: Eier aus Käfighaltung vermeiden: Drei Tipps

von Karen Grass
31.01.2024 | 06:37 Uhr
Eier aus Käfighaltung gibt es nach wie vor in der EU. In welchen Produkten sie stecken, ist mangels Kennzeichnung oft schwer zu erkennen. Wie also Käfigeier vermeiden? Drei Tipps.

Viele Hühner, Sauen und Kaninchen leben EU-weit im Käfig. Eine Bürgerinitiative forderte ein Käfigverbot - und die EU-Kommission wollte handeln. Jetzt stockt das Vorhaben. Warum?

29.01.2024 | 07:23 min
Mal ehrlich: Essen Sie noch Eier aus Käfighaltung? Nein?! Bei frischen Eiern ist das auch relativ leicht umzusetzen: Denn die Haltungsform muss auf der Schale angegeben sein. Und weil sie aus Tierwohlgründen nur noch wenige Verbraucher*innen kaufen wollen, sind frische Eier aus Käfigen kaum noch im Handel zu finden.

Das bedeutet Käfighaltung für Nutztiere

  • In der EU sind für Legehennen aktuell sogenannte ausgestaltete Käfige zugelassen - sie haben die früheren klassischen Legebatterien ersetzt, die 2012 verboten wurden.
  • In den ausgestalteten Käfigen muss jede Henne mindestens 0,075 Quadratmeter (in der deutschen Kleingruppenhaltung sind es 0,08 Quadratmeter) Platz haben, es muss ein Nest, Einstreu und Sitzstangen geben.
  • Dennoch können die Tiere laut der Biologin Christiane Keppler kein artgerechtes Verhalten ausleben. Denn sie können nicht uneingeschränkt laufen, scharren, picken und staubbaden - was für die Tiere essenziell ist.
  • Für Sauen oder Mastkaninchen, die in der EU ebenso vielfach weiter in Kastenständen oder Käfigen leben, werden häufig gesundheitliche Probleme beschrieben, etwa instabile Knochen als Folge von mangelnder Bewegung.

Quellen: Bundesinformationszentrum Landwirtschaft; Universität Hohenheim; Friedrich-Löffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit

Kennzeichnung der Haltungsform für Eier bei Fertigprodukten nur freiwillig

Doch was ist mit verarbeiteten Produkten? "Da können durchaus Eier aus Käfighaltung drin stecken, aber das ist oft schwer zu erkennen", sagt Christiane Kunzel von der Verbraucherzentrale (VZ) Nordrhein-Westfalen. Die VZ hat einen Check gemacht, wie es mit freiwilligen Angaben auf Fertigprodukten aussieht, denn eine Kennzeichnungspflicht gibt es dafür nicht.
Und unsere Befürchtung ist, dass gerade bei Produkten mit importierten, billigen Käfigeiern die Herkunft der Eier nicht gekennzeichnet wird.
Christiane Kunzel, Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen
Ist Ihnen da vielleicht unbemerkt doch mal ein Käfigei untergekommen? Gut möglich.

Woher kommen Käfigeier?

  • In Deutschland ist die Käfighaltung für Legehennen zuletzt massiv zurückgegangen und läuft Ende 2025 ganz aus. Übergangsweise leben hier noch ca. fünf Prozent der Legehennen in Käfigen - in sogenannter Kleingruppenhaltung.
  • In einigen unserer Nachbarländer sieht es ganz anders aus: In Polen leben beispielsweise immer noch 73,6 Prozent der Legehennen in ausgestalteten Käfigen.
  • Polen ist unser zweitgrößter ausländischer Lieferant für Eier, etwa zur Verarbeitung. Wie viele Käfigeier darunter sind, ist laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung nicht nachvollziehbar.
  • Derzeit kämen auch viele Eier aus der Ukraine, erklärt Christiane Kunzel von der VZ NRW.  Damit wolle die EU die Ukraine finanziell unterstützen. "Da werden Hennen auch noch in Legebatterien gehalten, die in der EU seit vielen Jahren verboten sind."

Quellen:

Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei; Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung

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EU hat Tierwohlpaket verschoben

Um daran etwas zu ändern, haben per Bürgerinitiative 2019 gut 1,4 Millionen Menschen die EU-Kommission aufgefordert: Käfighaltung sollte für solche Nutztiere in der gesamten EU verboten werden. Die Kommission hatte daraufhin versprochen, bis Ende 2023 einen Vorschlag dafür vorzulegen - als Teil eines ganzen Tierwohlpakets.
Doch im Herbst 2023 strich die Kommission große Teile des Tierwohlpakets wieder von ihrer Arbeitsagenda. Es müssten noch offene Fragen rund um Kosten und Übergangsfristen geklärt werden, so die Begründung.
Fakt ist:
Das Management der Herde wird ohne Käfig deutlich aufwändiger und die Futterkosten steigen auch, weil sich die Tiere mehr bewegen und somit auch mehr fressen.
Christiane Keppler, Biologin vom Landwirtschaftlichen Landesbetrieb Hessen
Um diese Mehrkosten zu stemmen, müssten Landwirt*innen und verarbeitende Betriebe in der EU wohl ihre Preise erhöhen - Handel und Konsument*innen müssten mitziehen. "Aber die Bereitschaft, mehr zu zahlen, ist durch die Inflation eher zurückgegangen", beobachtet die Biologin Christiane Keppler vom Landwirtschaftlichen Landesbetrieb Hessen.

