: Wie das Grundwasser immer knapper wird

von Manfred Kessler
14.08.2023 | 15:06 Uhr
Für die meisten kommt das Trinkwasser aus dem Hahn. Doch damit es dorthin in einwandfreier Qualität kommen kann, ist Grundwasser notwendig - und das wird immer knapper.
Die Grundwasserstände sinken. Schreitet der Klimawandel weiter voran, könnte sich die Lage verschärfen - mit Folgen für unser Trinkwasser.Quelle: dpa/Fabian Sommer
70 Prozent unseres Trinkwassers werden aus Grundwasser gewonnen. Mit Pumpen wird es aus der Tiefe nach oben gefördert und über Rohrleitungen an die Haushalte geleitet. Aufgefüllt wird das Grundwasser zum größten Teil aus Niederschlägen, meist in Form von Regen oder Schnee.

Wie Grundwasser entsteht

Die meisten dieser stetigen Niederschläge fallen im Winter und im Frühjahr. Dann verdunstet auch wegen der geringeren Außentemperaturen weniger Wasser in die Atmosphäre. Die Niederschläge versickern im Boden.

Auch bei Bächen, Flüssen oder Seen fließt Wasser in den Untergrund ab. Wie schnell es nach unten voran kommt, hängt von den Bodenbeschaffenheit ab.
Sandiger, leichter Boden kann Wasser schneller aufnehmen und in die tieferen Bodenschichten abgeben. Allerdings trocknet er auch schnell wieder aus.
Prof. Hans-Jörg Vogel, Agrarwissenschaftler und Bodenphysiker am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung
"Dichtere, feinporige Böden - wie Ton- oder Lehmböden - nehmen die Feuchtigkeit langsamer auf, diese können das Wasser aber besser speichern", erklärt Hans-Jörg Vogel, Agrarwissenschaftler und Bodenphysiker vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung.

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Erdschichten filtern und reinigen Wasser

In den verschiedenen Erdschichten wird das Wasser gefiltert und gereinigt. Durch das Ausbringen von Dünger und Pestiziden geraten allerdings auch solche Stoffe ins Grundwasser.
In der Tiefe sammelt sich das Wasser über den undurchlässigen Bodenschichten. Die Schwerkraft lässt das Grundwasser auch unterirdisch entlang der wasserundurchlässigen Schichten hangabwärts fließen. Die Stellen, an denen das Grundwasser dann wieder an die Oberfläche treten kann, sind Quellen.

Hierzulande sei zudem die "Verdunstung angestiegen, es ist viel zu warm in Deutschland", so der Hydrologe Fred Hattermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, deshalb müsse auch künftig "der Niederschlag ansteigen, um das Defizit auszugleichen".

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Sonne treibt den Wasserkreislauf an

Das Grundwasser ist Teil des globalen Wasserkreislaufs. Der Motor dieses Wasserkreislaufs ist die Sonne. Sie erwärmt das Wasser von Meeren, Seen und Flüssen, welches als Wasserdampf verdunstet. Auch Pflanzen geben Wasserdampf in die Atmosphäre ab. Die feuchte Luft kühlt sich in der Höhe ab. Es entstehen Wolken, die als Niederschlag wieder auf die Erde fallen. Das Wasser versickert im Boden und der Kreislauf beginnt von neuem.
Doch das Volumen des Grundwassers im Erdinnern nimmt ab. Wissenschaftler haben errechnet, dass Deutschland in den letzten 20 Jahren 15,2 Kubikkilometer Grundwasser verloren hat, pro Jahr 0,76 Kubikkilometer. Das ist mehr als die Großstädte Berlin, Hamburg, Köln, München und Frankfurt zusammen verbrauchen.

Klimawandel verstärkt das Grundwasserproblem

Ein grundlegendes Problem ist mittlerweile die Verteilung des Regens. Es regnet nicht weniger. Es gibt aber häufiger heftige Schauer. Die von der Dürre ausgetrockneten Böden können diese Massen von Regenwasser schlecht aufnehmen. Anstatt zu versickern, fließt das Wasser oft sturzbachartig ab.
In einem Projekt der Bundesanstalt für Geowissenschaften (BGR) und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) stellten die Wissenschaftler anhand der Daten von 119 Grundwassermessstellen fest, dass bei fortschreitendem Klimawandel an vielen Messstellen nach ihren bis 2100 reichenden Berechnungen die Wasserpegel weiter sinken werden.

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Dürreperioden werden häufiger

Die Tendenz sei eindeutig, stellt Stefan Broda, Hydrogeologe bei der BGR in der "Süddeutschen Zeitung" fest. Vor allem im Norden und Osten Deutschlands sinken die Grundwasserstände. Es gebe längere Trockenphasen. Die Grundwasserneubildungsphase im Frühjahr werde kürzer.
Ein Beispiel für diesen Wandel ist die Region Berlin-Brandenburg. Hier sei man fast im sechsten Dürrejahr in Folge, so Broda, und solche Dürreperioden würden in den nächsten Jahrzehnten häufiger.

Fünf Fakten zum Grundwasser

  • 70 Prozent unseres Trinkwassers werden aus Grundwasser gewonnen.
  • Das Volumen des Grundwassers im Erdinnern nimmt ab - ein Minus von 15,2 Kubikkilometern in den letzten 20 Jahren.
  • Vor allem im Norden und Osten Deutschlands sinken die Grundwasserstände.
  • Es regnet zwar nicht weniger, aber es gibt häufiger heftige Schauer, die ausgetrocknete Böden schlecht aufnehmen können.
  • Mit lokalen Wasserknappheiten muss gerechnet werden.

Grundwasserpegel droht weiter zu sinken

Wenn aber die Klimaerwärmung unvermindert fortschreite, könnte das dazu führen, dass die Grundwasserpegel um einige Dezimeter bis zu einem halben Meter sinken. Vor allem flach wurzelnde Bäume wie Fichten oder Pappeln seien davon betroffen, sagt der Hydrogeologe.
Deutschland als Ganzes ist nach Ansicht Brodas vergleichsweise noch ein sehr grundwasserreiches Land. Man müsse allerdings mit lokalen Wasserknappheiten rechnen.

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