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: Hochwasser: Hunderttausende künftig gefährdet

von Elisa Miebach
17.09.2024 | 10:24 Uhr
Eine neue Studie zeigt, ohne den Klimawandel wären die Fluten längst nicht so stark. Und: Rund 400.000 Menschen sind in Deutschland in Zukunft hochwassergefährdet.
Die aktuellen Hochwasser setzen viele Länder in Europa unter Druck. (Symbolbild)Quelle: dpa/ Robert Michael
Staudämme laufen über, Brücken brechen, der Strom fällt aus. Menschen verlieren ihr Zuhause, ihre Haustiere, ihr Leben. Das aktuelle Hochwasser in Europa hält ganze Länder in Atem. Ein EU-weites Forscherteam aus Klimawissenschaftlern bestätigt jetzt: Ohne die Erderwärmung wäre die Situation nicht so dramatisch geworden.
Die EU-geförderte Forschungsgruppe ClimaMeter beschreibt den Starkregen als außergewöhnlich verglichen mit vergangenen Wetterereignissen. Natürliche Klimaveränderungen ganz allein könnten das nicht erklären. Der Hauptgrund sei der menschengemachte Klimawandel.

Die Lage in den europäischen Hochwassergebieten bleibt angespannt. In Österreich herrscht nach den heftigen Niederschlägen der vergangenen Tage höchste Dammbruchgefahr.

16.09.2024 | 12:58 min

Auch ungewöhnlich warme Meere hatten einen Einfluss

Die Hauptfaktoren für das aktuelle Extremwetter: Ein Tiefdruckgebiet habe über dem ungewöhnlich warmen Mittelmeer viel Feuchtigkeit aufgenommen und sei dann Richtung Mittel- und Osteuropa gezogen. Aufgrund eines sehr stabilen Hochdruckgebiets über Russland konnte das Tief nicht weiterziehen und regnete sich ab.
ZDFheute Infografik
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Die Erderwärmung sorgt auch für höhere Temperaturen der Ozeane. Warme Meere führen zu mehr Verdunstung und damit mehr Wasser in der Atmosphäre - also zu mehr Niederschlag. Auch stabilere Wetterlagen kommen mit dem Klimawandel häufiger vor. Sie sorgen für mehr Extreme, da sich Hoch- und Tiefdruckgebiete länger an einem Ort aufhalten.

Ein Tief bringt in den nächsten Tagen extremen Starkregen nach Mitteleuropa mit bis 350 Liter pro Quadratmeter. Meteorologin Katja Horneffer erläutert, wo es besonders viel regnet.

12.09.2024 | 01:57 min

Weltklimabericht sagt Überschwemmungen in Zentraleuropa voraus

Der Bericht des Weltklimarats sagt mehr Überschwemmungen an Flüssen in Zentraleuropa voraus - aufgrund von häufigeren und heftigeren Niederschlägen. Mit einer Erwärmung von mehr als 1,5°C im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter steigt die Wahrscheinlichkeit der Überschwemmungen weiter an, so die Berechnungen. Das gilt auch für Deutschland. Davide Faranda, Forscher am Institut Pierre-Simon Laplace und Leiter der Forschungsinitiative ClimaMeter, erklärt:
Deutschland stellt sich auf das zweite 'Jahrhunderthochwasser' innerhalb eines einzigen Sommers ein. Aber dies sind keine isolierten Naturkatastrophen.
Davide Faranda, Institut Pierre-Simon Laplace
Es sei schon die zweite ClimaMeter-Studie in diesem Jahr, die zeige, dass die Emissionen fossiler Brennstoffe die Niederschlagsereignisse auch in Deutschland verstärken, sagt Forscher Faranda. Für das Hochwasser in Deutschland im Juni ging sowohl ClimaMeter als auch der Deutsche Wetterdienst (DWD) von einer höheren Intensität durch den menschengemachten Klimawandel aus. Der DWD arbeitet noch an einer Studie für das aktuelle Hochwasser.

In den Hochwassergebieten in Mittel- und Osteuropa gibt es weiterhin keine Entwarnung. Die Zahl der Todesopfer durch die Fluten ist auf mindestens 19 gestiegen.

17.09.2024 | 01:42 min

In Zukunft 400.000 Menschen in Deutschland betroffen

Rund 400.000 Menschen in Deutschland werden in den kommenden Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit von Hochwasser betroffen sein, schreibt unterdessen das "Unabhängige Institut für Umweltfragen" (UfU) in einem Gutachten. Die Analyse beruht auf den jeweiligen Hochwasserrisiko-Managementplänen der Kommunen - die Schätzung sei nur eine untere Annahme.
Eine repräsentative Befragung von mehr als 1.000 Kommunen im Auftrag des Umweltbundesamtes zeigt: Schon in den vergangenen zehn Jahren spürten 77 Prozent der Kommunen die Folgen des Klimawandels, besonders durch Extremwetter. Nur etwas mehr als zwölf Prozent der befragten Kommunen haben ein Klimaanpassungskonzept entwickelt, rund 40 Prozent haben zumindest einzelne konkrete Maßnahmen umgesetzt. Zur Vorsorge vor Hochwasser speziell gehören etwa Ausgleichsflächen, Auenrenaturierung und Versickerungsmöglichkeiten, etwa in einem Schwammstadtkonzept.

Hochwasser in Deutschland: Wieder einmal laufen Keller voll, Straßen werden unterspült. Doch wer kommt für die Schäden auf? Hat Deutschland aus den vergangenen Hochwassern gelernt?

09.01.2024 | 08:53 min
Die auf dem Feld der sogenannten Klima-Attributionsforschung renommierte Physikerin Friederike Otto sagt dazu:
Es ist klar, dass selbst hoch entwickelte Länder wie Deutschland nicht vor dem Klimawandel sicher sind.
Friederike Otto, Klimawissenschaftlerin, Imperial College London
Solange die Welt Öl, Gas und Kohle verbrenne, würden starke Regenfälle und andere Wetterextreme zunehmen und das Leben auf dem Planeten gefährlicher und teurer machen, so Otto.
Doch die Menschheit sei den Entwicklungen nicht hilflos ausgeliefert, betont der deutsche Klimaforscher Niklas Höhne vom New Climate Institute. Mit konsequenten Maßnahmen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes könne eine Politik gestaltet werden, die zukünftige Hochwasserschäden erheblich mindere und viele katastrophale Folgen verhindert.
"Das teuerste aller Szenarien ist das ohne Klimaschutz: Die Schäden durch ungebremsten Klimawandel würden bei weitem die nötigen Investitionen in ambitionierten Klimaschutz übersteigen", so Höhne.

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