Drei Tipps, um Eier aus Käfighaltung zu vermeiden

Eine Regulierung, die Käfighaltung eindämmt, wird es in dieser Gemengelage also vorerst noch nicht geben. Wir haben deshalb drei Tipps, wie Sie Käfigprodukte selbst vermeiden können:

1. Auf Kennzeichnungen achten

Auf frischen Eiern zeigt die erste Ziffer des aufgedruckten Codes die Haltungsform an: 0 heißt Bio-, 1 heißt Freiland-, 2 Boden- und 3 Käfighaltung. Bei Fertigprodukten loben zumindest einige Hersteller die Haltungsform freiwillig auf der Packung aus. Dann steht da zum Beispiel "Mit Eiern aus Bodenhaltung".
Man muss da genau hinschauen, denn teilweise ist die Angabe auch in der Zutatenliste versteckt, das ist nicht besonders verbraucherfreundlich.
Christiane Kunzel, Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen

Untersuchung zur Kennzeichnung von Eiern in Fertigprodukten

  • Im Marktcheck der Verbraucherzentrale NRW aus dem vergangenen Sommer wurden Fertigkuchen, Gebäck, Feinkost-Salate, Mayonnaisen und Saucen mit verarbeiteten Eiern untersucht.
  • Das Ergebnis: Bei 61 Prozent der Produkte wurden freiwillig Angaben zur Haltungsform der Legehennen gemacht, bei 39 Prozent nicht.
  • Auffällig: Während nur 31 Prozent der Markenprodukthersteller Angaben zur Haltungsform machten, fanden sich bei den Eigenmarken der Handelsketten auf rund 95 Prozent der Produkte Angaben zur Haltungsform.
  • Besonders krass zeigte sich das bei Fertigkuchen und Gebäck: Hier waren nur 25 Prozent der Markenprodukte gekennzeichnet, aber 95 Prozent bei Eigenmarken. Bei Mayonnaise, wo Verbraucher eher an Eier denken, gaben hingegen auch 49 Prozent der Markenhersteller die Haltungsform an und das auch häufiger prominent auf der Vorderseite des Produkts.
  • "Das Ergebnis hat uns ziemlich überrascht, schließlich sind Markenprodukte ja teurer – aber womöglich punkten sie bei Verbraucher*innen nach wie vor mit einem positiven Image und müssen sich bei der Kennzeichnung deshalb noch nicht so stark bewegen", sagt VZ-Expertin Christiane Kunzel.

Quelle: Verbraucherzentrale NRW

Andere Firmen wie etwa der Gebäckhersteller Bahlsen machen zumindest auf ihrer Website Angaben, dafür kann sich ein kurzer Blick in die FAQ des jeweiligen Herstellers lohnen. Eine unvollständige Übersicht, welche Hersteller, Bäcker, Caterer oder Hoteliers welche Haltungsform verwenden, können Sie auch bei der Käfigfrei-Initiative der Albert-Schweitzer-Stiftung einsehen.
Zugegeben: Da wird der Gebäckkauf gleich ziemlich aufwändig. "Deshalb fordern wir weiterhin eine verpflichtende Kennzeichnung auf allen Produkten, damit Verbraucher*innen beim Einkaufen nicht noch lange recherchieren müssen", so VZ-Expertin Kunzel.

2. Bio kaufen

Wer es sich leisten kann und will, kann auf Bioprodukte zurückgreifen. "Hier muss die EU-Öko-Verordnung eingehalten werden, deshalb dürfen per se keine Eier aus Käfighaltung darin stecken", so Christiane Kunzel. Auch Sauen, deren Ferkel zu Bio-Fertigprodukten verarbeitet werden, dürfen in der Bio-Branche nicht im klassischen Kastenstand gehalten werden.

3. Vegane Alternativen ausprobieren

Für viele Produkte gibt es mittlerweile vegane Pendants. Vielleicht schmeckt’s ja?

Kochen und Backen: So können Sie Ei ersetzen

Je nach Zweck eignen sich unterschiedliche Ei-Ersatzprodukte:

  • Ersatzproduktmischungen: Einige Drogerien und Supermärkte bieten mittlerweile Produkte an, die zum Beispiel aus Lupinenmehl, Tapioka, Kartoffel- oder Maisstärke bestehen. Sie können meist mit Wasser angerührt und aufgeschlagen werden und dann als Eiersatz funktionieren.
  • Süßes, saftiges Backwerk: Hier eignen sich etwa Apfelmus oder Bananen als Eiersatz, zumindest, wenn man es fruchtig süß und saftig mag.
  • Baiser oder Mousse: Als Ersatz für Eischnee eignet sich hier ideal Aquafaba, also Kichererbsenwasser. Gegebenenfalls kann man das Wasser etwas reduzieren, um eine Masse zu bekommen.
  • Quiche oder Auflauf: Anders als beim vorherigen Punkt eignet sich hier besser die trockene Variante: Kichererbsenmehl bindet etwa Flüssigkeit in Aufläufen.
  • Burgerpatties: In herzhaften Gerichten können ein bis zwei Esslöffel Tomatenmark die Wirkung von Ei ersetzen.

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Karen Grass ist Redakteurin des ZDF-Magazins WISO.

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