: Mentale Gesundheit in der Weihnachtszeit

von Sarah Hufnagel
18.12.2023 | 15:39 Uhr
Besinnlich und gemütlich: So soll Weihnachten mit der Familie sein. Doch nicht immer ist Weihnachtszeit auch gleich Entspannungszeit. Wen der Weihnachtsstress besonders trifft.
Um zu viel Stress in der Weihnachtszeit zu verhindern, ist es gut, auf eine gleiche Verteilung der Belastung in der Familie zu achten.Quelle: Imago
Geschenke liegen unterm geschmückten Baum, die Küche duftet nach Plätzchen und im Hintergrund erklingt "Last Christmas". Der Gedanke an Weihnachten löst bei vielen Menschen vor allem Vorfreude aus. Endlich kommt mal wieder die ganze Familie zusammen, sorgsam werden ausgesuchte Geschenke verteilt und Unmengen an leckerem Essen verschlungen.
Bis es aber so weit ist, braucht es in der Adventszeit vor allem eins: Vorbereitung. Die beginnt schon mit dem Befüllen der Adventskalender der Kinder im November und endet erst, wenn die Weihnachtsdeko wieder auf dem Dachboden verstaut und alle Plätzchenkrümel, Geschenkpapierreste und Lamettafäden aus dem Wohnzimmer verschwunden sind.

Was stresst uns, wie und warum? Ist Stress immer gefährlich? Gibt es auch positiven Stress? Wie schaffen wir es unter Stress, rationale Entscheidungen zu treffen?

24.09.2023 | 27:00 min

Mental Load: Was ist das eigentlich?

Das perfekte Weihnachtsfest ist mittlerweile zu einem Projekt geworden, das genau geplant werden muss. Hinter Essen, Geschenken und Deko stecken eine Menge Entscheidungen, Besorgungen und Wünsche, die erfüllt werden sollen. Dabei scheinbar das Wichtigste: Nichts darf vergessen werden.
Mental Load ist Projektmanagement im Privaten.
Almut Schnerring, Initiatorin des Equal Care Day
Viele kleine Aufgaben summieren sich dann zu einem riesigen Berg an To-Dos und Entscheidungen, die im Kopf behalten werden müssen und für Unbeteiligte oft unsichtbar sind. Dieser "Gedankenberg", der scheinbar nie schrumpft, wird auch als Mental Load bezeichnet. An Weihnachten kommt dann zur Alltagsbelastung, die insbesondere für Alleinerziehende oder Menschen mit pflegebedürftigen Angehörigen ohnehin schon hoch ist, zusätzlicher Festtagsstress dazu.

Besonders betroffen: Frauen

Der Druck ist also hoch. Und die Belasteten sind oft weiblich. Denn das Weihnachtsfest bringt viel Fürsorge- und Hausarbeit mit sich: Es wird gekocht und gebacken, für jeden und jede muss das perfekte Geschenk gefunden werden und putzen muss natürlich auch jemand.
Auch heute noch werden diese Aufgaben in vielen Familien von Frauen übernommen: Laut einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin leisten sie etwa eineinhalbmal so viel Care-Arbeit wie Männer. Dabei ist diese Tendenz, Care-Arbeit zu übernehmen, keineswegs "angeboren", sondern wird Frauen und Mädchen von klein auf beigebracht. Das Ergebnis: ein oft unsichtbares Ungleichgewicht der Belastung.

Almut Schnerring, Initiatorin des Equal Care Day, über die mangelnde Wertschätzung von Fürsorgearbeit.

06.03.2023 | 07:47 min

Weihnachtsstress kann die mentale Gesundheit belasten

Anerkennung erhalten die Betroffenen häufig nicht für ihre unbezahlte Mehrarbeit. Stattdessen wird sie als selbstverständlich hingenommen oder nicht gesehen. Das kann Folgen haben, vor allem für die psychische Gesundheit, denn langfristige Überlastung sorgt nicht nur für Schuldgefühle, Stress und Gereiztheit. Sie kann auch zu einem Burnout führen.
Wer auch immer der Meinung ist, Weihnachten sei eine rundum geruhsame und besinnliche Zeit, trägt vermutlich wenig Mental Load und Care-Arbeit.
Almut Schnerring, Initiatorin des Equal Care Day

Was tun gegen zu viel Mental Load in der Weihnachtszeit?

Damit es nicht so weit kommt und Weihnachten für alle zu einem schönen Fest wird, ist zunächst einmal wichtig: Aufgaben sollten klar kommuniziert werden. Denn auch wenn es keine Patentlösung für die Vermeidung von Weihnachtsstress gibt: Der Mental Load kann und sollte geteilt werden.
Erst wenn alle wissen, welche Erledigungen anstehen und noch abgearbeitet werden müssen, ist die Arbeit nicht mehr unsichtbar. Auch gegenseitige Erwartungen sollten offen geklärt werden, damit Schuldgefühle und Enttäuschungen keinen Platz haben.

Wenn neben dem Alltag noch viele weitere Aufgaben im Kopf herumschwirren, dann ist die Rede von "Mental Load". Die hohe mentale Belastung kann dabei schwere Folgen haben.

06.11.2023 | 01:05 min

Stress und Ansprüche an Weihnachten reduzieren

Personen, die besonders stark von der Belastung durch den Weihnachts-Mental-Load betroffen sind, müssen dabei bereit sein, Verantwortung an Partner, Verwandte oder Freunde abzugeben. Außerdem kann es helfen, die Ansprüche an ein vermeintlich perfektes Weihnachtsfest zu reduzieren und dabei das eigene Wohlbefinden zu priorisieren, auch wenn das nach jahrelanger "Alleinarbeit" zunächst schwerfallen kann.

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