: "Angst, den Mund aufzumachen"
22.02.2023 | 19:32 Uhr
Der Krieg läuft nicht, wie Putin es gerne hätte. Bei ZDFheute live erklären ein Militärexperte und eine Oppositionspolitikerin, wie es um Russlands Armee und Gesellschaft steht.Putins Krieg in der Ukraine stockt, große Erfolge können zum bevorstehenden Jahrestag nicht verkündet werden, es gibt Kritik an der Armeeführung und an der Strategie. Bröckelt die Unterstützung für den russischen Präsidenten in der Armee und in der Bevölkerung?
Lange: Hohe Verluste, kaum Erfolge
Russland- und Militärexperte Nico Lange sagt dazu bei ZDFheute live: Es sei "ganz erkennbar kein Erfolg", er sehe vor allem "sehr hohe Verluste und geringe Geländegewinne". Zeichen für den Misserfolg sei, dass man darüber streite, wer schuld sei an der Situation sei. Die angebliche Überlegenheit und Stärke der russischen Armee bezeichnet Lange als "Mythos".
Russland habe aktuell Probleme, "überhaupt einen Angriff zu entwickeln". Neben den fanatischen Nationalisten und abseits der Propaganda-Maschine, sieht Lange die "große Masse von Bürgern", die sich Sorgen mache, die aber Angst habe, "den Mund aufzumachen".
Wer sich Putins autoritärem Regime entgegenstellt, nimmt hohe Risiken in Kauf. Die preisgekrönte Doku begleitet drei junge Oppositionspolitikerinnen in den Monaten vor der Parlamentswahl in Russland im September 2021.
09.10.2022 | 59:44 minKiseljowa: Die Russen reden nicht
Anna Kiseljowa, Oppositionspolitikerin aus Sankt Petersburg und Mitinitiatorin einer Petition zur Amtsenthebung des Präsidenten, sieht es ähnlich: "In Sankt Petersburg ist die Situation merkwürdig. Die Menschen besprechen gar nicht die Spezialoperation in der Ukraine. Aus pragmatischen Gründen, aus Sicherheitsgründen. Es gibt sehr viele Geldstrafen, Anzeigen, wenn man etwas Falsches sagt."
Wie hat sich Russland seit Kriegsbeginn verändert? Stehen die Russen hinter Putin? ZDF-Korrespondentin Phoebe Gaa reist durch das Land auf der Suche nach Antworten.
22.02.2023 | 32:57 minSolange Putin an der Macht sei, könne der Krieg nicht enden, sagt Kiseljowa. Es könne weniger intensiv werden, aber es werde kein Ende geben. Denn das sei die Voraussetzung für die persönliche Sicherheit Putins.
"Alles hängt vom Präsidenten ab. Alles hängt davon ab, wer sein Nachfolger wird und welche Weichen der stellen wird", sagt Kiseljowa zur Zukunft Russlands. Dass Russland wieder zurück in der Staatengemeinschaft zurückkehrt und eine Verbesserung der Lage für Russinnen und Russen hält sie in zehn bis 15 Jahren für möglich.
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Quelle: ZDF