: Strack-Zimmermann: Umgang mit Katar "Problem"

von Felix Rappsilber
09.11.2022 | 02:00 Uhr
Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) fordert eine andere deutsche Haltung zum WM-Gastgeber. Man müsse sich darüber klar werden, was man künftig im Sport zulassen wolle.

Sehen Sie hier die WM-Debatte bei Markus Lanz mit diesen Gästen: Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann, ZDF-Sportexperte Jochen Breyer, Ex-Spitzenleichtathletin Sylvia Schenk und Journalist Mark Schieritz.

08.11.2022 | 76:28 min
"Keine Spiele dieser Welt, keine WM dieser Welt hat in irgendeiner Form ein System verändert" - Marie-Agnes Strack-Zimmermann blickte am Dienstagabend bei Markus Lanz skeptisch auf die anstehende Fußballweltmeisterschaft in Katar. Das Austragungsland steht wegen Menschenrechtsverletzungen in der Kritik.
Die Vorsitzende des Bundestags-Verteidigungsausschusses zweifelte anhand historischer Beispiele daran, dass es in Katar infolge der WM zu einem politischen Wandel kommen werde. So habe sich Wladimir Putin während der letzten Olympischen Winterspiele in Peking von Xi Jinping "das grüne Licht geholt, in die Ukraine einzufallen".
Die "traurigste Geschichte" seien die Olympischen Winterspiele 1936 in Berlin gewesen. Drei Jahre später fing Deutschland den Zweiten Weltkrieg an.

Eine WM in der Wüste. Im Winter. Aller Kritik zum Trotz: Sportjournalist Jochen Breyer und Autorin Julia Friedrichs gehen der Frage nach, wie Katar dieser Coup gelingen konnte.

15.12.2022 | 43:26 min

Lanz hinterfragt Umgang Deutschlands mit Katar

Angesichts der Kritik an Katar hinterfragte Markus Lanz die "Doppelmoral" des deutschen Umgangs mit Katar. Schließlich bemühe sich die Bundesregierung beispielsweise um Gas-Deals mit der dortigen Regierung: "Wenn wir das ernst meinen mit Menschenrechten, dann können wir doch nicht dort um LNG betteln."
Gleichzeitig geißele die deutsche Öffentlichkeit die Kataris, "weil sie eine Fußball-WM machen, die nicht nach den Regeln läuft, die uns gefallen". Dass das "ein Problem" sei, gestand Strack-Zimmermann ein: "Wann brauchen wir Länder und wann stoßen wir sie ab?" Sie habe Verständnis dafür, dass die WM-Gastgeber "verschnupft" seien, wenn man sie in dem einen Fall brauche und in dem anderen kritisiere.

Katar als Energielieferant: Habecks Reise in den Wüstenstaat

Beide nahmen Bezug auf die Reise von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, der Katar als Energielieferanten gewinnen wollte. Außerdem bat Deutschland Katar um Hilfe, als deutsche Staatsbürger und afghanische Ortskräfte im vergangenen Jahr auf der Flucht vor den Taliban aus Kabul ausgeflogen wurden.
Katar sei eben die strategische Plattform gewesen, um Menschen in Sicherheit zu bringen, sagte Strack-Zimmermann. Doch "das mit der WM" wolle sie gerne davon trennen. Denn die jetzige Diskussion hätten deutsche Kritikerinnen und Kritiker 2010 führen müssen. Damals hatte die Fifa die WM in den kleinen Wüstenstaat vergeben. "Jetzt sind die Spiele da. Jetzt bringen wir's hinter uns", lautete die Strack-Zimmermanns Schlussfolgerung.

Strack-Zimmermann: Welt gerät angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine ins Eiern

An eine "große Diskussion" im Jahre 2010 erinnere sie sich nicht. Vielmehr seien "alle überrascht" gewesen. Zwölf Jahre später entstehe nun "diese wahnsinnige Aufregung darüber", weil angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine "die ganze Welt ins Eiern" gerate, wie Strack-Zimmermann es ausdrückte.
Ihr zufolge sei die Frage nun, "wie wir in Zukunft damit umgehen": Können Sportverbände und Politik objektive Kriterien für die Vergabe von sportlichen Großveranstaltungen schaffen? Und, wie Strack-Zimmermann letztlich fragte: "Kann man sie eigentlich dann überhaupt noch stattfinden lassen, wenn die Kriterien sehr eng geknüpft sind?"

Im Bolzplatz spricht Jochen Breyer mit Manu Thiele über seine Doku "Geheimsache Katar" und darüber, wie es vor Ort war, was die Fans erwartet, und über die Rolle des FC Bayern.

08.11.2022 | 13:41 min

Strack-Zimmermann: WM und Olympische Spiele sind "Faktor, sich dazustellen"

Die "Kehrseite" des moralischen Anspruchs, Events wie die Fußball-WM nur noch von Ländern ausrichten zu lassen, in denen Demokratie herrsche und die Menschenrechte eingehalten würden, sei die Realität: "In Europa will im Grunde keiner mehr und wir wundern uns dann, wenn andere Länder es wollen."
Strack-Zimmermann resümierte: "Diese Spiele, ob WM oder Olympische Spiele, sind ein Faktor, sich darzustellen. Das hat etwas mit Image-Pflege zu tun."

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