: Fröhliche Weihnachten: Festtage ohne Streit

von Sabine Winkler
20.12.2023 | 09:56 Uhr
Heiligabend steht vor der Tür, die Familie kommt zusammen - das ist schön, bedeutet oft aber auch jede Menge Stress und Konfliktpotenzial. Wie Sie das Fest ohne Clinch überstehen.
Weihnachten wird häufig mit einem gemeinsamen Weihnachtsessen im Kreis der Familie gefeiert - doch nicht immer wird es zu einem besinnlichen Fest.Quelle: Colourbox.de
Die Tage rund um das Fest der Liebe könnten so idyllisch sein - wäre da nicht die Familie. Fast ein Viertel aller Deutschen hatte laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov aus dem Jahr 2019 an Weihnachten schon einmal Streit im engsten Kreis.
Doch das muss nicht sein, wie Ricarda Rehwaldt erklärt. Für die Professorin für Psychologie an der IU International University steht fest, dass eine Vielzahl der Konflikte, die sich um die Weihnachtstage entladen, das Resultat von zu viel Stress gepaart mit hohen Erwartungen ist.

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Warum gibt es häufig Streit an Weihnachten?

In der Adventszeit kommen viele Dinge zusammen.
Studien zeigen, dass Frauen im Vergleich zu Männern überproportional vom Weihnachtsstress betroffen sind, und zwar aufgrund der tendenziell höheren Übernahme von Koch-, Dekorationsaufgaben sowie der häufigeren Verantwortung für den Geschenkekauf.
Ricarda Rehwaldt, Professorin für Psychologie an der IU International University
Entspannung und Entschleunigung im Vorfeld können dazu beitragen, dass es an den Festtagen gar nicht erst zu heiklen Situationen komme.

Werbung prägt Vorstellung vom perfekten Weihnachten

Allerdings stamme die Vorstellung von perfekten Weihnachten auch aus der Werbung, wie Martin K.W. Schweer von der Universität Vechta erklärt:
Die über Wochen, Monate und Jahre hinweg kaum angesprochenen und ungelösten Konfliktherde haben darin zwar keinen Platz, sie lassen sich aber auch mit Festlichkeit nicht wegzaubern.
Martin K.W. Schweer, Diplompsychologe von der Universität Vechta
Das mündet dann in der klassischen Situation am Esstisch zwischen Gänsebraten und Rosenkohl. Da mäkelt dann etwa die Großmutter darüber, warum die 30-jährige Enkelin nicht verheiratet sei. Oder der Onkel beschwert sich über das Gendern.

Andere Meinungen sind schwer auszuhalten und führen nicht selten zu hitzigen Diskussionen. Peter Kunz ist der Frage nachgegangen, wie man in der eigenen Familie mit politischen Differenzen umgeht, ohne auseinanderzubrechen.

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Sechs Tipps, wie Sie Streit an Weihnachten vermeiden

Schweer betont, dass Streitpunkte immer eine Vorgeschichte haben. Wer sich dessen bewusst sei, könne besser reagieren. Der Diplompsychologe empfiehlt:
  • Sprechen Sie problematische Themen offen an und bleiben Sie authentisch.
  • Versetzen Sie sich in die Lage anderer Familienmitglieder: "Manchmal stecken die Sorgen einer anderen Generation dahinter, ob das eigene Kind glücklich ist. Werden die Äußerungen jedoch verletzend und aggressiv, sollten klare Grenzen gesetzt werden", erläutert Schweer.
  • Wenn es aber eskaliert: Durchatmen, sich beruhigen und sich einen kurzen Moment sammeln.
Generell bergen emotional aufgeladene und kontroverse Themen ein hohes Streitrisiko, sagt Rehwaldt. Sie rät zu mehr Gelassenheit:
  • Nutzen Sie Traditionen: "Rituale bewirken im Gehirn, dass das Glückshormon Dopamin ausgestoßen wird. Die gleiche Musik, die gleiche Dekoration und der gleiche festlich gedeckte Tisch bewirken von selbst, dass Verbundenheit empfunden wird", erklärt Rehwaldt.
  • Zeigen Sie Gelassenheit: "Die für alle Beteiligten günstigste Variante ist eine wohlwollende Haltung", weiß Rehwaldt. "Dann fällt es Ihnen leichter, zu sagen: Ach, Oma, weißte doch, schöne Männer fallen nicht vom Himmel."
  • Definieren Sie klare Regeln: "Eigentlich möchte niemand, dass an Weihnachten gestritten wird", erläutert die Psychologin. "Deshalb ist es nicht komisch, im Vorfeld zu besprechen, welche Themen nicht unter den Weihnachtsbaum gehören."

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Auch an den Weihnachtstagen gilt: Offenheit, Verständnis und Gelassenheit

Manchmal hilft allerdings kein gutes Zureden. Dann sei es legitim, die Reißleine zu ziehen. Ein kurzer Spaziergang kann helfen, weiß Rehwaldt: "Das können Sie mit einem Satz anmoderieren wie: So, ich brauche mal ein paar Minuten für mich, ich schnappe ein wenig frische Luft."
Generell sei ein gemäßigter Umgang mit Alkohol ratsam an den Festtagen. "Und wenn Sie bisher bei Ihren Eltern übernachtet haben, können Sie ja mal ein Hotel ausprobieren - dieser kleine Abstand kann auch zur Entspannung beitragen", sagt die Expertin. Na dann: Fröhliche Weihnachten!

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