: So überstehen Allergiker die Pollensaison

von Gunnar Fischer
23.03.2024 | 08:02 Uhr
Ein Heuschnupfen sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Unbehandelt droht die Entwicklung eines allergischen Asthmas. Was bei einer Pollenallergie hilft.

Nicht nur jüngere Menschen, auch immer mehr Ältere werden von einer Pollenallergie geplagt. Warum man das nicht ignorieren und behandeln lassen sollte.

22.03.2024 | 05:30 min
Jedes Jahr beginnt für Millionen Menschen mit der Pollenzeit auch die Leidenszeit. In Deutschland ist inzwischen fast jeder Vierte von einer Pollenallergie, dem Heuschnupfen betroffen. Das Fatale: Im Zuge des Klimawandels hat sich die Pollensaison dramatisch verlängert. Während bestimmte Bäume teilweise bereits im Januar blühen, fliegen Pollen von Gräsern und Kräutern bis weit in den Herbst hinein.

Was bei einer Pollenallergie passiert

Warum so viele Menschen von Heuschnupfen geplagt werden, ist nicht restlos geklärt. Neben einer genetischen Belastung wird auch die Hygiene-Hypothese diskutiert. "Wahrscheinlich wachsen wir in zu sterilen Verhältnissen auf. Und das scheint das Immunsystem dazu zu bringen, gegen eigentlich ungefährliche Stoffe zu schießen", sagt Oliver Pfaar, Allergologe am Universitätsklinikum Marburg.
Ursache für die allergischen Symptome ist eine Fehlsteuerung der körpereigenen Abwehr.
Das Immunsystem stuft die Pollen fälschlicherweise als fremd und gefährlich ein, die ja eigentlich nur harmlose Bestandteile der Luft ohne Krankheitswert sind.
Prof. Dr. Oliver Pfaar, Allergologe, Universitätsklinikum Marburg
Treffen Pollen auf Schleimhäute der Nase, Augen und Atemwege setzen Mastzellen, körpereigene Abwehrzellen, die allergische Entzündung in Gang.

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Wie man Heuschnupfen erkennt

Typischerweise kommt es zu Jucken der Augen, Anschwellen der Nasenschleimhäute, Kratzen im Hals und Niesreiz. Treten diese Symptome unabhängig von der allgemeinen Erkältungswelle und immer zur Blütezeit bestimmter Pflanzen auf, muss an eine Allergie gedacht werden.

Wie eine Pollenallergie diagnostiziert wird

Mit Hilfe eines Prick-Tests lässt sich klären, auf welche Pollen Betroffene allergisch reagieren. Dabei wird je ein Tropfen verschiedener Allergen-Extrakte auf ein Testfeld am Unterarm oder Rücken aufgebracht und mit einer kleinen Lanzette in die Haut leicht eingestochen. Eine allergische, also positive Reaktion zeigt sich meist innerhalb weniger Minuten in Form einer Rötung oder Quaddel, einer juckenden rundlichen Hauterhebung.

Zudem stehen heute auch Bluttests zur Verfügung, mit denen die unterschiedlichen Allergene wie beispielsweise Frühblüher, Gräser oder Hausstaubmilben identifiziert werden können. Hinweise dafür geben erhöhte Werte spezifischer IgE-Antikörper im Blut, die eine Immunantwort auf das entsprechende Allergen anzeigen.

Heuschnupfen nicht unterschätzen

Heuschnupfen zu ignorieren, kann ernste Folgen haben. Allergologe Pfaar warnt, dass sich die Symptome im Laufe der Zeit verschlimmern, weitere Allergien hinzukommen und im ungünstigsten Fall zu einem allergischen Asthma führen können.
Wir Allergologen sprechen dann von einem sogenannten Etagenwechsel.
Prof. Dr. Oliver Pfaar, Allergologe, Universitätsklinikum Marburg
Dabei ginge die Entzündung, die sich primär in den oberen Atemwegen manifestiert, auf die Bronchien über, erklärt der Experte.

