Analyse

: Forscher: "Wir betreten klimatisches Neuland"

von Özden Terli
24.10.2023 | 16:00 Uhr
Die bereits 28. Klimakonferenz steht bevor. Noch immer wurde im Kampf gegen Klimawandel wenig erreicht. Das zeigen Forscher in einem neuen Papier - und suchen Wege aus der Krise.
Die Eismassen auf Grönland sind auf ein Rekordminimum gesunken.
Es ist noch etwas mehr als ein Monat, bis die nächste Weltklimakonferenz beginnt. Dass man schon so oft zusammenkommen musste, sagt einiges darüber aus, was die Welt bisher erreicht hat: Gemessen an den massiven Veränderungen in der Natur, bislang so gut wie nichts.
Im Gegenteil: Der Ausstoß von Treibhausgasen setzt sich fort - und steigt. Keine Maßnahme war bisher erfolgreich. Nun hat eine Gruppe von Wissenschaftlern die Daten zum Jahr 2023 zusammengetragen. Dabei zeichnet sich ab, was aus wissenschaftlicher und meteorologischer Sicht seit Monaten absehbar war.

"Wir betreten klimatisches Neuland"

"Wir betreten klimatisches Neuland", schreiben renommierte Ökologen, Klimafolgenforscher und Datenanalysten in der Zeitschrift "BioScience", herausgegeben von der britischen Universität Oxford.
Das Leben auf dem Planeten ist unter Druck, lautet ihre eindringliche Warnung. Die Zeit sei abgelaufen, so die Autoren.

Forscher: Klimawandel gefährdet Lebensgrundlage

Das Papier zeigt verschiedene Parameter, die ungehindert in eine Richtung weisen: die Gefährdung der Lebensgrundlage aller Lebewesen und des Menschen selbst. Die Veränderungen seien derart extrem, dass sie Neuland darstellten und noch nie in einer solchen Form in der Menschheitsgeschichte aufgetreten seien.
An der Veröffentlichung, die unter der Leitung von William Ripple und Christopher Wolf von der Oregon State University erschienen ist, wirkt unter anderen auch der Leiter des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung, Johan Rockström, mit.

Ursachensuche für warme Ozeane

Er und seine Kollegen führen aus, dass unter anderem die Gletscherstärke und die Eismassen auf Grönland auf ein Rekordminimum gesunken sind.
Gleichzeitig haben der Meeresspiegelanstieg und die Wärmemenge in den Ozeanen neue Höchststände erreicht. Insbesondere die Wärme in den Ozeanen ist extrem beunruhigend, da bisher keine befriedigende Erklärung zu den Ursachen zu finden ist.
"Im Jahr 2023 wurden wir Zeuge einer außergewöhnlichen Reihe klimabezogener Rekorde, die weltweit gebrochen wurden", schreiben die Autoren.
Das schnelle Tempo des Wandels hat Wissenschaftler überrascht und Anlass zur Besorgnis über die Gefahren extremer Wetterbedingungen, riskanter Klima-Rückkopplungsschleifen und das Herannahen schädlicher Kipppunkte früher als erwartet gegeben.
Autoren in der Zeitschrift "BioScience"

Ein Fund mit 100 Milliarden Euro soll Entwicklungsländern helfen, die Folgen des von den Industrieländern verursachten Klimawandels abzufedern.

05.10.2023 | 02:34 min

Extremwetter nehmen an Intensität zu

Extreme Regenfälle und Hitzewellen weltweit zeigen die Veränderungen im Erdsystem auf globaler Skala. Extremwetter nehmen vor allem an Intensität zu, das System muss mehr Energie umsetzen. Das macht sich überall bemerkbar, wie am Beispiel des Sturms Daniel über dem Mittelmeer zu erkennen war, der Tausende Tote in Libyen forderte.
Gleichzeitig präsentieren die Forschenden mögliche Lösungen, wie ein Entgegenwirken möglich wäre. Erwähnt werden etwa:
  • die Abkehr vom Gedanken des grenzenlosen Wirtschaftswachstums, das die Ressourcen der Natur erschöpft
  • das Entziehen des Kohlendioxids aus der Atmosphäre
  • der vollständige Verzicht auf fossile Energieträger

Ernteeinbußen nach Extremwetter oder Verkehrkollaps durch überhitzte Straßen - Deutschland muss sich auf Wetterextreme einstellen.

30.09.2023 | 02:11 min
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Klima-Veteran sorgt sich um 1,5-Grad-Marke

James Hansen, der 1988 vor dem US-Kongress eine bahnbrechende und historische Rede zur globalen Erhitzung hielt, geht sogar davon aus, dass die 1,5-Grad-Marke deutlich früher dauerhaft überschritten wird. Somit ist die Geschwindigkeit, mit der die Veränderungen im Klimasystem voranschreiten, umso beunruhigender.
Mit allen Fakten, Ergebnissen und wissenschaftlichen Erkenntnissen ist absolut klar, was zu tun ist und das ist keine neue Information: Der vollständige Verzicht auf fossile Energieträger - je früher, desto besser - aber mindestens als untere Grenze im Rahmen des Pariser Abkommens, denn die Physik verhandelt nicht.

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