: "Eine prägende Figur der katholischen Kirche"

31.12.2022 | 13:12 Uhr
Nach dem Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. würdigen viele sein Lebenswerk. Doch auch einige kritische Worte gibt es. Die Reaktionen im Überblick.
Nach dem Tod des früheren Papstes Benedikt XVI. haben die großen Deutschen Kirchen dessen Wirken gewürdigt. Reaktionen gab es auch aus der Politik. Die Anteilnahme ist groß, doch es wird auch kritisch auf das Lebenswerk des deutschen Papstes geschaut.

Bätzing: Benedikt XVI. war ein "erfahrener Hirte"

Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hat den verstorbenen Papst Benedikt XVI. als "beeindruckenden Theologen und erfahrenen Hirten" gewürdigt.
Gerade als Kirche in Deutschland denken wir dankbar an Papst Benedikt XVI.: In unserem Land wurde er geboren, hier war seine Heimat, hier hat er als theologischer Lehrer und Bischof das kirchliche Leben mitgeprägt.
Bischof Georg Bätzing
Bätzing ging auch auf die Aufarbeitung des Missbrauchskandals im Erzbistum München und Freising ein, wo Benedikt vor seinem Wechsel in den Vatikan als Erzbischof Joseph Ratzinger tätig war: Mit einem Brief zum Münchner Gutachten habe Benedikt sich an der Aufarbeitung beteiligt.
Die Betroffenen hat er um Vergebung gebeten und doch blieben Fragen offen.
Bischof Georg Bätzing

EKD: Ratzinger hat vielen Orientierung gegeben

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, erklärte: "Joseph Ratzinger hat mit großem Scharfsinn und intellektueller Prägnanz theologische Beiträge geleistet, die weit über die katholische Kirche hinaus die Christenheit insgesamt und die Öffentlichkeit beeindruckt haben". Sie hätten zugleich vielen Menschen Orientierung gegeben.

Acht Jahre war Benedikt XVI. Papst und damit Oberhaupt der katholischen Kirche. Der Deutsche veränderte mit seinem Pontifikat und dem Rücktritt im Februar 2013 das Papstamt.

31.12.2022 | 58:41 min
Mit seinem Besuch im Erfurter Augustinerkloster, einer Wirkungsstätte des Reformators Martin Luther, habe Benedikt XVI. betont, "dass es für die Ökumene das Notwendigste sei, nicht die großen Gemeinsamkeiten aus dem Blick zu verlieren, die uns überhaupt zu Christen machen".
Dieses Anliegen, das für Papst Benedikt in einer lebendigen Glaubensweitergabe gipfelte, teilen wir als EKD und sind für diesen Akzent bis heute dankbar.
Annette Kurschus, Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche

Scholz: Benedikt war "streitbare Persönlichkeit"

In einer ersten Reaktion hat sich auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) über Twitter zum Tod von Benedikt XVI. geäußert. Er sei für viele nicht nur hierzulande ein besonderer Kirchenführer gewesen, so Scholz. Die Welt verliere "eine prägende Figur der katholischen Kirche, eine streitbare Persönlichkeit und einen klugen Theologen". Seine Gedanken seien nun bei Papst Franziskus.
Scholz über Benedikt XVI.
Auch Scholz' Vorgängerin, Angela Merkel, meldete sich zu Wort. Sie denke voller Dankbarkeit an ihre Begegnungen mit Benedikt zurück. Unvergessen seien ihr seine Rede vor dem Bundestag 2011 wie auch sein historischer Entschluss 2013, das Papstamt abzugeben, so die CDU-Politikerin.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) ordnete aus Anlass des Todes bundesweite Trauerbeflaggung der obersten Bundesbehörden an. Die Anordnung gelte für den Tag seines Todes und für den Tag der offiziellen Trauerfeierlichkeiten am 5. Januar in Rom, so Faeser.

