: Bayerischer Lehrerverband: Noten "oldschool"

27.05.2023 | 19:18 Uhr
Schüler in Hamburg sollen mit Hilfe von KI beim Abi geschummelt haben. Der Vorfall sorgt für Debatten. Der Bayerische Lehrerverband will die Abkehr von der klassischen Benotung.
Überflüssig oder wichtig? KI könnte das Leistungssystem in Schulen auf den Kopf stellen. Quelle: Imago
Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) fordert mit dem Vormarsch Künstlicher Intelligenz (KI) eine Reform des klassischen Notensystems. "Ich glaube, dass die schnelle Entwicklung der KI uns kein langsames Weiterentwickeln der Leistungsbewertung erlaubt", sagt Verbandspräsidentin Simone Fleischmann gegenüber der dpa. Und weiter:
Wir müssen einsehen, dass unser Leistungssystem oldschool ist.
Simone Fleischmann, BLLV-Präsidentin

BLLV-Präsidentin: "Prozesse beurteilen und nicht das Ergebnis"

"Die Art und Weise unseres Schulsystems, die Systemlogik, stößt inzwischen an ihre Grenze. Das hat damit zu tun, dass wir einfach stehen geblieben sind", kritisierte Fleischmann.
Wir wollen immer noch selektieren, aussortieren, Noten geben. Aber wir müssen künftig die Prozesse beurteilen und nicht das Ergebnis.
Simone Fleischmann, BLLV-Präsidentin
Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) sieht die Forderung skeptisch. Er will auch künftig nicht auf Noten in der Schule verzichten: "Ich bin der Auffassung, dass wir Noten brauchen und viele Schülerinnen und Schüler Noten auch wollen."
Man braucht Leistungsnachweise, um selbst zu wissen, wie man in den einzelnen Fächern steht.
Michael Piazolo, Kultusminister Bayern

Schüler in Hamburg stehen unter Schummelverdacht

Auch der Verband Deutscher Realschullehrer (VDR) hält nicht viel von der Forderung: "Nur, weil bei Prüfungen in Hamburg digitale Endgeräte nicht überprüft wurden, sollen Noten abgeschafft werden? Spätestens seit dem grafikfähigen Taschenrechner liegt es in der Verantwortung der Ministerien und letztlich Lehrkräfte, bei Prüfungen besondere Vorkehrungen zu treffen."
Am Freitag war bekannt geworden, dass einige Hamburger Schüler unter Verdacht stehen, in Klausuren für das Abitur mit Hilfe Künstlicher Intelligenz geschummelt und ChatGPT genutzt zu haben.
Lehrkräften seien beim Korrigieren der Arbeiten Unregelmäßigkeiten aufgefallen, weil Teile der Klausuren mangelhaft, andere wiederum fehlerfrei gewesen seien. Prüfprogramme hätten dann den Einsatz von ChatGPT für möglich gehalten.

Nutzung von KI bei Prüfungen gilt als Täuschungsversuch

Nach Angaben der Schulbehörde handelt es sich beim ungekennzeichneten Einsatz von Künstlicher Intelligenz genauso wie beim widerrechtlichen Einsatz von Smartphones und ähnlichen Geräten in Prüfungen um einen Täuschungsversuch.
Ein solcher Fall könne zur Folge haben, dass entweder die Wiederholung eines oder mehrerer Teile der Prüfung angeordnet, einer oder mehrere Teile mit 0 Punkten bewertet oder die Abiturprüfung insgesamt für nicht bestanden erklärt wird. In Bayern gibt es nach Angaben des Kultusministeriums bislang noch keine derartigen Verdachtsfälle in Schul-Abschlussprüfungen.
Quelle: dpa

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