Update

: Lange Bremswege in Brüssel und Berlin

von Nicola Frowein
28.03.2023 | 15:00 Uhr
Klima-Totalschaden verhindert? Brüssel hat das Verbrenner-Aus für Neuwagen beschlossen. Derweil kämpft die Ampel gegen politischen Totalschaden.

Guten Abend,

die EU ist auf die Bremse getreten. Ab 2035 dürfen keine Neuwagen mehr verkauft werden, die mit Benzin oder Diesel fahren. Also in zwölf Jahren. Und E-Fuels sind ausgenommen. Dieses Detail hat unsere Regierung durchgesetzt, konkret die FDP. Wie das genau klappen soll mit den synthetischen Kraftstoffen? Irgendwie unklar. Die Liberalen setzen da auf Fortschritt.
So funktionieren E-Fuels:
Dabei ist Brüssel sehr bemüht, die Klimaziele nicht völlig vor die Wand zu fahren. Aber eine Vollbremsung sieht anders aus. Und die wäre jetzt eigentlich notwendig. Denn wie jeder Fahrschüler weiß, bei einer Gefahrenbremsung halbiert sich der Bremsweg – Geschwindigkeit und Reaktionszeit spielen zudem eine entscheidende Rolle. Nun ist das Tempo des Klimawandels enorm, die Reaktionsfähigkeit der 27 Stimmen starken EU etwas eingeschränkt. 
[Einen Überlick über Daten zum Klimawandel finden Sie im Klimaradar.]
Nicht nur einmal wurde in der europäischen Verbrenner-Debatte das Berliner Zaudern mit dem von Viktor Orban verglichen, das sonst so oft die Behäbigkeit der Institution verstärkt. Und so geht Deutschland aus diesem Streit zumindest mit einem Lackschaden hervor.
Ein Umstand, der in der Ampel nicht gerade für Begeisterung gesorgt hat. Überhaupt ist in der Koalition die Stimmung ja seit Wochen im Keller. Dass Unionsfraktionschef Friedrich Merz von einer "Regierungskrise" spricht, ist vielleicht nicht so überraschend, schließlich führt er die Opposition. Ein Quantum Schadenfreude schwingt mit, wenn Merz betont, dass Deutschland "in Brüssel mittlerweile als Totalausfall registriert" sei.
ZDF-Korrespondentin Nicole Diekmann über die wachsenden Erwartungen an den Koalitionsausschuss:
Aber hat die Ampel nun tatsächlich einen Totalschaden oder doch nur eine Reifenpanne? Das wird sich vielleicht noch im Laufe des Abends zeigen. Seit Sonntagabend sitzen SPD, Grüne und FDP zusammen, um sich durch einen Stapel an Streitthemen zu arbeiten. Je länger die Sitzung dauert, desto größer die Spannung: Wird der Bremsweg zumindest in Berlin ausreichen?

Was heute im Ukraine-Krieg passiert ist

London sieht russische Verluste in Awdijiwka: Der britische Geheimdienst sieht bei der russischen Armee eine mangelnde Kampfmoral. Deswegen verzeichne sie beim Kampf um die ukrainische Stadt Awdijiwka herbe Verluste.
IOC empfiehlt Wiederzulassung russischer Sportler: Das Internationale Olympische Komitee hat die Wiederzulassung russischer und belarussischer Sportler als neutrale Athleten zu internationalen Wettbewerben empfohlen. Das gilt nicht für Sportler mit Verbindung zu Militär und Sicherheitsorganen.
Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.

