: Milliardenschwere Förderung für Umstieg

von Christine Elsner
04.05.2023 | 15:09 Uhr
Um Wasserstofftechnologien und -systeme in Deutschland zu stärken, sind Fördergelder aus mehreren Töpfen notwendig. Zudem spielt die Patentierung eine wichtige Rolle.
Auch im Verkehrssektor kann grüner Wasserstoff eingesetzt werden.Quelle: dpa
Grüner Wasserstoff - was ist das eigentlich? Es handelt sich dabei um Wasserstoff, der durch die Elektrolyse von Wasser hergestellt wird, wofür Strom aus erneuerbaren Energiequellen verwendet wird. Das macht den Wasserstoff "grün", also CO2-frei, schreibt das Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Besonders in der Stahl- und Chemieindustrie ist Wasserstoff wichtig - und deshalb sehr gefragt. Auch im Verkehr kann grüner Wasserstoff als klimafreundlicherer Ausgangsstoff für die Erzeugung von synthetischen Kraftstoffen eingesetzt werden.

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Durch gezielte politische Finanzspritzen soll eine rasche Nutzung von grünem Wasserstoff in verschiedenen Anwendungsbereichen erreicht werden und die Wettbewerbsfähigkeit der Anwendungen verbessert werden. Es gibt auf Bundes- sowie europäischer Ebene zahlreiche Förderprogramme und Förderprojekte. Hinzu kommen Projektförderungen in Entwicklungs- und Schwellenländern. Eine Übersicht:

Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK):

Das Wirtschaftsministerium hat insgesamt eine Förderung von circa zehn Milliarden Euro zugesagt. Neben Investitionen in die Forschung werden unter anderem über eine Milliarde Euro für die Dekarbonisierung von Industrieanlagen ausgewiesen. Eine Förderung in Höhe von sieben Milliarden Euro soll für den Markthochlauf von Wasserstofftechnologien in Deutschland genutzt werden, weitere zwei Milliarden Euro sind für internationale Partnerschaften vorgesehen.

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Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF):

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert seit 2021 drei Wasserstoff-Leitprojekte mit bis zu 740 Millionen Euro. Dabei bringt etwa ein Forscherteam des Karlsruher Instituts für Technologien ihre Expertise ein. H2-Mare erforscht Möglichkeiten, Wasserstoff und seine Folgeprodukte direkt auf See mithilfe von Windrädern zu produzieren. TransHyDE entwickelt, bewertet und demonstriert Technologien zum Wasserstoff-Transport. Und H2-Giga widmet sich der serienmäßigen Herstellung von Wasser-Elektrolyseuren.

Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV):

Das Bundesverkehrsministerium unterstützt innovative Herstellungsverfahren von fortschrittlichen Biokraftstoffen und strombasierten Kraftstoffen. Für Elektrolyseanlagen zur Herstellung von grünem Wasserstoff für den Verkehrssektor werden bis zu 80 Millionen Euro bereitgestellt.

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Die KfW-Bankengruppe:

Die KfW unterstützt Unternehmen, die im In- oder Ausland in den Umweltschutz investieren. Gefördert werden alle Investitionen, die dazu beitragen, die Umweltsituation und den Klimaschutz wesentlich zu verbessern oder Ressourcen zu schonen beziehungsweise der Anpassung an die Folgen des Klimawandels dienen. Vergeben werden Darlehen in Höhe von bis zu 25 Millionen Euro pro Vorhaben. Die Laufzeit des Darlehens beträgt mindestens zwei Jahre.

Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ):

Die GIZ setzt bereits mehrere Programme und Projekte zur Erzeugung von Wasserstoff in Partnerländern des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung um. Zudem gibt es einen Entwicklungsfonds, der mit 250 Millionen Euro ausgestattet ist. Er bezuschusst Investitionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette: von der Produktion von grünem Wasserstoff, über die Verarbeitung, bis hin zur Speicherung und der Transport-Infrastruktur für den Wasserstoff und Wasserstoff-Folgeprodukte. Die Folgeprodukte können in den Partnerländern genutzt werden oder in den Export gelangen.

Welche Stellen zur Förderung gibt es noch?

Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl weiterer Förderprogramme. Die Deutsche Industrie- und Handwerkskammer beispielsweise bietet einen Überblick über Bundesförderprogramme zum Wasserstoff. 13 Programme sind darin aufgelistet. Doch die Liste ist nicht als abschließend zu betrachten. Es tut sich vieles im Bereich der Fördermittel. Ein Nachteil aber muss festgehalten werden: Eine zentrale Anlaufstelle für Vergabe von Fördergeldern gibt es weder in Deutschland noch in Brüssel bei der EU.

Wasserstoffpatente

Das Europäische Patentamt und die Internationale Energieagentur haben gemeinsam eine neue Studie über erworbene Patente im Bereich Wasserstofftechnologien durchgeführt. Der Bericht zeigt die Entwicklung für den Zeitraum 2011 bis 2020 auf.

Die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst:

  • Deutschland kann in Europa die meisten hochwertigen Erfindungen vorweisen, für die internationale Patente angemeldet wurden. Dabei wurden Innovationen im Bereich Speichertechnologien und Verteilung / Umwandlung von Wasserstoff patentiert
  • Deutschlands Patente im Bereich "Endanwendung" konzentrieren sich auf Innovationen im Automobilsektor (zum Beispiel Brennstoffzellen).
  • Die Rangliste der weltweiten Patentanmeldungen: EU-Staaten insgesamt 28 Prozent, Japan 24 Prozent, USA 20 Prozent.
  • Die USA verzeichnen als einziges Land einen Rückgang bei Wasserstoff-Patentanmeldungen.
  • Die meisten Patentanmeldung in der EU weist Deutschland vor (elf Prozent), gefolgt von Frankreich (sechs Prozent) und den Niederlanden (drei Prozent).  
  • In Deutschland gibt es zwei Regionalcluster für Wasserstofftechnologien: München und das Ruhrgebiet.
  • Die Unternehmen Linde, Siemens, Bosch und BASF zählen zu den weltweit führenden Patentanmeldern.
  • Linde befindet sich auf dem weltweit zweiten Platz bei etablierten Technologien zur Erzeugung von Wasserstoff, Speicherung sowie Verteilung- und Umwandlungstechnologien.
  • BASF befindet sich im Ranking der weltweit führenden Anmelder im Bereich etablierte Wasserstofftechnologien auf dem fünften Platz, Siemens auf Platz 6 und Bosch auf Platz 11.          
  • In den letzten zehn Jahren erwarben 17 deutsche Start-ups Wasserstoffpatente.

Christine Elsner ist Redakteurin der ZDF-Umweltredaktion.

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