Bundespräsident zeigt sich "tief beeindruckt"

Zu dieser wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier reisen. Derzeit werde mit den anderen Verfassungsorganen abgestimmt, welche weiteren hochrangigen deutschen Vertreter zu der Beisetzung kommen werden, teilte eine Sprecherin mit.
Steinmeier sagte über Benedikt XVI.: "Sein Glaube, sein Intellekt, seine Weisheit und seine menschliche Bescheidenheit haben mich immer tief beeindruckt". Über seine weltkirchliche Sendung hinaus habe dieser Papst als Landsmann eine ganz besondere Bedeutung gehabt. Wörtlich betonte der Bundespräsident:
Die Wahl eines Papstes aus dem Mutterland der Reformation und eines Intellektuellen, der sich den Dialog zwischen Glaube und Vernunft zur Lebensaufgabe gemacht hatte, war für viele Menschen auf der ganzen Welt ein wichtiges Zeichen.
Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident
Steinmeier ging mit Blick auf das Wirken des Verstorbenen auch auf das Thema Missbrauch ein. Spätestens als Präfekt der Glaubenskongregation sei dieser "mit dem bedrückenden Problem des weltweiten sexuellen Missbrauchs und dessen systematischer Vertuschung konfrontiert" gewesen. Hier sei er besonders in der Verantwortung gewesen. Benedikt habe um das große Leid der Opfer und den immensen Schaden für die Glaubwürdigkeit der Kirche gewusst.

Joseph Ratzinger wird 1927 geboren. Er widmet sein Leben der Kirche und macht Karriere. Am 19. April 2005 wird er dann zum Papst gewählt. Er gibt sich den Namen "Benedikt XVI."

31.12.2022 | 03:21 min

Politiker gedenken Papst Benedikt XVI.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nannte Benedikt XVI. einen "überzeugungsstarken Repräsentanten der katholischen Kirche".
Viele Menschen in seiner Heimat werden ihn nicht nur als Papst Benedikt XVI., sondern auch als bescheidenen Seelsorger in dankbarer Erinnerung behalten. Er gab vielen Menschen Kraft und Orientierung.
Markus Söder, Ministerpräsident Bayern
Auch der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Friedrich Merz, äußerte sich zum Lebenswerk des gestorbenen emeritierten Papstes. Der Vorsitzende der CDU erklärte in Berlin:
Papst Benedikt hat vor allem in seinem Heimatland Deutschland eine neue Hinwendung zur katholischen Kirche über alle Generationen hinweg auslösen können.
Friedrich Merz, CDU/CSU-Bundestagsfraktion

Initiative "Eckiger Tisch" über Ratzinger

Missbrauchsopfer werden sich aus Sicht der Initiative "Eckiger Tisch" nicht gut an Papst Benedikt XVI. erinnern. Der Sprecher der Betroffenen-Initiative, Matthias Katsch sagte:
Den Tausenden von Missbrauchsopfern seiner Kirche in aller Welt wird er in unguter Erinnerung bleiben als langjähriger Verantwortlicher jenes Systems, dem sie zum Opfer fielen.
Matthias Katsch, Initiative "Eckiger Tisch"
Er übt deutliche Kritik: "Joseph Ratzinger verkörperte die klerikale Herrschaft der Priesterschaft in der katholischen Kirche wie kein zweiter", sagte Katsch. "Er zeigte große Milde selbst mit schlimmsten Verbrechern."
Er trägt die Verantwortung dafür, dass Meldungen über sexualisierte Gewalt aus aller Welt im Vatikan abgelegt und zugleich vor der weltlichen Justiz versteckt wurden.
Matthias Katsch, Initiative "Eckiger Tisch"
"Uneinsichtig bis zum Schluss erkannte er nicht die ungesunde vormoderne Sexualmoral seiner Kirche als Wurzel des Übels des Kindesmissbrauchs durch Priester, sondern schob die Verantwortung stattdessen der Gesellschaft zu."
Auch international war die Anteilnahme groß:
Quelle: epd, KNA, AFP, dpa

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