: Was taugen Online-Allergietests?

von Julia Häusler
24.09.2023 | 16:03 Uhr
Mit Hilfe einer Blut- oder Haarprobe erfahren, welche Lebensmittel man gut oder schlecht verträgt: Das versprechen Tests aus dem Internet. Was davon zu halten ist.

Mit Haarsträhne oder Blut Unverträglichkeit testen?

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Blähbauch, Verdauungsprobleme oder aber eine laufende Nase im Frühling - das sind vermeintliche Hinweise auf Unverträglichkeiten oder Allergien. Auf einen Arzttermin beim Allergologen muss man im Zweifel aber lange warten. Abhilfe sollen Selbsttests aus dem Internet schaffen. Sind diese Angebote eine Alternative zum Facharzt?

Analyse auf bestimmte Antikörper

Insgesamt gibt es diverse Testangebote im Netz. Bei vielen dieser Produkte bekommt man ein Testkit nach Hause geschickt und soll in Eigenregie Blut abnehmen. Die Hersteller setzen dabei meist auf sogenannte IgE- und IgG4-Antikörperanalysen. Wie seriös ist das?
Es gebe im Internet bestellbare Tests, die durchaus seriöse Verfahren verwenden, also das so genannte IgE im Blut testen, erklärt Torsten Zuberbier, Direktor des Institut für Allergieforschung an der Berliner Charité. Laut Zuberbier ist eine Analyse auf Basis von IgE-Antikörpern ein anerkanntes Verfahren, auch in Arztpraxen. Eine IgG4-Analyse hingegen ist laut Experten absolut ungeeignet.
IgG4-Antikörper spielen keine Rolle für Beschwerden bei Nahrungsmittelallergien.
Prof. Dr. Torsten Zuberbier, Direktor des Instituts für Allergieforschung an der Charité

IgE und IgG

  • Immunglobulin E (IgE)-Antikörper sind für Allergien verantwortlich. Solche Labortests werden in der Allergiediagnostik sehr häufig routinemäßig durchgeführt.
  • Immunglobuline der Klasse G oder auch IgG4 ermöglichen keinerlei Unterscheidung zwischen Menschen mit und ohne Nahrungsmittelallergie oder -unverträglichkeit. Die Entwicklung solcher Antikörper ist lediglich ein Anzeichen dafür, dass der Untersuchte Kontakt mit dem Stoff hatte.

Tests mit Blut- oder Haarprobe

Das selbst abgenommene Blut tröpfelt man dann auf eine Pappkarte oder in ein Röhrchen, verschickt die Probe an ein Labor und nach wenigen Tagen hat man das Ergebnis per Mail.

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Andere Tests basieren auf dem Einsenden einer Haarprobe. Man füllt einen Online-Fragebogen aus, schneidet sich eine vorgegebene Menge der eigenen Haare ab und sendet sie den Firmen zu.
Das Problem: Drogen oder Vergiftungen beispielsweise lassen sich gut in Haarproben nachweisen. Es ist allerdings unmöglich, anhand einer Haarprobe eine Lebensmittelallergie nachzuweisen. Zuberbier spricht von "wissenschaftlich erwiesenem Blödsinn".
Die Tests sind dabei nicht besonders günstig: Ohne Rabatte kosten die meisten Angebote rund 100 Euro.

Ärztliche Einordnung fehlt

Ein weiteres Problem: Die Nutzer solcher Onlinetests bekommen die Ergebnisse und sind dann auf sich allein gestellt sind. Teilweise werden auf mehr als 30 Seiten diverse medizinische Dinge erklärt, die Laien oftmals gar nicht verstehen oder einordnen können. Die Expertise eines Arztes, der die Ergebnisse mit den Patienten durchgeht, erklärt und eine Handlungsempfehlung ausspricht, ist unglaublich wichtig.
Hat man also den Verdacht, an einer Allergie oder Unverträglichkeit zu leiden, sollte man lieber einen Facharzt aufsuchen, auch wenn das zum Teil mit Wartezeit verbunden ist. Die Kosten solcher Testungen werden von den Krankenkassen übernommen.

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