiter in Haft bleibt, bringt die versammelte politische Rechte auf die Palme.
Mal wieder bricht sich die gesellschaftliche Spaltung in den USA Bahn.
Tweet des konservativen Aktivisten Benny Johnson
Auch deswegen dürfte sich Russlands Führung zufrieden die Hände reiben. Aber auch, weil die USA nicht bekommen haben, was sie wollten, Whelan bleibt in Haft und in Viktor But kehrt ein russischer Staatsbürger zurück, um dessen Freilassung sich Außenminister Sergej Lawrow seit zehn Jahren intensiv bemüht hatte.

Faustpfand an Russland herausgegeben

Und so wird der Deal in Russland ebenfalls gefeiert. Staatliche Medien und Nachrichtenagenturen loben Lawrows Beharrlichkeit und auch Putins Rolle, der das Thema immer wieder auf die Agenda gehoben habe. Für die USA bleibt bei dem Deal ein schaler Beigeschmack.
Die US-Regierung hat es zwar geschafft, unter größten Mühen Brittney Griner freizubekommen, doch Paul Whelan und über 100 weitere US-Bürger verbleiben in russischer Haft. Mit dem Austausch von Viktor But hat Washington heute ein gewaltiges Faustpfand herausgegeben.
Sebastian Ehm berichtet für das ZDF über Russland.

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