: Warum es jetzt Pfand auf Milchflaschen gibt

von Sarah Hufnagel
30.01.2024 | 06:00 Uhr
Seit dem 1. Januar 2024 gibt es Pfand auf Milchflaschen aus Plastik. Diese Neuerung soll das Recycling erleichtern. Was Handel und Milchindustrie als Probleme sehen.
Seit dem 1. Januar 2024 gibt es auf Milchflaschen 25 Cent Pfand. Das soll Recycling erleichtern und die Abfallmenge reduzieren.Quelle: Imago
Wer im letzten Monat ein Milchprodukt gekauft hat, das in einer Plastikflasche verpackt ist, dem ist vielleicht schon aufgefallen: Auch die leere Schokomilch oder der Joghurtdrink gehören jetzt neben Softdrink-, Fruchtschorle- und Saftflaschen in den Pfandautomaten.

Pfandsystem in Deutschland wird erweitert

Denn: Seit dem 1. Januar 2024 entfällt auf alle Einweg-Plastikflaschen, die Milch oder ein Milchmischgetränk enthalten, ein Pfand von 25 Cent. Entsorgt werden sie nun über das Pfandsystem und nicht mehr im Gelben Sack oder der Gelben Tonne.
Bereits im Jahr 2022 hatte das Bundesumweltministerium die Pfandpflicht auf fast alle Einweg-Plastikflaschen ausgeweitet. Damals kamen beispielsweise solche Flaschen hinzu, die Säfte enthalten. Für Flaschen mit Milchprodukten galt eine Übergangsfrist, die mit Beginn des Jahres 2024 endete.

Milchprodukte aus dem Kühlregal: günstig, lecker und gesund? Sebastian Lege nimmt vier Lebensmittel unter die Lupe und zeigt, wie die Industrie bei der Herstellung trickst.

10.04.2024 | 44:18 min

Pfand auf Milchflaschen: Weniger Abfall, mehr Recycling

Seit Jahren steigen die Mengen an Verpackungsmüll unentwegt an, auch in Deutschland. Für bessere Abfallvermeidung brauchen wir weitreichende Rücknahme- und Pfandsysteme für möglichst alle Verpackungen.
Steffi Lemke (Grüne), Bundesumweltministerin
Ziel des Ministeriums ist es, mit der Erweiterung des Pfandsystems auf Plastikverpackungen für Milchprodukte Verpackungsmüll einzusparen, das Recycling der Flaschen zu erleichtern und zu einem Kreislauf auszubauen. Denn nun werden die Flaschen nicht mehr zusammen mit dem Verpackungsmüll aus dem Gelben Sack verarbeitet und recycelt, sondern bleiben "unter sich": Alle PET-Flaschen werden gemeinsam gesammelt, zerkleinert und in neue Flaschen umgewandelt.

Als vor 130 Jahren die Industrialisierung begann, dachte keiner an Recycling. Man wollte Müll einfach nur schnell loswerden. Dabei wurde schon in der Steinzeit Müll recycelt.

03.07.2023 | 02:53 min

Warum Entsorgung im Gelben Sack nicht ausreicht

Aber Moment mal! Wenn der Müll aus dem Gelben Sack ohnehin recycelt wird, warum ist es dann sinnvoll, die Plastikflaschen separat zu sammeln?
Im Gelben Sack werden Verpackungen aus verschiedensten Materialien und mit diversen Inhalten gemischt. Damit wird nicht nur der Recycling- und Sortierprozess aufwändiger und kostspieliger. Das recycelte Plastik, das aus Plastikverpackungen für Lebensmittel, aber auch aus Wasch- oder Putzmittelpackungen hergestellt wird, kann außerdem nicht für das Verpacken von Lebensmitteln weiterverwendet werden. Die Herstellung von neuen Plastikflaschen wird unvermeidbar.

Der Kreislauf schließt sich

Das Pfandsystem löst dieses Problem, denn aus den gesammelten PET-Flaschen können ohne vergleichsweise aufwändige Sortier- oder Aufbereitungsmaßnahmen neue, lebensmittelgeeignete Flaschen entstehen. Die Eingliederung der Flaschen für Milchgetränke ins Pfandsystem schließt den Kreislauf des PET-Flaschen-Recyclings. Aber warum hat das so lange gedauert?

In London forscht man an nachhaltigen Alternativen zu Plastik. Wenn das erfolgreich wird, müssen Plastikflaschen in Zukunft vielleicht nicht mehr recycelt werden.

13.06.2023 | 02:07 min

Milchflaschen ein Hygienerisiko?

Kritik an der Aufnahme der Milchprodukt-Flaschen ins Pfandsystem wurde im Vorfeld der Einführung vor allem von Seiten des Milchindustrie Verbands (MIV) und des Handelsverbands Deutschland (HDE) laut. Die Sammlung der Flaschen in Pfandautomaten stelle ein Hygienerisiko dar.
Durch Restflüssigkeiten in den Milchgebinden entstehen Hygienerisiken, die deutlich über die Verunreinigung infolge aller anderen Getränke hinausgehen.
Antje Herstein, HDE-Geschäftsführerin für Nachhaltigkeit

Eine Kuh, die keine Gülle und klimaschädliche Rülpser produziert und trotzdem Milch erzeugt. Zu schön, um wahr zu sein?

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Besonders die Verbreitung und Vermehrung von Bakterien werde durch Milch und milchhaltige Getränke begünstigt und könne für unangenehme Gerüche im Bereich der Pfandautomaten sorgen.

Pfand auf Milchflachen: Gab es genug Vorbereitungszeit?

Auch das Bundesumweltministerium sah dieses Risiko und räumte dem Vorhaben daher die erwähnte Übergangsfrist von zwei Jahren ein. In dieser Zeit sollten sich Hersteller und Märkte auf die Verarbeitung des neuen Flaschentyps vorbereiten.
Ob diese Vorbereitungszeit ihre Wirkung zeigt und die Sammlung der Pfandflaschen für Milchprodukte bisher reibungslos und hygienisch abläuft, darüber lasse sich laut HDE bisher nicht urteilen.

Weniger Pfand-Chaos für Verbraucher

Die Verbraucherzentralen hingegen begrüßen die Neuerung im Pfandsystem. Verbraucherinnen und Verbraucher können nun darauf vertrauen, dass alle Einweg-Plastikflaschen und Dosen im Pfandautomat entsorgt werden können. Ausnahmen von dieser Regel gibt es seit diesem Jahr nicht mehr.

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