: Hochwasserlage bleibt weiterhin angespannt

30.12.2023 | 17:11 Uhr
In einigen Hochwassergebieten in Deutschland entspannt sich die Lage langsam, Entwarnung gibt es allerdings noch nicht. Vor allem Niedersachsen ist weiterhin stark betroffen.

Mit Sandsäcken versuchen Einsatzkräfte und Helfer in Niedersachsen, Deiche zu verstärken und Häuser vor dem Wasser zu schützen. In Oldenburg wird eine Evakuierung vorbereitet.

30.12.2023 | 02:37 min
Die Lage in den Hochwassergebieten in Deutschland bleibt auch am Samstag kritisch. In Niedersachsen befanden sich einige Wasserstände der Weser noch über der höchsten Meldestufe, wie aus einem Lagebericht des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) von Samstagmorgen hervorgeht. Für die Leine, Aller sowie Ober- und Mittelweser gebe es eine Warnung vor großem Hochwasser, hieß es weiter.
Allerdings werde am Samstag kein neuer Regen in der Hochwassergebieten des Bundeslandes erwartet, teilte ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD) auf Nachfrage mit. Auch im Süden Sachsen-Anhalts an der Grenze zu Thüringen bleibt die Lage angespannt.

Vorerst kein neuer Regen in Niedersachsen

Eine Sprecherin des Lagezentrums in Niedersachsen teilte mit, dass die Hochwassersituation in Niedersachsen insgesamt stagniere. Einige Sprecher, wie vom Lagezentrum Göttingen, sprachen von einer sich entspannenden Situation. Es sei trocken geblieben, daher gehe man davon aus, dass sich die Lage beruhige und Pegelstände sinken.
Im Serengeti-Park im niedersächsischen Hodenhagen hat sich die kritische Hochwasserlage leicht entspannt. Pumpen auf dem Gelände hätten es geschafft, große Wassermengen hinter den Deich Richtung Meiße zu drücken, sagte eine Sprecherin des Freizeitparks nördlich von Hannover. Weite Teile des Geländes sind nach Parkangaben aber nach wie vor überflutet und teilweise gar nicht zu erreichen.

In Teilen Niedersachsens besteht wegen des Hochwassers nach wie vor Deichbruch-Gefahr, vor allem die Flüsse Weser und Aller bereiten Probleme.

30.12.2023 | 01:51 min
In der besonders vom Hochwasser betroffenen Stadt Meppen sind die Pegelstände minimal gesunken, wie es in einer Mitteilung der Stadt hieß. In der niedersächsischen Stadt, die an Ems und Hase liegt, mussten schon mehrfach Menschen aus Autos und Häusern gerettet werden. Zudem wurden unter anderem ein Campingplatz und ein Seniorenheim evakuiert.

Oldenburg bereitet Evakuierung vor als Vorsichtsmaßnahme

In der Stadt Oldenburg wird eine mögliche Evakuierung vorbereitet. Die Deiche seien unverändert einem hohen Druck ausgesetzt, teilte die Stadt mit. Pegelstände würden höchstens marginal sinken. Bisher seien die Deiche allerdings trocken und stabil.
Besonders betroffen ist den Angaben nach der Bereich Achterdiek, wo der Küstenkanal in die Hunte mündet. "Es handelt sich hierbei um eine Vorsichtsmaßnahme - eine konkrete Evakuierung ist derzeit nicht vorgesehen", hieß es in einer Mitteilung. Eine Notunterkunft stünde betroffenen Bürger zu Verfügung, hieß es.

ZDF-Reporter Oliver Deuker berichtet live aus dem niedersächsischen Hochwassergebiet. Die größten Gefahren lägen in den Deichen, sagt er. Nicht überall seien sie stabil.

29.12.2023 | 02:38 min

Hochwasserhöchstwerte an Aller und Weser überschritten

In Niedersachsen überschritt der Wasserstand der Weser am Samstagmorgen bei Drakenburg mit 835 Zentimetern den bisherigen Höchstwert von 1981 um einen Zentimeter, wie der Überregionale Hochwasserdienst am Samstag mitteilte.
Der Scheitel ist aber bereits erreicht worden und die Wasserstände am Pegel sinken leicht.
Überregionaler Hochwasserdienst
Auch an der Aller wurden bisherige Höchstmarken überschritten. In Langlingen wurden am Samstagmorgen 580 und in Eitze 659 Zentimeter gemessen. Damit wurden bisherige Hochwasserrekorde um fünf beziehungsweise acht Zentimeter überschritten.

