: Wo stehen wir bei der Inflation?

von Klaus Weber
29.11.2023 | 17:45 Uhr
Sie tauchte urplötzlich aus dem Nichts auf und verschreckte alle. Wirtschaft, Verbraucher, Märkte. Heute ging die Inflation wieder klar zurück. Verschwindet sie jetzt etwa ganz?
Im November lag die Inflation in Deutschland bei nur noch 3,2 Prozent.Quelle: Hendrik Schmidt/dpa
Die Börse ließ schon mal die Korken knallen. Bereits im Vorfeld der Bekanntgabe der November-Inflation stieg der Dax deutlich, erreichte ein Vier-Monats-Hoch.
Erste Daten aus dem bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen ließen Gutes erwarten. Dort fiel die Teuerung auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahren. So war es dann auch keine große Überraschung mehr, dass sich die Werte aus NRW später auch mehr oder minder im gesamten Bundesgebiet spiegelten.
Auf 3,2 Prozent sackte die Inflation in Deutschland im Vergleich zum Vorjahresmonat ab. Im Oktober lag sie noch bei 3,8 Prozent. Ohne der Börse jetzt zu nahe zu treten, aber zuweilen ist dort das Geschäft recht schnelllebig.

Nachhaltige Entwicklung?

Deshalb stellt sich die Frage wie nachhaltig ist diese Entwicklung? Haben wir das Schlimmste hinter uns oder ist die Inflation gar besiegt? Zeit für ein leises Servus oder ein Fall von nicht zu früh freuen? Die Antwort darauf ist - wie so häufig in der Wirtschaft - ein klares "Jein".

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24.11.2023 | 01:01 min
Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING, sieht es so:
Zu den hohen Inflationsraten im zweistelligen Bereich oder über fünf Prozent können wir tatsächlich Bye-Bye sagen.
Carsten Brzeski, Chefvolkswirt ING
Alles andere ist tatsächlich deutlich schwieriger vorherzusagen, denn es gibt eine Menge Unsicherheitsfaktoren, die die Preise weiter ordentlich in die Höhe treiben könnten.
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Brzeski nennt dabei explizit die ab Januar wieder höhere Mehrwertsteuer in der Gastronomie, den erheblichen Anstieg der Lkw-Maut ab Dezember und nicht zuletzt die derzeit völlig unabsehbaren Planungen der Regierung um den Haushalt zu stabilisieren.

Experte: Preisdruck wird bleiben

Für Brzeski ist zudem auch klar:
Der Preisdruck wird weiter höher bleiben als vor der Pandemie. Dekarbonisierung, klimafreundlicher Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft, Fachkräftemangel und deshalb höherer Lohndruck. All das wird bleiben.
Carsten Brzeski, Chefvolkswirt ING
Für Dezember sind einige Volkswirte sogar wieder etwas pessimistischer. So meint etwa Michael Heise, von HQ Trust:
Tiefer wird es bei der Inflationsrate in diesem Jahr nicht mehr gehen.
Michael Heise, HQ Trust
Heise erklärt das damit: "Schon im Dezember ist mit einem deutlichen Wiederanstieg Richtung vier Prozent zu rechnen, da es anders als 2022 keine Dezember-Soforthilfe mehr gibt, die die Energiepreise für Verbraucher ermäßigt hatte."

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Zuversicht für 2024

Auch das Ifo-Institut rechnet wegen der staatlichen Hilfen im vergangenen Jahr mit einem Dezember-Anstieg. Ist aber grundsätzlich optimistisch für 2024, weil das sogenannte Basiseffekte seien, die sich nur im Dezember auswirken.
Bereits zu Beginn des kommenden Jahres wird die Inflationsrate auf unter drei Prozent sinken.
Timo Wollmershäuser, Ifo-Konjunkturchef
Das Ifo-Institut führt das auch darauf zurück, dass vor allem in konsumnahen Branchen in nächster Zeit die Preiserwartungen sinken.

Prognose: Einpendeln zwischen zwei und drei Prozent

Unterstützung erhält das Ifo-Institut auch von Carsten Brzeski. Er sieht grundsätzlich ebenfalls weiter fallende Inflationsdaten: "Allerdings könnte es sein, dass es ein Einpendeln zwischen zwei und drei Prozent wird." Was ja auch ein Riesenerfolg wäre, wenn man bedenkt wo man bei der Teuerungsrate noch vor kurzem stand.

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Bei allem Grund zu Optimismus ist für Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, aber auch klar:
Im Kampf gegen die Inflation ist die letzte Meile immer die schwierigste.
Jörg Krämer, Chefvolkswirt Commerzbank
Da dieser Kampf ja immer mit einem Marathonlauf verglichen wird, hieße das ja immerhin, dass wir das Ziel in Sichtweite hätten.
Klaus Weber ist Redakteur in der ZDF-Börsenredaktion.

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