: Diese Bäume könnten überleben

von Christine Elsner
25.04.2023 | 08:10 Uhr
Deutschlands Wälder sind nicht gut auf klimatische Änderungen eingestellt. Hitze und Trockenheit setzen aber auch heimischen Gartenbäumen zu. Welche Gehölze haben eine Zukunft?
Am 25. April ist der internationale Tag des Baumes. Er soll die Bedeutung des Waldes im Bewusstsein halten. Quelle: IMAGO / blickwinkel
Egal ob im Wald oder im heimischen Garten: Immer häufiger müssen sich die Bäume den Wetterextremen geschlagen geben. Die Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft des Landes Rheinland-Pfalz beschäftigt sich schon seit vielen Jahren intensiv mit den klimatischen Bedingungen für die Waldbäume.
Ulrich Matthes, Leiter des Klimawandelinformationssystems, stellt fest: "Für unsere Waldbäume wird perspektivisch weniger Bodenwasser in der Vegetationszeit verfügbar sein, - bedingt durch höhere Temperaturen und dadurch mehr Verdunstung und durch weniger Niederschlag in den Sommermonaten."

Hitze und Dürre der vergangenen Jahre haben den Wald schwer geschädigt. Vier von fünf Bäumen sind mittlerweile krank. Der Wald ist ein Patient, der unsere Hilfe braucht, so Bundeslandeswirtschaftsminister Özdemir.

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Deutscher Wald: Vier von fünf Bäumen krank

Hinzu kämen die häufiger und räumlich konzentrierten Starkregen. So laufe das Wasser zu schnell an der Oberfläche ab und stehe für die Bäume nur begrenzt zur Verfügung.
Ein weiteres Extrem: Stürme mit zerstörerischer Kraft. Sind die Bäume erst einmal geschwächt, können sich Schädlinge und Krankheiten ausbreiten. Gegenmaßnahmen sind dringend gefordert. So laufen in vielen Bundesländern Versuche mit "neuen" Baumarten, die sich stressfrei an den Wandel anpassen.  

Bäume mit Zukunft

Beispiel Pfälzerwald: Im größten zusammenhängenden Waldgebiet Deutschlands befinden sich auf mehreren abgegrenzten Flächen regelrechte Freiluftlaboratorien.
"Praxisversuche laufen mit der Baumhasel und mediterranen Tannenarten. Vom Forstlichen Genressourcenzentrum der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft werden seltene heimische Baumarten wie Winterlinde, Wildobstarten, Speierling und Elsbeere nachgezogen und als Mischungselemente für die Verjüngung der Wälder bereitgestellt", sagt Matthes.

Die Zeder als Versuchsbaum

Aber auch Samen der Atlaszeder, die in den nordafrikanischen Bergregionen beheimatet ist, werden ausprobiert. Das Gedeihen der herangezogenen jungen Bäumchen beobachten die Wissenschaftler mit großem Interesse.
Der Praxisversuch wird aber noch durch einen weiteren "Exoten" komplettiert: Aus dem Samen der Libanonzeder sollen sich stattliche Bäume entwickeln. Dr. Matthes verweist dabei auf die Notwendigkeit, dass stets nur Saatgut von bekannten und geprüften Herkünften verwendet wird.

Enormer Waldumbau in Deutschland

Die Zusammensetzung der Bäume wird sich also ändern. Wissenschaftler Matthes schätzt das künftige Waldbild so ein:
Das Spektrum an verschiedenen Holzarten wird breiter werden.
Dr. Ulrich Matthes, Wissenschaftler
Er ergänzt: "Hohe Anteile werden Buche, neben der Trauben- und Stieleiche vereinzelt auch neue Eichenarten wie Flaum- und Zerreiche haben. Aber auch Linde, Hainbuche, Ahornarten und die Edelkastanie werden maßgeblich zum künftigen Holzaufkommen beitragen." Ganz wichtig: Der neue Baum-Mix muss auch die wirtschaftlichen Anforderungen berücksichtigen.  

Wälder gehören zu den wichtigsten Ökosystemen unserer Erde. Sie funktionieren wie eine natürliche Klimaanlage, indem sie Wasser verdunsten und so ihre Umgebung kühlen.

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Veränderung im heimischen Garten

Auch private Gartenbesitzer müssen sich auf neue Bäume einstellen. Oliver Fink, Mitglied beim Bund deutscher Baumschulen, meint: Gute Arten mit hohem Zukunftspotential finden sich bei:
  • Ahorn
  • Felsenbirne
  • Kornelkirsche
  • Weißdorn
  • Esche
  • Ginkgo
  • Blasenbaum
  • Zierapfel und Zierkirschen
  • Hopfenbuche
  • Eisenholz
  • Birne
  • Eiche
  • Robinie
  • Schnurbaum
  • Ebereschen
  • Linden

Immer weniger heimische Bäume im privaten Grün

"Es zeigt sich, dass zahlreiche nicht heimische Baumarten für die neuen Bedingungen besser geeignet zu sein scheinen und deshalb in Zukunft häufiger zum Einsatz kommen werden", meint der Baum-Experte.
Und er hat noch einen Ratschlag für den Hobbygärtner: "Hier hilft Fachberatung im grünen Einzelhandel. Regionale Garten-Baumschulen wissen aus jahrelanger Erfahrung sehr gut, welche Bäume am besten funktionieren und Gartenfreude bereiten."
Christine Elsner ist Redakteurin in der ZDF-Umweltredaktion.

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