: Keupp erwartet Putins Niederlage im Oktober

von Tim-Julian Schneider
04.04.2023 | 02:35 Uhr
Im Interview mit ZDFheute live zeichnet Militärexperte Keupp ein desaströses Bild der russischen Armee nach. Er rechnet mit einem Sieg der Ukraine im Oktober.
Ist die russische Armee in einem so schlechten Zustand, dass sie im Oktober eine Niederlage im Angriffskrieg gegen die Ukraine zu verzeichnen hat? Davon geht Militärexperte Marcus Keupp aus und erklärt im Interview mit ZDFheute live die Gründe:
Nach Schätzungen von Militäranalysten habe Russland bald 10.000 schwere Waffensysteme und Panzer verloren, so Keupp. Das sei eine Abnutzungsrate, die Russland nicht durchhalten könne. "Das ist eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis ihnen die Reserven ausgehen."

Russische Winteroffensive "ein Desaster"

Zwar würden sich die Medien hauptsächlich auf die Kämpfe rund um die ostukrainische Stadt Bachmut konzentrieren, doch die russische Winteroffensive habe nicht nur dort stattgefunden, sondern an vier weiteren konzentrierten Orten:
  • Kreminna
  • Awdijiwka
  • Marinka
  • Wuhledar
Wenn man sich nun die ganze Front anschaue, dann "ist das einfach ein Desaster", analysiert Keupp das Vorankommen der russischen Armee.
Das hat mit militärischer Logik eigentlich nichts mehr zu tun, sondern ist ein massives Hinopfern von Reserven - sowohl was Material als auch Menschen angeht - für minimale Fortschritte.
Marcus Keupp, Militärexperte

Desaströses Bild der russischen Armee

Beim Kriegsgerät eskaliere Moskau unter "technologisch nach unten", zeichnete Keupp ein desaströses Lagebild der russischen Armee. Es seien die Uralt-Panzer T-55 und T-64 mobilisiert worden, während der schon 2014 angekündigte moderne T-14 Panzer bisher nur auf Paraden statt im Kampfeinsatz zu sehen gewesen sei. Es gebe bereits Spott im Internet, ob als Nächstes Pferde mobilisiert werden würden, so Keupp.
Es findet hier wirklich eine große Entzauberung der russischen Armee statt.
Marcus Keupp, Militärexperte
Viele Analysten und er selbst auch hätten sich in der Vergangenheit von Angaben Russlands und Vorführungen auf Paraden beeindrucken lassen, aber in Wirklichkeit stecke scheinbar relativ wenig dahinter.

Keupp: Westliche Waffen helfen der Ukraine

Keupp geht von einer russischen Niederlage im Oktober aus. Wenn man sich anschaue, mit welcher unglaublichen Rate die russischen Reserven abschmelzen würden, sei abzusehen, dass Russland bald überhaupt nicht mehr in der Lage sei, noch Militäroperationen zu führen. "Das einzige, was sie dann tun können, ist sich einzugraben."
Gleichzeitig stellt die Ukraine laut Keupp von alter sowjetischer auf neue westliche Technologie um - auf Kampfpanzer und Infanteriefahrzeuge wie den Bradley und den Marder. "Sobald die ukrainische Frühjahrsoffensive losgehen wird - ich rechne mit Mitte April - wird man diesen Technologieeffekt dann deutlich sehen." Das würde dann zu einer noch höheren Verlustrate der Russen führen.

Militärexperte: Ukraine wird Krieg gewinnen

Europa ist einfach im Moment so sehr durchseucht von der russischen Propaganda, dass viele es schwierig finden, das zu glauben.
Marcus Keupp, Militärexperte
Es sei eigentlich "gar kein anderer Ausgang denkbar", als dass die Ukraine diesen Krieg gewinne. Das sei auch Konsens unter vielen westlichen Militärexperten.

Keupp: Kommt nicht auf Anzahl der Soldaten an

Angesprochen auf Berichte, wonach Russland 400.000 neue Soldaten rekrutieren wolle, sagte Keupp: "Russische Ankündigungen und russische Realitäten sind zwei völlig verschiedene Realitäten." Er verstehe nicht, warum das in Deutschland immer wörtlich interpretiert werden würde. Wenn ein russischer Funktionär sich äußere, müsse man davon ausgehen, "dass jedes Wort, das er sagt, gelogen ist", so der Militärexperte.
Selbst wenn man von 400.000 zusätzlichen Soldaten ausgehen würde, dürfe man nicht Einsatzwert und Anzahl verwechseln.
Nur die Tatsache, dass sie irgendwelche armen Menschen in diesen Fleischwolf hineinwerfen an der Front, heißt noch lange nicht, dass sie Kampfkraft entfalten. [...] Es kommt nicht auf die Anzahl der Menschen an.
Marcus Keupp, Militärexperte
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