: Nachhaltige Weihnachtsbäume - geht das?

von Alice Schirasi und Elmar Mai
09.12.2023 | 06:19 Uhr
Ist es noch zeitgemäß, aus Tradition für wenige Tage im Jahr einen Weihnachtsbaum zu kaufen? Alternativen und nachhaltige Tipps zum Tannenbaum im Wohnzimmer.

Pflanzenexperte Elmar Mai gibt Tipps zum Weihnachtsbaum-Kauf und zur Pflege.

07.12.2023 | 08:11 min
Alle Jahre wieder werden allein in Deutschland im Schnitt etwa 23 Millionen Weihnachtsbäume verkauft. Viele davon stammen aus Intensivanbau und werden unter prekären Bedingungen gezüchtet.
"Die beliebte Nordmanntanne hat ihre Heimat in Georgien und bildet dort dichte Wälder. Da sie sich nur aus Samen vermehren lässt, werden die Zapfen zur Samengewinnung unter brutalsten Bedingungen von den Bäumen geholt", kritisiert Pflanzenexperte Elmar Mai.
Der ökologische Waldschaden ist enorm.
Elmar Mai, Pflanzenexperte

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Viele Weihnachtsbäume haben weite Wege

Zwar stammt der Großteil der Weihnachtsbäume aus Deutschland, doch die Anbaugebiete konzentrieren sich auf einzelne Regionen, wie etwa auf das Sauerland. Demnach haben viele Bäume auch innerhalb Deutschlands weite Wege vor sich. "Wer also bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, sollte entweder komplett darauf verzichten oder über Alternativen nachdenken."

Künstlicher Weihnachtsbaum: Alternativen zum Klassiker

Eine mittlerweile diskutable Alternative zum lebenden Baum ist ein Imitat, das sich bei entsprechender Qualität von einem echten Baum kaum unterscheidet. "So ein Baum ist über viele Jahre verwendbar und lässt sich in aller Regel auch platzsparend aufbewahren", erklärt Elmar Mai. "Der höhere Preis amortisiert sich nach wenigen Einsätzen. Ein Zusatz-Vorteil: Er braucht auch keine Pflege."
Wer dennoch nicht auf eine echte Tanne verzichten möchte, sollte folgende Ratschläge überdenken:
  • Der Baum sollte frisch sein und aus der Region stammen.
  • Viele Förster nutzen Nadelbäume als Unterholz bei der Aufforstung, das nach einigen Jahren ohnehin entfernt werden muss. Hier ist die größte Nachhaltigkeit gegeben.
  • Bäume aus Kulturen sollten ein Biosiegel tragen, das den Artenschutz fördert, weil auf Spritzmittel aller Art verzichtet wird.
  • Als Alternative zur Nordmanntanne bieten sich auch Edeltannen an. Aber auch andere Tannen- und Fichtenarten haben eine bessere Ökobilanz als Nordmanntannen. Ideal auch hier: die Herkunft aus der näheren Region.

Vorsicht beim Weihnachtsbaum im Topf

Wer keinen "toten" Baum für ein kurzzeitiges Event auf dem Gewissen haben möchte, kann auch einen schwach wachsenden Nadelbaum im Kübel kaufen.
Allerdings nicht einen mit Wurzeln vom Weihnachtsmarkt, denn die sind brutal gerodet und mit Wurzelresten in einen Topf gedrückt, sondern einen aus der Baumschule.
Elmar Mai, Pflanzenexperte
Das ist zwar teurer, aber auf mehrere Jahre gerechnet die mit Abstand preiswerteste Variante. Solche Bäume sollten aber nur kurzzeitig ins warme Zimmer geholt werden.

Weihnachtsbaum-Artenkunde

Nordmanntanne

Die Nordmanntanne (Abies nordmanniana) benötigt zwölf bis 15 Jahre, um Zimmerhöhe zu erreichen - deshalb ist sie mit Abstand am teuersten. Die Tanne wird ausschließlich für das Weihnachtsfest angebaut und zeichnet sich vor allem durch seine hohe Nadelfestigkeit aus. Sie hat weiche, glänzend-tiefgrüne, nichtstechende Nadeln und eine gleichmäßige Wuchsform.

Edeltanne

Die Edeltanne (Abies nobilis bzw. A. procera) liegt etwa auf dem gleichen Preisniveau wie die Nordmanntanne, ist aber noch haltbarer. Sie hat weiche, blaugrüne Nadeln, die äußerst intensiv nach Orangen duften und etagenförmig angeordnete Zweige. Ihren Geruch kann man noch intensivieren, wenn die am Stamm befindlichen Harztaschen (kleine Beulen) mit einer Nadel angepikst werden.

Blaufichte

Die Blaufichte (Picea pungens) hat einen blauen Schimmer auf den Baumnadeln, dessen Intensität einerseits vom Typ, andererseits von der Witterung abhängt. Sie hat eine mittlere Haltbarkeit, liegt im Preissegment etwas über der Fichte und ist ein Klassiker unter den Weihnachtsbäumen. Aufgrund ihrer starken, gleichmäßig etagenförmig gewachsenen Äste ist sie besonders für schweren Baumschmuck und für echte Kerzen geeignet. Ihre Nadeln stechen stark und duften sehr nach Wald.

Fichte

Die Fichte (Picea abies) ist der preiswerteste Weihnachtsbaum, hat aber von allen Arten die geringste Haltbarkeit, denn sie nadelt in warmen Räumen schon nach wenigen Tagen. Sie hat dunkelgrüne, mäßig stechende Nadeln.

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Tipps zum Kauf

Wer einen echten Baum kauft, sollte darauf achten, dass er weder eine wochenlange Lagerung noch lange Transportzeiten hinter sich hat. Pflanzenexperte Elmar Mai hat hierzu folgende Tipps:
  • Schütteltest: Den Baum kräftig schütteln. Ein frischer Baum verliert keine Nadeln.
  • Kratztest: Stückchen Rinde abkratzen. Das Holz eines frischen Baums ist darunter noch feucht.
  • Streichtest: Von innen nach außen über die Nadeln streichen. Der frische Baum behält seine Nadeln.

Wie man das Nadeln verhindert

Um frühzeitiges Nadeln zu verhindern, sollte der Baum zu Hause sofort frisch am Stamm einige Zentimeter angeschnitten und direkt im Netz in einen Eimer mit Wasser gestellt werden. Die Rinde darf dabei nicht verletzt werden.
Ein Baum kann nur Wasser aufnehmen, wenn die Grenzschicht zwischen Holz und Rinde intakt bleibt.
Elmar Mai, Pflanzenexperte
Ein Baum kann bis zu einen Liter Wasser pro Tag verbrauchen. Insofern sollte das Wasser im Christbaumständer täglich nachgefüllt werden. Ein kühler Standort ist gegen zu frühes Nadeln förderlich - zumindest bis zum Aufstellen in der Wohnung.

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