: Heizkosten überfordern Millionen Menschen

28.11.2023 | 13:49 Uhr
Angemessenes Heizen war 2022 für 5,5 Millionen Menschen in Deutschland nicht möglich. Nun fallen die staatlichen Preisbremsen weg. Gleichzeitig sinken aber auch die Energiepreise.
Die höheren Energiepreise im Zuge des Ukraine-Kriegs waren für viele Menschen in Deutschland eine Herausforderung. SymbolbildQuelle: dpa
Angesichts gestiegener Energiepreise haben sich Millionen Menschen in Deutschland im vergangenen Jahr finanziell überfordert gefühlt. 5,5 Millionen Menschen lebten in Haushalten, die nach eigener Einschätzung ihr Haus oder ihre Wohnung aus Geldmangel nicht angemessen heizen konnten. Das betraf rund 6,6 Prozent der Bevölkerung, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte.
Post des Statistischen Bundesamts bei X
Damit habe sich der Anteil zum Vorjahr 2021 (3,3 Prozent) verdoppelt. Nach dem Karlsruher Urteil zur Einhaltung der Schuldenbremse will die Bundesregierung die Strom- und Gaspreisbremsen nun drei Monate früher auslaufen lassen als zunächst geplant - und verweist auf deutlich gesunkene Energiepreise.

Aufgrund der Haushaltskrise hat Finanzminister Christian Lindner ein Ende der Energiepreisbremse zum Ende Jahres angekündigt. Zudem soll es für 2023 einen Nachtragshaushalt geben.

24.11.2023 | 01:45 min

Energiepreisbremsen enden früher als geplant

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte am Dienstag im Bundestag in einer Regierungserklärung zur Haushaltskrise, die Energiepreisbremsen könnten zum Jahreswechsel beendet werden. Er nannte als Grund, überall in Deutschland seien wieder Strom- und Gastarife verfügbar, die zwar deutlich höher lägen als vor der Krise - aber meist unterhalb der Obergrenzen der Preisbremsen und ebenfalls spürbar unter den Preisen im vergangenen Herbst und Winter.
Die Gasspeicher seien so gut gefüllt, "dass wir nicht mit plötzlichen Preissprüngen rechnen müssen", sagte Scholz. "Klar ist aber auch: Sollten die Preise für Energie dennoch erneut unerwartet dramatisch steigen, sind wir jederzeit in der Lage, kurzfristig zu handeln."
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Alleinerziehenden-Haushalte besonders betroffen

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen kritisierte das frühere Ende der Preisbremsen. Die Kehrtwende der Bundesregierung koste Verbraucher viel Geld.
Wer zum Beispiel im März dieses Jahres einen teuren Energievertrag abschließen musste, steckt auch über den Jahreswechsel hinaus in der Mindestvertragslaufzeit fest.
Ramona Pop, Chefin Bundesverband der Verbraucherzentralen
Vor allem Haushalte mit geringem Einkommen dürften deshalb im Winter nicht in finanzielle Not geraten, so die Verbraucherschützerin. Die Regierung müsse jetzt auf andere Weise Verbraucher gezielt entlasten.
Als Grund für den gewachsenen Anteil der Menschen, die nach eigener Einschätzung 2022 nicht angemessen heizen konnte, sehen die Statistiker höhere Energiepreise im Zuge des Ukraine-Kriegs.
Besonders häufig waren hierzulande demnach Menschen in Alleinerziehenden-Haushalten betroffen: Gut 14 Prozent von ihnen gaben an, ihre Wohnung aus Geldmangel nicht angemessen heizen zu können. Auch Personen in Haushalten aus zwei Erwachsenen und mindestens drei Kindern (9,7 Prozent) sowie Alleinlebende (7,3 Prozent) waren überdurchschnittlich häufig betroffen.

Die Preise für Strom und Gas fallen wieder - aber längst nicht bei allen Anbietern. Darauf kommt's beim Wechsel des Energienabieters an.

05.06.2023 | 04:31 min

Preisbremsen sollten Überforderung durch gestiegene Energiekosten vermeiden

Die Angaben basieren auf der EU-weiten Statistik zu Einkommen und Lebensbedingungen, eine amtliche Hauptdatenquelle für die Messung von Armutsgefährdung und Lebensbedingungen in den EU-Mitgliedsstaaten. Die Einschätzung zur Angemessenheit des Heizens liege im Ermessen der Befragten, erläuterte das Statistische Bundesamt. Es habe keine Einschränkung wie einen Temperaturkorridor bei der Befragung gegeben. In Deutschland nahmen demnach rund 74.000 Menschen teil.
Die Bremsen für Strom und Gas waren im März eingeführt worden und galten rückwirkend auch für Januar und Februar. Sie sollten Verbraucher vor einer Überforderung durch gestiegene Energiekosten infolge des Ukraine-Kriegs bewahren. Die Preise wurden für 80 Prozent des Verbrauchs von Privathaushalten gedeckelt - für Strom bei 40 Cent und für Gas bei 12 Cent je Kilowattstunde.
Quelle: dpa

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