: Wie könnte es mit der Inflation weitergehen?

von Felix Bernhard
04.01.2023 | 10:18 Uhr
Im vergangenen Jahr erreichte die Teuerungsrate ungeahnte Höhen. Trotz noch offener Fragen gibt es jetzt Anlass zu vorsichtigem Optimismus für ein Absinken der Inflation.
Die Teuerungsrate ist im Dezember 2022 erneut gesunken.Quelle: dpa
Viele Menschen fragen sich seit geraumer Zeit, wie sie die immer höheren Kosten des täglichen Bedarfs noch stemmen sollen. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges stiegen die ohnehin schon höheren Preise noch weiter, die Inflationsrate in Deutschland kletterte zeitweise auf über 10 Prozent.
Nach einem ersten leichten Rückgang im November vermeldete das Statistische Bundesamt in einer ersten Schätzung für den Dezember gestern mit 8,6 Prozent eine weitere, in diesem Fall sogar starke Abschwächung.
Neben sinkenden Energiepreisen wirkt sich auch die Übernahme der Abschlagszahlung für Gas dämpfend aus. Nun drängt sich die Frage auf, ob der Gipfel damit schon hinter uns liegt.

Notenbanken weltweit unter Druck

Ein besonderes Augenmerk liegt in diesen Zeiten deshalb auf den Aussagen und Handlungen der Notenbanken rund um den Globus. Nachdem die EZB lange Zeit davon ausging, dass die Inflation nur ein vorübergehendes Phänomen sei, erfolgte im vergangenen Jahr die unvermeidbare Kehrtwende.
Vier Zinserhöhungen hievten den Leitzins in der Eurozone innerhalb eines Jahres auf ein Niveau von mittlerweile 2,5 Prozent. Schon im Februar könnte der nächste Zinsschritt folgen, ein Ende der strengeren Geldpolitik scheint damit vorerst unwahrscheinlich.
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Noch keine Entwarnung beim Preisniveau

Obwohl sich die Teuerungsrate nun schon den zweiten Monat in Folge abschwächt, ist es für eine Entwarnung noch zu früh. Nach dem starken Rückgang im Dezember könnte die Inflation im Januar sogar erneut ansteigen, wie Berenberg Chefvolkswirt Holger Schmieding zu bedenken gibt:
Zum Jahresbeginn könnten höhere Energiekosten die Inflationsrate noch einmal etwas nach oben treiben.
Holger Schmieding, Chefvolkswirt Berenberg
"Spätestens ab März dürfte die Inflation dann aber kräftig zurückgehen, da ab dann der kriegsbedingte Anstieg der Energie- und Nahrungsmittelpreise aus dem Vorjahresvergleich herausfällt," so Schmieding weiter.

Hüther: "Peak der Inflationsentwicklung erreicht"

Klar ist: Auch 2023 dürfte die Inflation deutlich über der angestrebten Zielmarke der Europäischen Zentralbank liegen. Die Währungshüter selbst rechnen mit über 6 Prozent, die Bundesbank geht in ihrem Szenario bislang sogar von rund 7 Prozent aus.
Optimistischer dagegen sind viele Fachleute bei der Frage nach dem Gipfel. Prof. Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, prognostizierte in einem Interview mit dem Deutschlandfunk:
...wir haben einige Indikatoren, die darauf hinweisen, dass der Peak der Inflationsentwicklung erreicht ist.
Prof. Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft

Tendenz: Normalisierung Teuerungsrate ab 2024

Mit einer Normalisierung der Inflationsrate ist laut Bundesbankpräsident Nagel wohl allerdings erst im nächsten Jahr zu rechnen: "Ab dem Jahr '24 werden die Inflationsraten dann deutlich zurückgehen," prognostiziert er im Gespräch mit RTL und n-tv.
Der Blick in die mittelfristige Zukunft zeigt: Energie- und Nahrungsmittelpreise werden für die Preisentwicklung weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Auch die Lieferketten wird man in diesem Jahr genau im Auge behalten.
Tendenziell jedoch, und das ist die gute Nachricht, scheint es mit der Teuerung wieder nach unten zu gehen. Gut möglich also, dass das Ersparte in Zukunft nicht mehr ganz so schnell dahinschmilzt wie bisher.

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