: Die teuren Folgen der Signa-Pleite

von Volker Wasmuth
29.07.2024 | 12:07 Uhr
René Benko galt als Vorzeigeunternehmer. Nun bleibt nur ein Scherbenhaufen. Die Aufarbeitung der Signa-Pleite beschäftigt jetzt Justizbehörden, Ex-Geldgeber und Insolvenzverwalter.

Nobelkaufhäuser, Prunkvillen, Milliardendeals und illustre Freunde – René Benko galt lange als Vorzeigeunternehmer. Nun steht er vor einem Scherbenhaufen. Wie konnte es so weit kommen?

10.06.2024 | 43:34 min
Noch immer flattert ein einsames Absperrband im Hamburger Wind. Doch auf der Baustelle passiert seit Ende Oktober letzten Jahres nichts mehr. Die Bautrupps sind abgezogen, als die Signa-Gruppe des österreichischen Immobilien-Tycoons René Benko die Rechnungen nicht mehr bezahlen konnte - die Elbtower Immobilien GmbH & Co KG meldete im Januar Insolvenz an.
Eigentlich sollte am Elbstrand ein neues Wahrzeichen der Stadt entstehen, ein Projekt der Superlative: 245 Meter hoch, mit Wohnungen und Büros auf 64 Etagen, mit Cafés, Galerien, Restaurants und einem Luxushotel. Die Stadtväter waren sich sicher, mit René Benkos Signa-Gruppe den richtigen Partner gefunden zu haben. Olaf Scholz schwärmte im Februar 2018:
Das Unternehmen ist finanzstark und hat der Stadt Hamburg eine Garantie gegeben in ausreichender Größenordnung, so dass wir sicher sein können, dass dieses Haus auch gebaut wird.
Olaf Scholz
Damals war Scholz Bürgermeister der Stadt Hamburg und stellte der Öffentlichkeit die Architektenpläne vor.

Bereits im November 2023 ist auf der Baustelle Stopp. René Benko und seine SIGNA Gruppe geht das Geld aus.

07.11.2023 | 01:24 min

Was wird aus dem Elbtower?

Ein paar Jahre später sieht die Wirklichkeit anders aus: Ein rund 100 Meter hohes Betongerippe ragt in den Hamburger Himmel, die versprochenen Mieter gibt es nicht. Das Projekt ist derzeit ein Milliardengrab.
Der Hamburger Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne hat nun einen Rettungsplan für das Gebäude vorgelegt. Er hat Interesse signalisiert, den Elbtower gemeinsam mit anderen Investoren fertigzustellen, wenn denn die Stadt Hamburg eine zentrale Rolle bei der Rettung spielt.

Sendehinweis

Die WISO-Dokumentation "Spiel mit den Milliarden - Die Benko-Pleite" sehen Sie um 19:25 Uhr im ZDF - und jederzeit hier in der Mediathek.
Die Stadt solle die Hälfte der Mietflächen für eigene Behörden anmieten, schlug Kühne vor. Doch Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher hat nun abgewunken:
Der Senat beabsichtigt definitiv nicht, die Federführung oder Regie für den Weiterbau zu übernehmen oder sich mit eigenem Kapital an der Fertigstellung zu beteiligen.
Peter Tschentscher, Bürgermeister Hamburg
Er verwies auch darauf, dass der Insolvenzverwalter an einer privatwirtschaftlichen Lösung arbeite. Die Zukunft des Elbtowers bleibt also ungewiss.
Benko hat auch in anderen Bereichen riesige Scherbenhaufen hinterlassen: Die Warenhauskette Galeria Karstadt-Kaufhof beispielsweise wurde zwar gerettet und von dem Unternehmer Bernd Beetz und der US-Investmentgesellschaft NRDC gekauft. Doch die Belegschaft zahlt für die Fortführung des Geschäfts einen hohen Preis: Mehrere Warenhäuser werden geschlossen, fast 1.000 Beschäftigte verlieren wohl ihre Jobs.

Von den verbleibenden Galeria-Filialen in Deutschland müssen nun weitere 16 schließen. Darunter sind unter anderem drei Standorte in Berlin und zwei Häuser in Regensburg.

27.04.2024 | 01:56 min

Was ist Benkos Privatbesitz, was gehört Stiftungen?

Nach der Signa-Pleite steht Unternehmensgründer Benko im Visier der Justiz aus Österreich: Fahnder haben Ende Juni Benkos Villa in Innsbruck durchsucht und umfangreiche Dokumente beschlagnahmt. Es geht unter anderem um die Frage, ob womöglich Vermögensteile noch beiseitegeschafft wurden.
Die Behörden versuchen auch, Licht in die verworrenen Besitzverhältnisse zu bringen. Denn noch immer ist nicht klar, was Benkos Privatbesitz ist, was der Firma und was Benkos Stiftungen gehört. Schon früh hat Benko Stiftungen gegründet und dort Besitz hinterlegt. Und das macht es für die Gläubiger so schwer, nun an ihr Geld zu kommen. "Was der Stiftung gehört, gehört der Stiftung und nicht René Benko selbst", sagt Stiftungsexperte Sascha Drache.
Das Vermögen der Stiftung steht also nicht für die Befriedigung der Insolvenz von René Benko zur Verfügung.
Sascha Drache, Stiftungsexperte
Ein Problem für viele Gläubiger. Allein Mubadala, ein Staatsfonds der Vereinigten Arabischen Emirate, fordert mehr als 700 Millionen Euro. Und nicht zuletzt ist auch für mehrere Banken, Sparkassen und Versicherungen ihr finanzielles Engagement bei Signa-Projekten zum Abenteuer geworden.

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