: Wie Brandenburg sich gegen Waldbrände rüstet

von Dorte Störmann
08.05.2023 | 11:03 Uhr
Wald- und Vegetationsbrände bringen Feuerwehren regelmäßig ans Limit. Allein Brandenburg zählte 2022 über 500. Dort versucht man sich zu rüsten - mit Hightech und Nachhaltigkeit.

Brandenburgs Wälder sind durch die Brände im letzten Sommer enorm geschädigt. Die Wiederaufforstung ist in vollem Gange.

04.05.2023 | 04:33 min
Es ist Landschaftspfleger Maik Zaydler anzusehen: Er ist stolz auf das, was er in der Nähe des südbrandenburgischen Falkenberg vollbracht hat.
Um ihn herum sieht es aus, als hätten Panzer gewütet. Tiefe Furchen durchziehen karge Sandwüste. Hier brannten 800 Hektar Kiefernwald im vergangenen Jahr. Ein Inferno, aber:
Durch den Waldbrand haben wir immerhin die Chance, hier alles umzugestalten.
Maik Zaydler, Landschaftspfleger
Zaydler zeigt auf winzige Sprösslinge, die aus den Furchen ragen.

Waldschutz in der Klimakrise - Feuer, Flammen, Funkenschlag

04.05.2023 | 29:45 min

Heute wird schon am Wald der Zukunft gearbeitet

Auf 26 Hektar Privatwald hat er in 40 Meter breiten und mehrere hunderte Meter langen Streifen 40.000 Laubbäumchen gesetzt - Roteiche, Spitzahorn und Robinie etwa. Dahinter nochmal gut 220.000 Kiefern. So soll Holzanbau möglich sein - mit geringerer Waldbrandgefahr. "Wenn das alles gut läuft, steht hier in einigen Jahrzehnten ein Laubholzriegel vorm Nadelholz", erklärt Zaydler.
Laubwald brennt lange nicht so schnell, ein Großbrand ist weit unwahrscheinlicher.
Maik Zaydler
Zusätzlich fungieren breite Wege zugleich als Schneisen und Feuerwehrzufahrten. Ein Wald der Zukunft. Nur bis er groß ist, werden Jahrzehnte vergehen. Und nur ein kleiner Teil der Brandenburger Wälder ist bislang ähnlich waldbrandresistent umgebaut.

Hitze und Dürre der vergangenen Jahre haben den Wald schwer geschädigt. Vier von fünf Bäumen sind mittlerweile krank. Der Wald ist ein Patient, der unsere Hilfe braucht, so Bundeslandeswirtschaftsminister Özdemir.

21.03.2023 | 01:48 min

Ein Jahr Regen fehlt: Auch 2023 große Sorge vor Waldbränden

Auch in diesem Jahr geht die Sorge um, dass es wieder zu verheerenden Waldbränden in den riesigen Kiefernmonokulturen kommen könnte. Wie 2022, als Feuerwehren im ganzen Land immer wieder tagelang kämpften. Zwar war das Frühjahr 2023 nass, doch immer noch fehlt ein Jahr Regen.
Deswegen rüsten die Feuerwehren weiter auf: neue Kleidung, neues Equipment, neue Brunnen. Im letzten Jahr etwa kamen endlich 31 Löschfahrzeuge vom Typ Tatra. Die Kolosse sind extrem geländegängig, führen 4.800 Liter Löschwasser und das Strahlrohr vorn kann von der Fahrerkabine aus ferngesteuert werden. "Das minimiert die Gefahr", freut sich Olaf Fetz, Stadtwehrführer von Treuenbrietzen.
Doch die Wagen hätten viel früher da sein können, sagt er. Geplant wurde der Kauf schon seit 2018, über vier Jahre dauerte es bis zur Lieferung. Bürokratie mache es Feuerwehren schwer, sagt auch Jens Heinze, Kreisbrandmeister von Potsdam-Mittelmark. Die Tatras etwa hätten europaweit ausgeschrieben werden müssen - und das dauere eben.

Schon wenige Waldbrände können großen Schaden anrichten

Ansonsten fühle man sich aber gut unterstützt vom Land, heißt es um Treuenbrietzen herum, wo 2022 ebenfalls Großbrände wüteten. Um sie zu verhindern, zähle jede Sekunde, wird Umweltminister Axel Vogel (Grüne) nicht müde zu betonen.
Während der Waldbrandsaison - etwa von April bis Oktober - scannen über 100 Sensorkameras fast alle Wälder Brandenburgs fortwährend ab. Die Auswertung erfolgt in zwei Waldbrandzentralen. "Fire Watch" heißt das System, gerade feierte es 20. Jubiläum.
Die Bilanz laut Ministerium: Über 98 Prozent aller Wald- und Vegetationsbrände werden so früh erkannt, dass sie kaum Schaden anrichten. Doch die übrigen gut zwei Prozent reichten 2022 aus, um über 1.400 Hektar Wald abzubrennen.

Vom Wurzelwerk bis zu den Blättern: Was der Wald alles kann.

06.08.2022 | 01:29 min

Sensoren sollen Waldbrände erschnüffeln

Also bleiben Investitionen und Ideen gefragt. In Treuenbrietzen etwa ergänzt bald eine weitere Drohne die Flotte zur Luftbeobachtung. Im ganzen Land werden weitere Brunnen in Wälder gebaut. In Eberswalde erprobt eine Firma Sensoren, die Waldbrände schon erschnüffeln sollen, wenn das Feuer noch am Boden schwelt.
Außerdem werden Pläne für ein Waldbrandkompetenzzentrum konkreter, alle betroffenen Stellen sollen hier vernetzt werden. Darüber hinaus steht eine Änderung des Waldgesetzes bevor, um Privatwälder stärker beim Schutz gegen Waldbrände einzubinden.
Neben all der Technik steckt das Land auch Geld in die Aufklärung. Denn weiterhin entstehen viele Brände durch Unachtsamkeit, etwa weggeworfene Zigaretten. Immer wieder ist auch Brandstiftung Ursache. Dagegen scheint keine Maßnahme zu helfen.

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