Update

: Jenseits der Schmerzgrenze

von Kevin Schubert
05.04.2022 | 17:09 Uhr
Die Bilder aus Butscha gehen über die Schmerzgrenze hinaus. Wann geht der Westen mit seinen Sanktionen an seine Schmerzgrenzen?

Guten Abend,

wenn der Krieg in der Ukraine eines Tages vorbei ist, dann wird es Bilder geben, die bleiben. Bilder, wie wir sie gerade aus Butscha und Umgebung sehen. Zeugnisse von Gräueltaten so brutal, so sinnlos, so abgrundtief böse, dass einem die Worte fehlen.
ZDF-Reporterin Katrin Eigendorf konnte nach Butscha und in umliegende Dörfer reisen. "Wir konnten uns selber ein Bild davon machen, dass in einigen Dörfern noch immer Menschen liegen, Leichen liegen, die ganz eindeutig Spuren tragen von Folter", sagt sie.
Das war für mich schon über die Schmerzgrenze gehend, was man Journalisten da vorgeführt hat.
ZDF-Reporterin Katrin Eigendorf
Russland behauptet weiter, keinerlei Schuld zu tragen. Aber "das ist schlichtweg eine Lüge", sagt Eigendorf. "Mein Eindruck dort vor Ort widerspricht ganz deutlich der Behauptung des russischen Außenministers Lawrow, dass es sich hier um eine Inszenierung handeln könnte."

05.04.2022
Auch sonst zweifelt kaum einer an Russlands Schuld. Nur um die richtige Antwort ringt der Westen noch. Die EU-Kommission schlägt heute gleich mehrere neue Sanktionen vor, darunter:
  • Verbot aller Kohle-Importe
  • Einfuhr-Verbote für Holz, Zement, Gummi, Chemikalie, Kaviar und Wodka (Volumen: fünf Milliarden Euro)
  • Ausfuhr-Verbote für Halbleiter, High-Tech-Maschinen, Flüssiggastechnik und andere Ausrüstung (Volumen: zehn Milliarden Euro)
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) soll ein mögliches Embargo für russische Kohle unterstützen, wie die Nachrichtenagentur dpa aus Ministeriumskreisen erfuhr. Im vergangenen Jahr kamen noch 57 Prozent der eingeführten Hartkohle und Hartkohleprodukte aus Russland. Laut einem Bericht zur Energiesicherheit könnte Deutschland bis zum Herbst unabhängig von russischer Kohle sein.
Was auf der Sanktionsliste weiter fehlt, sind Öl und Gas aus Russland. Selbst wenn die Schmerzgrenze bei den Bildern aus der Ukraine längst erreicht ist: Bei Sorgen um die Wirtschaft und den eigenen Wohlstand lässt sich die Regierung weiter Zeit - und nimmt sich sogar die Freiheit (hallo, FDP!), auf Einsparmöglichkeiten, etwa durch ein Tempolimit, zu verzichten.

Aktuelle Corona-Fälle in Deutschland

Das Robert-Koch-Institut meldet heute 180.397 Neuinfektionen, die Inzidenz liegt bei 1.394. Unsere Karte zeigt, wie es in Ihrem Landkreis aussieht.
In Deutschland sind bisher 76,6 Prozent mindestens einmal gegen das Coronavirus geimpft worden. 75 Prozent sind zweimal, 58,8 Prozent dreimal geimpft. Hier erfahren Sie, wie es in Ihrem Bundesland aussieht.
Weitere Zahlen und aktuelle Grafiken zur Verbreitung des Coronavirus weltweit finden Sie unter dem Link.

Was heute im Ukraine-Krieg passiert ist

Selenskyj will Verbrechen von Butscha lückenlos aufklären: Dazu will der Präsident der Ukraine mit der EU und dem Internationalen Strafgerichtshof zusammenarbeiten. In Borodjanka und anderen Städten könne die Zahl der Leichen noch höher sein als in Butscha, befürchtet Selenskyj.
Von der Leyen reist nach Kiew: Die EU-Kommissionspräsidentin will sich noch diese Woche mit Selenskyj treffen. Auch Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer wird in die Ukraine reisen, "um sich ein Bild über die Lage vor Ort" zu machen und weitere Hilfeleistungen zu diskutieren.
Russische Truppen formieren sich neu: Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs bereiten sie eine Offensive im Donbass im Südosten der Ukraine vor. Auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg befürchtet, dass auf die Reorganisation eine große, neue Offensive folgen werde.
In unserem Überblick fassen wir die wichtigsten Entwicklungen zu Russlands Krieg gegen die Ukraine zusammen. Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie auch jederzeit in unserem Liveblog.

Was darüber hinaus wichtig ist

Globale Plastikflut hat Arktis erreicht: Egal ob im Wasser, am Meeresboden, an unbewohnten Stränden, in Flüssen und selbst in Eis und Schnee - eine neue Studie zeigt, dass mittlerweile auch in der Arktis hohe Konzentrationen von Mikroplastik zu finden sind.
Kritik an Ende der Isolationspflicht: Ab Mai müssen Corona-Infizierte sich nicht mehr isolieren. Gesundheitsexperten halten diesen Schritt für verfrüht - und riskant.
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Grafik des Tages

Quelle: ZDF/iStock

Weitere Schlagzeilen

  • 99 Prozent der Menschen atmen schlechte Luft, zeigt ein neuer WHO-Bericht
  • Erste Festnahme in Sacramento nach tödlichen Schüssen
  • Corona-Lockdown in Shanghai verlängert

Streaming-Tipps für den Feierabend

Mehr als vier Millionen Menschen sind vor dem Krieg in der Ukraine auf der Flucht. Jeden Tag erreichen Tausende Berlin. Wie gut ist Deutschland darauf vorbereitet? Die ZDFzeit-Dokumentation (45 Minuten, ab 20:15 Uhr im ZDF und unter dem Link in der Mediathek) zeigt, welche Herausforderungen zu meistern sind - und welche Lehren aus der Flüchtlingskrise 2015 jetzt helfen.
21.000 Tote, 40.000 Verletzte - allein im Jahr 2021. Die Waffengewalt in den USA ist in der Corona-Pandemie noch schlimmer geworden. Aber wieso sind tödliche Waffen so alltäglich? Für auslandsjournal stories sind Nina Niebergall und Annette Brieger dieser Frage nachgegangen. Ihr Film in der Mediathek (33 Minuten):

05.04.2022 | 33:52 min

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