: Drama am Sonntag: UBS kauft Credit Suisse

20.03.2023 | 06:08 Uhr
Die UBS übernimmt die Credit Suisse - kurz bevor die Börsen in Asien öffnen. Es entsteht ein Finanzinstitut größer als die Deutsche Bank. Ist eine Bankenkrise damit abgewendet?
Die Schweizer Großbank UBS übernimmt den schwer angeschlagenen Konkurrenten Credit Suisse für gut drei Milliarden Euro. Das gaben Vertreter der beiden Institute sowie der Schweizer Bundesrat und der Aufsichtsbehörden am Sonntagabend bekannt. Mit dem Deal wird die UBS ein Mammutinstitut, das größer sein wird als die Deutsche Bank.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) unterstützt die Übernahme mit einer Liquiditätshilfe von 100 Milliarden Franken (rund 101 Milliarden Euro) an beide Banken. Um Risiken für die UBS zu reduzieren, spreche der Bund der UBS zudem eine Garantie im Umfang von neun Milliarden Franken zur Übernahme von potenziellen Verlusten aus, heißt es weiter. Mit den getroffenen Maßnahmen werde sichergestellt, dass die SNB der Credit Suisse im Bedarfsfall umfassend Liquidität zur Verfügung stellen kann.

"Dramatische Entscheidungen" am Sonntag

Die beiden Banken waren von der Politik und den Aufsichtsbehörden zum Zusammenschluss gedrängt worden. Eine Übernahme der zweitgrößten Schweizer Bank Credit Suisse durch UBS ist die bedeutendste Bankenfusion in Europa seit der Finanzkrise vor 15 Jahren.

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Vorausgegangen war ein das ganze Wochenende dauernder Verhandlungsmarathon, an dem die Beteiligten der beiden Banken sowie Spitzenvertreter von Politik und Aufsichtsbehörden teilgenommen hatten. "Es musste was passieren, bevor die Märkte in ein paar Stunden in Fernost wieder eröffnen", sagt ZDF-Finanzexperte Frank Bethmann. "Ein unkontrollierter Zusammenbruch hätte ziemlich sicher eine neuerliche Bankenkrise ausgelöst." Deshalb sei es kein Zufall, dass solche "dramatischen Entscheidungen" fast immer sonntags getroffen werden müssten.

Credit Suisse mit Vertrauensverlust bei Anlegern

Die Großbank Credit Suisse hatte zuletzt unter erheblichem Vertrauensverlust der Anleger gelitten. Der Aktienkurs war auf ein Rekordtief gefallen, nachdem der größte Investor der Bank die Bereitstellung von weiterem Kapital ausgeschlossen hatte und das Institut weiter mit Geldabflüssen zu kämpfen hatte.
Für die Notenbank, Finanzaufsicht und Regierung ging es auch darum, eine allgemeine Bankenkrise zu verhindern. Die UBS und die Credit Suisse gehören zu den 30 Banken weltweit, die als "too big to fail" eingestuft werden, da ihre Insolvenz eine verheerende Auswirkung auf die Gesamtwirtschaft haben würde.

EZB und Fed begrüßen Einigung

Internationale Notenbanken begrüßten die Maßnahmen. Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, betonte, das rasche Handeln und die Entscheidungen der Schweizer Behörden seien "entscheidend für die Wiederherstellung geordneter Marktbedingungen und die Gewährleistung der Finanzstabilität". Auch der Chef der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, und US-Finanzministerin Janet Yellen sprachen von einem Schritt zur Stützung der Finanzstabilität.
"Eine Nicht-Einigung hätte auch über den Schweizer Finanzplatz hinaus Auswirkungen gehabt. Man hätte sich überall gefragt: Wenn das Geld schon nicht mehr in der Schweiz sicher ist, wo denn dann?", sagt Bethmann. Ob die Maßnahmen für Ruhe an den Finanzmärkten sorgen, werde man aber erst in den kommenden Tagen wissen.

Der Absturz einer Traditionsbank

Im gesamten vergangenen Geschäftsjahr hatten Kunden der Credit Suisse Vermögen von rund 123 Milliarden Franken abgezogen. Der Börsenwert der 1856 gegründeten Traditionsbank sackte in den vergangenen zwölf Monaten um rund zwei Drittel ab. Zu Glanzzeiten Mitte der Nullerjahre war die Bank mehr als 110 Milliarden Franken wert. Zuletzt war Credit Suisse an der Börse nur noch umgerechnet 7,46 Milliarden Euro wert, die UBS dagegen umgerechnet etwa 60,8 Milliarden Euro.
Quelle: dpa, AFP, Reuters

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