: Patentanmeldungen aus Deutschland rückläufig

28.03.2023 | 01:04 Uhr
Die Zahl der in Deutschland angemeldeten Patente geht zurück. Noch liegt Deutschland auf Platz zwei hinter den USA - aber China holt auf.
Das Europäische Patentamt verzeichnet eine Rekordzahl an Anmeldungen, aber immer weniger der Anmeldungen kommen aus Deutschland.Quelle: dpa (Archiv)
Während das Europäische Patentamt eine Rekordzahl an Patentanmeldungen verzeichnet, sinkt das Aufkommen aus Deutschland.
Insgesamt zählte das Amt mit Sitz in München im vergangenen Jahr 193.460 Anmeldungen und damit 2,5 Prozent mehr als im Jahr davor, wie das EPA am Dienstag mitteilte. Die Anmeldungen aus Deutschland sanken um 4,7 Prozent auf 24.684 - das ist der niedrigste Stand seit mehr als einem Jahrzehnt.

Zweiter Platz bei Patentanmeldungen in Gefahr

Noch liegt Deutschland damit auf dem zweiten Platz hinter den USA (48.088), doch wenn die Entwicklung anhält, könnte sich das in einigen Jahren ändern.
Der Anteil deutscher Patentanmeldungen beim EPA ist in den vergangenen zehn Jahren von 17,9 auf 12,8 Prozent gefallen.
Ilja Rudyk, EPA-Volkswirt
Als Ursache dafür sieht EPA-Volkswirt Ilja Rudyk eine Verschiebung zwischen den Branchen. Besonders großes Wachstum gebe es in digitalen Bereichen. Diese "spielen bei Patentanmeldungen aus Deutschland keine so große Rolle", erklärte er.
In den hierzulande starken Feldern wie Maschinenbau und Fahrzeugtechnik stagnieren die Patentanmeldungen dagegen.
Ilja Rudyk, EPA-Volkswirt
In der Folge könnte Deutschland seinen zweiten Platz in wenigen Jahren an China verlieren, das zurzeit auf Rang vier hinter Japan liegt.

Patente: China holt auf

2013 habe es aus China 4.075 Patentanmeldungen gegeben, letztes Jahr seien es 19.041 gewesen, sagte Rudyk.
Rein rechnerisch, wenn sich der Trend fortsetzt, könnte China Deutschland in drei Jahren zumindest eingeholt haben.
Ilja Rudyk, EPA-Volkswirt
Auch der nach Stückzahl größte Patentanmelder kommt aus China: Huawei steigerte sich um fast 1.000 auf 4.505 Anmeldungen - das ist der unangefochtene erste Platz.
Dahinter folgen LG (3.510), Qualcomm, das seine Anmeldungen auf 2.966 fast verdoppelte, und Samsung (2.874). Die deutsche Nummer 1 Siemens folgt auf dem sechsten Platz mit 1.735 Patentanmeldungen.

Siemens: Gehen bei Patentanmeldungen anders vor

Die reine Zahl der Patentanmeldungen ist aber nicht alles. "Einer der Gründe für die hohen Patentzahlen bei einigen Top-Anmeldern dürfte auch sein, dass es hier um Mobilfunkpatente für 5G und 6G geht", sagte der Leiter der Siemens-Patentabteilung, Beat Weibel.
"Diese Patente werden in der Regel in Pools lizenziert, und je mehr eine Firma einbringt, desto größer ist ihr Anteil an den Lizenzgebühren", erklärte er. "
Dementsprechend lohnt es sich dort, möglichst viele und teils auch kleinteilige Patente anzumelden. Das entspricht nicht unserem Vorgehen.
Beat Weibel, Leiter der Siemens-Patentabteilung

Energiewende und Digitaltechnik treiben Wachstum

Für die insgesamt gestiegene Zahl der Patentanmeldungen spielen Energiewende und die Digitaltechnik eine wichtige Rolle. Vor allem für saubere Energietechnik und andere Verfahren zur Erzeugung, Verteilung und Speicherung von Strom würden mehr Anträge auf Patentschutz eingereicht, sagte EPA-Präsident Antonio Campinos.
Der anhaltende Aufschwung auf diesem Gebiet trägt dazu bei, die Energiewende voranzubringen.
Antonio Campinos, EPA-Präsident
Vor allem in der Batterietechnik habe es mit einem Plus von 48 Prozent einen regelrechten Boom gegeben, berichtete das EPA. Das Segment namens "elektrische Maschinen/Geräte/Energie", in dem diese Technologien erfasst werden, legte um 18 Prozent zu. Die größte Zahl von Anmeldungen kam aber auch im vergangenen Jahr aus dem Bereich der Digitalkommunikation, in der allein 16.705 Patente eingereicht wurden, elf Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer fordert ein Neuaufsetzen der Energiewende. Denn diese führe zur Deindustrialisierung, wenn es so weitergehe.

24.03.2023 | 01:11 min
Quelle: dpa, Reuters

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