: Wie man Kohlenmonoxidvergiftungen verhindert

von Melanie Hillmann
09.08.2024 | 06:22 Uhr
Defekte Heizungsanlagen, Kaminöfen oder Gasthermen können in kürzester Zeit Vergiftungen mit Todesfolge verursachen. Was Kohlenmonoxid gefährlich macht und wie man vorsorgen kann.
Kohlenmonoxid verhindert den Sauerstofftransport im Blut. Daher muss bei Symptomen schnellstmöglich gehandelt werden.Quelle: obs
In Deutschland kommen laut Bundesärztekammer jedes Jahr mehr als 3.000 Menschen zur Behandlung in ein Krankenhaus, weil sie zu viel Kohlenmonoxid (CO) eingeatmet haben. Ungefähr 500 Menschen sterben pro Jahr an den Folgen einer Kohlenmonoxidvergiftung.
Ob Campingkocher, Heizpilz, Stromaggregate oder Grill: Das Gas kann aus Feuerquellen aller Art austreten, wenn diese unsachgemäß bedient, schlecht installiert oder unzureichend gewartet werden.

Warum ist CO-Gas so heimtückisch?

"Kohlenmonoxid ist geruchlos, ohne Geschmack und man spürt es nicht. Es blockiert den Sauerstofftransport im Blut, was in nur wenigen Minuten zu erheblichem Sauerstoffmangel führen kann. Das macht das Ganze so gefährlich", sagt Stefan Pahler, Facharzt für Intensiv- und Notfallmedizin. Er ist leitender Druckkammerarzt im Klinikum Traunstein. In der dortigen Druckkammer behandelt er CO-Vergiftungen mit hochkonzentriertem Sauerstoff. Das Kohlenmonoxid wird dadurch umgehend aus dem Blut abgeleitet und die Symptome werden gelindert.
Gefährlich ist Kohlenmonoxid auch, weil die Moleküle so klein sind, dass sie Wände durchdringen können. Damit muss sich die Quelle des Kohlenmonoxids nicht unbedingt im selben Raum befinden, um toxisch zu wirken.

Kamin- und Kachelöfen sind beliebt. Wer jedoch einen älteren Holzofen besitzt, muss ihn eventuell bis Ende 2024 nachrüsten oder auch austauschen, sonst droht die Stilllegung.

01.03.2024 | 02:59 min

Die häufigsten Ursachen für CO-Unfälle

  • Einsatz von Verbrennungsmotoren oder Geräten, die mit Gas betrieben werden, sowie das Grillen in geschlossenen Räumen oder Garagen (geöffnetes Tor reicht nicht!)
  • technische Defekte oder Manipulationen an Feuerstätten wie Heizungsanlagen, Abgasanlagen oder Kaminöfen
  • unzureichende Luftzirkulation nach Sanierungsmaßnahmen (bei neuen Fenstern oder nach Wärmedämmung)
  • Betrieb von Shishas in geschlossenen Räumen (ausreichend lüften!)
  • Betrieb von Deko-Feuerstellen, Indoor- oder Bioethanol-Kaminen ohne ausreichende Belüftung
  • Lagerung von Holzpellets, vor allem wenn sie feucht sind
Für Schornsteinfegerin Julia Bothur ist die Aufklärung wichtig: "Bitte keine Katalytöfen oder Grills in geschlossenen Räumen aufstellen", mahnt sie und weist darauf hin, dass eine CO-Vergiftungsgefahr auch dort entstehen kann, wo man sie nicht direkt vermutet, etwa im Bad. Denn, was laut Bothur viele vergessen, die Haarspray im Badezimmer verwenden: "Wenn sich dort eine Therme befindet, verklebt das Spray den Brenner. Es kann keine komplette Verbrennung stattfinden und dann entsteht Kohlenmonoxid."

Über Nase oder Mund und Luftröhre kommt der Sauerstoff in die Lunge. Durch Gefäßwände kann er ins Blut aufgenommen werden und strömt mit jedem Pulsschlag in den Kreislauf.

25.04.2022 | 01:32 min

Unspezifische Warnzeichen einer Kohlenmonoxidvergiftung

Die Symptome einer Vergiftung seien "ganz unspezifisch", so Pahler: "Kopfschmerzen, Schwindel, Schwächegefühl, Übelkeit, Erbrechen, Konzentrationsstörungen, Verwirrung, Sehstörungen, Bauchweh, Atemnot, Brustschmerzen, im massiven Fall Bewusstlosigkeit und Herz-Kreislauf-Stillstand."
In diesem Jahr habe Pahler so viele CO-Vergiftungen wie nie behandelt. Er vermutet, dass das durchwachsene Wetter eine Rolle spielt: "Die Patienten haben in einer großen Garage gesessen mit drei Heizpilzen." Nicht von ungefähr komme es übrigens am Vatertag häufig zu CO-Unfällen: "Die Leute treffen sich, gehen zum Grillen, es wird kühl. Dann ziehen sie in die Garage - und dann hat man schon die Kohlenmonoxid-Atmosphäre", so Pahler weiter.

Im Notfall zählt jede Sekunde, aber nicht immer kommt schnell genug Hilfe. Ein neues Verfahren für Leitstellen soll nun die Hilfsfristen in den Bundesländern garantieren.

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So einfach sind Schutzmaßnahmen

Einsatzkräfte und Schornsteinfeger empfehlen in geschlossenen Räumen CO-Melder anzubringen. Die Kosten liegen bei 15 bis 70 Euro. Auch immer mehr gesetzlich vorgeschriebene Rauchmelder sind mit einem CO-Warner ausgestattet. Ansprechpartner bei Fragen sind laut Julia Bothur Schornsteinfeger und Installateure, die für die Wartung der Geräte zuständig sind.

Was tun als Ersthelfer bei einer Kohlenmonoxid-Vergiftung?

"Rufen Sie 112 an", ermahnt Stefan Pahler. Wichtig sei, zu jeder Zeit auf Eigenschutz zu achten (zum Beispiel für Frischluftzufuhr zu sorgen) und erst dann zu versuchen, mit der betroffenen Person schnellstmöglich an die frische Luft zu gelangen.

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Quelle: ZDF
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