Hunderte Menschen bei Bremen evakuiert

In der Gemeinde Winsen/Aller seien evakuierte Bewohner mehrfach zu ihren Häusern zurückgekehrt, teilte der Landkreis Celle mit. Die Feuerwehr habe die Menschen zurückgeholt. In Lilienthal unmittelbar an der Landesgrenze zu Bremen können Hunderte Menschen weiterhin nicht in ihre Häuser. Die Evakuierungen dauerten an, sagte eine Gemeindesprecherin. Rund 500 Menschen seien in den betroffenen Gebieten gemeldet.
Wann sie zurück in ihre Häuser könnten, sei noch nicht absehbar. Die Pegelstände hätten sich in der Nacht kaum verändert. Die Lage bleibe angespannt, sagte die Sprecherin. Die Bewohner dürfen bereits seit mehreren Tagen nicht in ihre Häuser.
Angesichts erwarteten Regens rechnet Innenministerin Daniela Behrens (SPD) mit einer verschärften Hochwasserlage in manchen Regionen in den kommenden Tagen, wie sie in einem Deutschlandfunk-Interview am Freitag sagte. Von Samstag- bis Sonntagmorgen soll der Regen laut dem Deutschen Wetterdienst zunächst etwas nachlassen.

Boot mit Großvater und Enkeln gekentert

Bei einer Hilfsaktion am Freitag ist an der Elbe in Sachsen-Anhalt ein Boot mit mehreren Personen an Bord gekentert. Ein Opa stürzte mit zwei Enkelkindern im Alter von neun und zwölf Jahren und deren Mutter in die sieben Grad kalte Elbe, wie die Wasserschutzpolizei einen Tag später mitteilte.
Das Haus der Großeltern im Überflutungsgebiet in Dabrun (Kreis Wittenberg) war mit dem Auto nicht mehr erreichbar - daher habe die Familie versucht, mit dem Boot des Opas die Großeltern zu versorgen. Aus bislang ungeklärter Ursache sei Wasser in das Boot gelangt, so dass das Boot gekippt sei.
Ein zufällig in der Nähe anwesender Feuerwehrmann habe den Unfall bemerkt und sei schnell mit einem weiteren Boot zu Hilfe geeilt. Alle vier Personen konnten gerettet werden und wurden stark unterkühlt in ein Krankenhaus gebracht.

THW rechnet mit Einsätzen bis in die erste Januar-Woche

Das Technische Hilfswerk (THW) stellte sich auf einen Einsatz in den Hochwasser-Gebieten bis in die erste Januar-Woche hinein ein. "Es ist ganz klar, dass das über den Jahreswechsel andauern wird", sagte THW-Präsidentin Sabine Lackner der Deutschen Presse-Agentur am Freitag in Berlin.
Was uns hoch besorgt, ist der Zustand der Deiche.
Sabine Lackner, THW-Präsidentin
Sie seien massiv aufgeweicht. Täglich seien etwa 1.000 Einsatzkräfte in den betroffenen Gebieten unterwegs.

Die Risiken von Hochwasser müssen effektiver gemanagt werden. Was das konkret heißt, wird hier mit Grafiken erklärt.

14.07.2023 | 01:52 min

Katastrophentouristen bereiten Probleme

Die Stadt Celle appellierte an Menschen, Sperrungen ernst zu nehmen und nur in die Stadt zu reisen, wenn es unbedingt notwendig sei.
Durch wachsenden "Hochwassertourismus" und Verkehr werden Rettungskräfte vielerorts am Durchkommen gehindert.
Stadt Celle
Auch die Feuerwehr Verden berichtete von störenden Katastrophentouristen. Der Landkreis Osterholz befürchtet darüber hinaus, dass zu Silvester viele Schaulustige im Hochwassergebiet unterwegs sein werden.
Zahlreiche Landkreise appellierten erneut, Deiche nicht zu betreten, da diese aufgeweicht seien und beschädigt werden könnten. In der Stadt Oldenburg gilt ein Betretungsverbot für Deiche, das mit bis zu 5.000 Euro geahndet wird.

In der Gemeinde Hodenhagen fließen die Flüsse Aller und Meiße ineinander. Fraglich ist, ob der Deich weiter hält.

29.12.2023 | 01:03 min

Weiter Einschränkungen im Bahnverkehr im Nordwesten

Aufgrund der Witterung und des Hochwassers müssen sich Bahnreisende länger als geplant auf Verspätungen und Streckensperrungen einstellen. Die Verbindung zwischen Oldenburg und Osnabrück sei wegen des Hochwassers nach wie vor eingeschränkt, sagte eine Sprecherin der Nordwestbahn am Freitag.
An den Talsperren im Harz sinken indes die Füllstände weiter. Derzeit wird dort nicht mehr Wasser über den Notüberlauf abgegeben, wie ein Sprecher der Harzwasserwerke am Freitag sagte. Die Lage sei allerdings weiter angespannt, da noch immer zu viel Wasser in den Reservoirs sei. Die Harzwasserwerke hoffen auf trockenes Wetter, um die Talsperren weiter ablassen und dadurch den Hochwasserschutz gewährleisten zu können.
Quelle: dpa

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