Interview

: Selenska über das verlorene Kinder-Lächeln

von Sherif Rizkallah
09.02.2023 | 11:59 Uhr
Wie geht es den Kindern der Ukraine nach einem Jahr Krieg? Die First Lady der Ukraine, Olena Selenska, erzählt, wie der Krieg das Leben der Kinder verändert.

Im Interview betont Olena Selenska, dass die Ukraine alles tun wolle, um zu vermeiden, dass "eine Generation der Kriegskinder aufwächst".

09.02.2023 | 21:52 min
In diesem Monat jährt sich der russische Angriffskrieg in der Ukraine. Seit dem Überfall am 24. Februar 2022 leidet die ukrainische Bevölkerung. Ganz besonders trifft es die Schwächsten - die Kinder. Im Interview mit logo! sprach die First Lady der Ukraine, Olena Selenska, über die schreckliche Lage für die Kinder im Land.
Sehen Sie das gesamte Interview mit Olena Selenska oben im Video.
"Unsicherheit" sei das Wort, was die Lage aus ihrer Sicht am besten beschreibt, erzählt die Ehefrau des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.
Es ist sehr traurig, dass wir nun eine ganze Generation heranwachsen sehen, Millionen Kinder, die ihre Kindheit verlieren.
Olena Selenska

Kinder mit "erwachsenen Augen"

Der Krieg habe die Kinder in ihrem Land grundlegend verändert, erzählt sie. Da gebe es einen Jungen, der seine Mutter in Bakhmut verloren hatte, mit einer Sonderoperation evakuiert werden musste und psychologische Hilfe und Rehamaßnahmen brauchte. Oder ein junges Mädchen - die sei ukrainische Meisterin im Damespielen und spiele in den Straßen mit Passanten, um Geld zu verdienen und das an die ukrainische Armee zu spenden.
Selenska erzählt, dass sie ein Kinderlager für psychologische Rehabilitation betreue. Trotz allem sei es ihre Aufgabe, den Kindern eine Möglichkeit zurückzugeben, regelmäßig zu lächeln.
In der Tat werden Kinder viel zu früh zu Erwachsenen.
Olena Selenska

Selenska stolz auf ihre Kinder

Sie, selbst Mutter von zwei Kindern, beschreibt aber auch, wie der Krieg ihre eigene Familie betreffe. Ihr zehnjähriger Sohn kenne sich inzwischen bestens mit Waffengattungen und Militärwesen aus. Woher er sich die Informationen hole, wisse sie nicht. Und auch ihre 18-jährige Tochter beschäftige sich täglich mit dem Kriegsgeschehen. Sie studiere mittlerweile Völkerrecht, sei eine interessante Gesprächspartnerin, sehe die Welt aber maximalistischer.
Ich bin stolz auf meine Kinder in dieser Hinsicht, sie sind emotional sehr resilient, sie glauben an den Sieg.
Olena Selenska
Doch wie so viele ukrainische Familien habe der Krieg auch ihre eigene Familie getrennt. Zwar auf eine andere Weise, aber ihr Ehemann übernachte am Arbeitsplatz und die Kinder würden ihn nicht oft sehen. Das Schlimmste sei, dass man immer auf die Uhr schauen müsse.

Bildung unter schwersten Bedingungen

Die Bildung sei in den Kriegszeiten besonders schwer, erzählt Olena Selenska. Weniger als die Hälfte der Schulen könnten ihre Türen weiterhin öffnen, denn nur dort gebe es Bombenschutzkeller. Alle anderen Kinder müssten online unterrichtet werden und dazu brauche es Strom, Internet und passende Geräte.

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Sie bewundere den Durchhaltewillen und die Kreativität der Lehrerinnen und Lehrer, sagt die First Lady, und erzählt von einer Lehrerin, die auf schneebedeckter Straße unterrichtete, weil sie am nahegelegenen Supermarkt Internetzugang fand.
Das ist unglaublich, diese Hingabe unserer Lehrer inspiriert sehr.
Olena Selenska
Die Jugend brauche vor allem Sicherheit und Bildung, sagt Olena Selenska. Sie befürchtet, dass es sonst eine Generation von Kindern des Krieges werde. Doch sie ist sich sicher: Die Kinder der Ukraine seien resilient genug, um bis zum Sieg durchzuhalten: "Wir wollen eine Generation des Sieges großziehen."
Die gesamte Reportage über Kinder im Ukraine-Krieg läuft am 23. Februar um 19:50 Uhr im KiKa.

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Quelle: ZDF
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Wie arbeitet das Aktionsbündnis?

Das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe hilft Menschen in der Ukraine und auf der Flucht. Gemeinsam sorgen die Organisationen Caritas international, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie Katastrophenhilfe und UNICEF Deutschland für Unterkünfte und Waschmöglichkeiten, für Nahrungsmittel, Kleidung, Medikamente und andere Dinge des täglichen Bedarfs. Auch psychosoziale Hilfe für Kinder und traumatisierte Erwachsene ist ein wichtiger Bestandteil des Hilfsangebots.
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Quelle: ZDF

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