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Pollenallergie richtig behandeln

Große Linderung verschaffen Antihistaminika. Sie blockieren Histamin-Rezeptoren und dämmen damit die überschießende Abwehrreaktion ein. Zudem können kortisonhaltige Nasensprays sowie eine Behandlung mit Cromonen helfen. Dabei handelt es sich um Mastzellstabilisatoren zur Prophylaxe von Allergiesymptomen. Da sie nur vorbeugend wirken, müssen sie regelmäßig angewendet werden.
Um gut durch die Pollensaison zu kommen, helfen zudem entsprechende Maßnahmen für die Wohnung und beim Aufenthalt im Freien.

Tipps bei Heuschnupfen

Pollenflug beachten

Pollenallergiker sollten sich über bevorstehende Pollenflüge und die aktuelle Lage informieren. Auskunft gibt die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PID) und der Deutsche Wetterdienst (DWD). Neben dem klassischen Pollenflugkalender zeigen mittlerweile auch zahlreiche Pollenwarn-Apps an, welche Baum- oder Gräserpollen gerade fliegen.

Haare waschen

Vor dem Zubettgehen sollte die Straßenkleidung außerhalb des Schlafzimmers ausgezogen werden. Empfohlen wird zudem, sich abends die Haare zu waschen, damit die anhaftenden Pollen nicht ins Bett gelangen.

Luftfilter nutzen

Um die Pollenbelastung zu reduzieren, können Luftreiniger eingesetzt werden. Sie befreien die Luft von Pollen und Feinstaub. Auch Staubsauger mit Hepa-Filtersystem halten Feinstaub und allergene Partikel zurück. Pollenschutzgitter an Fenstern fangen Pollen beim Lüften ab.

Lüftungszeiten berücksichtigen

Es wird empfohlen auf dem Land eher in den Abendstunden und in der Stadt lieber in den Morgenstunden zu lüften. Der Grund: Die Pollenkonzentration ist in den ländlichen Gebieten am Morgen, in der Stadt jedoch in den Abendstunden am stärksten.

Mund- und Nasenschutz tragen

Das Tragen von Schutzmasken kommt auch Pollen-Allergikern zugute. Der Mund-Nasen-Schutz in Form von medizinischen Masken oder FFP2-Masken trägt zu einem signifikanten Schutz vor dem Einatmen von Baum- und Gräserpollen bei.

Allergen-Karenz

Idealerweise sollten Betroffenen den Kontakt zu Pollen so gut es geht vermeiden. Beim Autofahren ist es ratsam, die Fenster geschlossen zu halten und die Pollenfilter der Lüftungsanlage regelmäßig zu wechseln. Erholung finden Pollenallergiker am Meer oder im Hochgebirge, wo die Pollenbelastung vergleichsweise gering ist.

Kortison langfristig mit Nebenwirkungen

Bei starken Beschwerden werden häufig Kortison-Tabletten verschrieben. Auch die intramuskuläre Anwendung, bei der Kortison in den Muskel gespritzt wird, findet in Deutschland immer noch Anwendung, stellt Pfaar mit Schrecken fest.
Die Patienten sind zwar im ersten Jahr glücklich mit dieser Therapie, weil sie während der Pollensaison keine Symptome mehr haben, doch über die Jahre kommen die Nebenwirkungen.
Prof. Dr. Oliver Pfaar, Allergologe, Universitätsklinikum Marburg
Dazu gehören eine Abnahme der Knochendichte, Gewichtszunahme, neurologische Defizite und Hautprobleme, so der Allergologe.

Betroffene sollen ihre "Allergien ernstnehmen und vor allem konsequent behandeln", so Allergologe Dr. Christian Conrad. Dafür müsse eine individuelle Behandlung des betroffenen Patienten erfolgen.

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Wie Hyposensibilisierung bei Heuschnupfen helfen kann

Wer seinen Heuschnupfen dauerhaft loswerden möchte, muss die Ursache der Erkrankung behandeln. Bei der spezifischen Immuntherapie, der Hyposensibilisierung, soll das körpereigene Abwehrsystem langsam an die allergieauslösenden Substanzen gewöhnt werden. Nur damit lässt sich auch ein Etagenwechsel, die Entstehung eines allergischen Asthmas verhindern.

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