: So funktioniert das Prinzip Biobauer

von Claudia Oberst
30.03.2024 | 15:59 Uhr
Er bekommt mehr EU-Subventionen als seine konventionellen Kollegen, muss aber auch höhere Auflagen erfüllen. Biobauer Christian Krupp erklärt, warum Bio für ihn die Zukunft ist.
Ohne die Subventionen der Europäischen Union hätte Christian Krupp keinen Gewinn, erklärt der Landwirt.Quelle: Imago
Christian Krupp nimmt den Ordner mit den EU-Subventionsbescheiden aus dem Schrank. Rund 80.000 Euro erhält der Biobauer pro Jahr. Für die Förderung muss er genau dokumentieren, welches Futter er zusätzlich kauft und wohin er seine Tiere verkauft. Bürokratie, die er neben der Arbeit auf dem Feld und im Stall erledigen muss.
Biobauer zu sein, ist meiner Meinung nach nicht weniger oder mehr Bürokratie, als generell Landwirt zu sein. Was beim Biobauern besonders dazukommt: Er muss eine komplexere Dokumentation zu Wareneingang und Warenausgang machen.
Christian Krupp, Bio-Landwirt

80.000 Euro Subventionen für Biobauer pro Jahr

Krupp ist täglich zwölf Stunden auf seinem Hof im Einsatz. Acht Stunden seien Arbeit, vier Stunden Hobby, scherzt der Familienvater. Sein Betrieb, der Pillinger Hof, liegt in Perl im Saarland und ist 160 Hektar groß. Krupp baut Getreide an, züchtet Rinder und Schweine. Ohne die 80.000 Euro EU-Subventionen läge sein Gewinn bei null, sagt Krupp. Er ernährt damit seine Familie, tätigt Investitionen, zahlt Kredite ab. "Das Familieneinkommen liegt dann zwischen 30.000 und 40.000 Euro", sagt Krupp.

Die Nachfrage nach Bio-Produkten ist im vergangenen Jahr angestiegen. Produzenten und Händler der weltgrößten Bio-Messe zeigen sich auch für dieses Jahr optimistisch.

13.02.2024 | 01:27 min

Umstellung auf Bio nach der Rinderseuche BSE

Sein Hof war nicht immer Bio. Krupps Eltern hatten eine konventionelle Rinderzucht. Dann kam die Rinderseuche BSE im Jahr 1995. Den Eltern brach der Markt weg. Sie konnten ihre Familie nicht mehr ernähren, mussten sich neu aufstellen. Krupps Vater entschied sich für einen Mischbetrieb.
2002 hat mein Vater - er nannte das 'prämienoptimiert' - auf ökologischen Landbau umgestellt, weil die EU eine höhere Subvention zahlt für den Öko-Bauern.
Christian Krupp, Bio-Landwirt
Der 37-jährige Christian Krupp hat Geografie in Mainz studiert, kam nach dem Studium zurück ins Saarland und stieg 2014 als Angestellter bei seinem Vater ein. Seit vergangenem Jahr führt er den Hof.

Biobauern profitieren von Marktnische

Gerade sät er das Sommergetreide. Als regionaler Biobauer hat Krupp einen Vorteil gegenüber konventionellen Kollegen: Er konkurriert nicht mit dem Weltmarkt.
Wir haben einen kleinen Markt und eine gewisse Nische, sodass wir es auch schaffen oder geschafft haben, gute Preise für unsere Produkte zu erzielen.
Christian Krupp, Bio-Landwirt
Allerdings waren die Preise schon deutlich besser. Während Corona, als alle zuhause kochten, Wert auf Bio-Kost legten, waren regionale Lebensmittel gefragt. Jetzt ist zu viel Ware auf dem Markt. Die Preise stagnieren. Krupp kann das verkraften, weil er wenig Ausgaben hat, wie er erklärt.
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"Weil wir im Kreislauf wirtschaften, setzen wir nur wenige Produkte von außen ein. Das einzige Produkt, was ich wirklich zukaufen muss, ist Diesel für meine Traktoren. Da habe ich keine Alternative" erklärt der Bauer. "Darum haben wir auch nicht diese Kostensteigerung. Wir haben keine Kostensteigerung bei Mineraldünger, bei Pflanzenschutzmittel, weil wir die gar nicht einsetzen", sagt er.

Öko-Landbau wächst

In Perl ist Krupp neben einem Bio-Winzer der einzige hauptberufliche Bio-Landwirt. Deutschlandweit einer von knapp 26.000. Seit Mitte der 1990er Jahre nimmt die Zahl der Öko-Betriebe und ihre bewirtschaftete Fläche "langsam und stetig" zu, wie das Umweltbundesamt auf seiner Homepage schreibt. 2022 betrug der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Fläche 9,7 Prozent.
Bis zum Jahr 2030 sollen mindestens 25 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen in der EU ökologisch bewirtschaftet werden. In ihrem Koalitionsvertrag 2021 hat sich die Bundesregierung das Ziel gesetzt bis 2030 sogar 30 Prozent Öko-Landbau zu erreichen.
Christian Krupp glaubt an die Zukunft der Bio-Landwirtschaft. Und an die seines Hofes. Weil seine Pflanzen dem Klimawandel besser trotzen. Und die Verbraucher immer mehr Wert auf regionale Herkunft und Tierwohl legen.

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