: Ein "Cocktail an Pestiziden" im Schwarzen Tee

von Florence-Anne Kälble
19.10.2023 | 07:00 Uhr
Schwarzer Tee ist für viele eine Alternative zum Kaffee: Bei Öko-Test haben aber nur zwei Produkte mit "sehr gut" abgeschnitten. In vielen Sorten fand sich Glyphosat.
Teeherstellung: Ein Teeproduzent bereitet Teeblätter vor, um Schwarztee daraus herzustellen (Symbolbild). Quelle: dpa
Wenn die Tage kürzer und vor allem kälter werden, ist der Griff zu einer wärmenden Tasse Tee fast schon obligatorisch. Seit Ende des 19. Jahrhunderts gibt es ihn in Deutschland.
Öko-Test hat sich in der Oktober-Ausgabe den durch Oxidation schwarz gefärbten Teeblättern gewidmet. Das Fazit: In manchen Produkten steckt laut den Testern ein "ganzer Cocktail an Pestiziden". Glyphosat beispielsweise ist in allen konventionellen Tees enthalten. Von 24 Marken-Produkten sind nur zwei mit "sehr gut" und fünf mit "ungenügend" bewertet worden.

Aldi nimmt beanstandeten Tee aus Sortiment

Mit den meisten verschiedenen Spritzgiften belastet ist ein Norma-Produkt, der Cornwall Ceylon-Assam Schwarzer Tee. Hier sind sieben verschiedenen Pestizide nachgewiesen worden, weswegen der Tee mit "ungenügend" bewertet wurde. Auch die Westminster Tea Schwarztee-Mischung von Aldi Nord wurde mit "ungenügend" benotet.
Das Labor fand einen Gehalt an Chlorat, der den gesetzlichen Grenzwert deutlich überschreitet. Chlorat kann, über einen längeren Zeitraum in zu hohen Gehalten aufgenommen, die Aufnahme von Jod hemmen und die Schilddrüse schädigen. Aldi Nord reagierte auf die Ergebnisse von Öko-Test und teilte mit, diesen Tee ab sofort nicht mehr anzubieten.

Tee ist eines der beliebtesten Getränke Deutschlands - trotz des schlechten Produktionsrufs. Pioniere in aller Welt bauen Tee für Menschen an, die mit gutem Gewissen aufbrühen wollen.

30.10.2021 | 30:10 min
Mit "gut" hat aus dem konventionellen Bereich nur ein Tee abgeschnitten: Teekanne Bio Schwarzer Tee Klassik feinaromatisch, 20 Beutel.

Öko-Test findet Pestizide auch in Bio-Tee

Der schwarze Tee von dm Bio verfügt über das Bio-Siegel von Naturland und eines von Fairtrade. Der Befund aus dem Labor zeigt, dass in dem Tee aus biologischem Anbau das Pestizid Dicofol enthalten ist. Das ist ein Kontaktgift gegen Spinnmilben, das in der EU im Anbau seit vielen Jahren verboten ist. Dicofol fällt unter die "Stockholm Convention" - eine Liste von international hoch geächteten persistenten Schadstoffen.
dm schickte Öko-Test ein eigenes Laborgutachten, laut dem der Tee kein Dicofol enthält. Öko-Test hat daraufhin das Ergebnis mit einer neuen Mischprobe überprüfen lassen, und auch hier gab es wieder einen positiven Befund. Das dm-Produkt ist der einzige Bio-Tee aus dem Test mit einem Pestizidrückstand und wurde mit "ausreichend" bewertet.
Bio verbietet synthetische Pestizide. Das ist auch ein erster wichtiger Schritt zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen.
Birgit Hinsch, Öko-Test-Projektleiterin

Zwölf Spritzgifte in Tees nachgewiesen

Das Bizarre laut Öko-Test sei, dass Rückstände von verbotenen Pestiziden erlaubt sind, denn die Pestizide sind in der EU nur im Anbau verboten. Von insgesamt zwölf Spritzgiften, die das beauftragte Labor in den 24 Tees nachgewiesen hat, sind fast alle vom Pestizid-Aktions-Netzwerk (PAN) als "hochgefährlich" eingestuft. Sechs davon sind in Deutschland verboten oder nicht mehr zugelassen.
Erschreckend fanden die Tester von Öko-Test, dass in jedem geprüften konventionell angebauten Tee Glyphosat gefunden wurde. Alle gemessenen Pestizidrückstände bewegen sich jedoch weit unter den gesetzlich zugelassenen Mengen, so dass sie von Öko-Test als "Spuren" bewertet werden. Akut giftig sind sie nicht.

Probleme vor allem beim Spritzen der Pestizide

Öko-Test prangert den Einsatz der Pestizide aber an, weil die Giftstoffe für die Menschen, die sie in den Anbauländern spritzen - Indien, Sri Lanka oder Malawi - viel fataler und toxischer sind. Gerade weil diese Arbeiter meist nicht mit entsprechender Schutzkleidung ausgestattet sind.
Die Folgen können Vergiftungserscheinungen bis hin zum Tod sein. Laut Öko-Test sterben 11.000 Menschen jährlich an Pestizidvergiftungen.

Bestnote für komplett sauberen Bio-Tee

Überzeugt haben die Tester zwei Bio-Anbieter - sowohl was den Teeanbau als auch die Transparenz angeht. Einer davon ist der Lebensbaum Assam Schwarztee Broken kräftig- malzig, lose. Und da dieser Tee auch ansonsten komplett sauber ist, kommt er im Gesamturteil auf die Bestnote.

Testverfahren von Öko-Test beim Schwarztee

Getestet wurden 24 Schwarztees, darunter zehn Bio-Produkte. Im Labor sind die Tees auf ein breites Spektrum an Pestiziden getestet worden, unter anderem Anthrachinon und Nikotin. Beide waren ursprünglich als Pestizide zugelassen, gelangen nach aktueller Studienlage aber über andere Wege auf die Teeblätter. Bei den Untersuchungen sind allenfalls Spuren der Kontaminanten gefunden worden.

Auch auf Pyrrolizidinalkaloide wurde getestet. Diese natürlichen Pflanzengifte können die Leber schädigen und sind zudem potenziell krebserregend und erbgutschädigend. Ebenfalls auf dem Testplan stand Chlorat. Die Verpackungen sind auf PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen geprüft worden.

Darüber hinaus haben die Unternehmen umfangreiche Fragenbögen zu den Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen auf den Plantagen sowie zur Offenlegung der Lieferkette und Zertifizierungen gestellt bekommen. Die Antworten und Belege sind nach einem Punktesystem bewertet worden.

Mehr zu Pestiziden in Lebensmitteln

Mehr Berichte zu Öko-Test-Ergebnissen