Was darüber hinaus wichtig ist

Netanjahu verschiebt umstrittene Justizreform: Die israelische Regierung hat auf die massiven Proteste im Land reagiert. Nach einer Parlamentspause soll die Debatte weitergehen.
Aus der Traum vom Eigenheim: Hohe Zinsen und hohe Baukosten: Die eigenen vier Wände werden für viele unbezahlbar. Die Regierung wollte Wohneigentum fördern. Doch bisher ist kaum etwas passiert.
Europol warnt vor KI: Künstliche Intelligenz wird im Alltag oft zum Spaß benutzt. Die europäische Polizeibehörde warnt nun davor, was Kriminelle damit anrichten können.
Einschränkungen für Twitter ohne Abo: Twitter-Chef Musk will das Bezahlmodell schon länger vorantreiben. Jetzt macht er Ernst und kündigt an, dass die Reichweite von Nutzern ohne Abo bald eingeschränkt werden soll.
Aktuelle Corona-Zahlen und -Grafiken zur Situation in Ihrem Landkreis und zur allgemeinen Lage in Deutschland.

Grafik des Tages

Quelle: ZDF/iStock

Weitere Schlagzeilen

Ein Lichtblick

Quelle: dpa
Ein Wellnesstipp, ganz kostenlos, kommt vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV). Entspannung pur gibt es laut LBV direkt vor der eigenen Haustür, wenn man dabei Vögel beobachtet. Das hole einen "ins Hier und Jetzt" und lasse Probleme für ein paar Augenblicke vergessen. Eine positive Wirkung auf die Gesundheit sei garantiert. Auch unscheinbare Tauben und Spatzen könnten dabei helfen, von kreisenden Gedanken und Sorgen Abstand zu gewinnen. Nur das Handy sollte aus bleiben.

Gesagt

Tweet von Ron Prosor, Botschafter Israels in Deutschland
Die Stadt Frankfurt am Main hat das für Mai geplante Konzert des wegen Antisemitismusvorwürfen umstrittenen Pink-Floyd-Mitbegründer Roger Waters gestrichen. Zustimmung dafür gibt es von israelischen Botschafter, Ron Prosor. Der 79-jährige Waters wirft der Stadt dagegen einen Angriff auf die Kunstfreiheit vor. "Politiker haben kein Recht, Künstler und ihre Fans mit Auftrittsverboten einzuschüchtern und zu schikanieren." Waters will seinen Auftritt notfalls per einstweiliger Verfügung durchzusetzen. "We are on the road to Frankfurt. Frankfurt, wir kommen!", erklärte der Sänger.

Streaming-Tipps für den Feierabend

Eine der kreativsten und erfolgreichsten Phasen in der deutschen Musikgeschichte beginnt laut und provokant: Die Neue Deutsche Welle. Ihr Markenzeichen: deutsche Liedtexte, die es sonst nur bei Schlagern gab. ZDFinfo zeigt in einer dreiteiligen Doku-Serie die Pioniere, den Hype und schließlich den Abgesang: Supernova - in die Charts katapultiert (ZDFinfo/ je 45 Minuten)
Auf der Suche nach der Wahrheit: Die "37 Grad"-Reportage porträtiert drei Familien, die jahrelang ein Familiengeheimnis hüteten und daran fast selbst zerbrachen. Es sind Tabus, die nicht ausgesprochen wurden: Lebenslügen und Familiengeheimnisse (ZDF/28 Minuten)

28.03.2023 | 28:53 min
Und noch ein Tipp für Naschkatzen: Die ZDFbesseresser haben sich Die Tricks von Haribo, Ferrero & Co. angeschaut. Sebastian Lege hat sich dafür einige der beliebtesten Süßigkeiten vorgenommen und sie nachgekocht. Was in dem Süßkram wirklich drinsteckt. (ZDF/ 44 Minuten)

28.02.2023 | 43:55 min

Genießen Sie Ihren Abend!

Nicola Frowein und das gesamte ZDFheute-Team
Alles gut? Danke, dass Sie unser ZDFheute Update lesen! Empfehlen Sie das Briefing gerne Ihren Freunden und Bekannten - hier ist der Anmeldungs-Link. Außerdem freuen wir uns weiterhin über Ihr Feedback, was Ihnen besonders gut gefällt und was wir noch besser machen sollten an zdfheute-feedback@zdf.de. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Das war erst mal alles
ZDFheute-Update-Abo verwalten