: Zweite Frist für Gaza-Evakuierung abgelaufen

14.10.2023 | 15:51 Uhr
Nach dem Terrorangriff der Hamas fliehen die Menschen in Gaza vor einer erwarteten israelischen Bodenoffensive. Eine zweite Evakuierungsfrist ist mittlerweile abgelaufen.

"Die Truppen sind bereit, der Aufmarsch abgeschlossen", so Israels Regierungschef Netanjahu. Auch lief die Frist für die Bewohnern in Gaza-Stadt ab, um zu fliehen.

14.10.2023 | 02:41 min
In Erwartung einer Bodenoffensive des israelischen Militärs im Gazastreifen nach den Anschlägen der Terrorgruppe Hamas versuchen die Menschen scharenweise, sich in Sicherheit zu bringen.
Israels Armee sicherte den Einwohnern einen weiteren Zeitraum ohne Angriffe zu, um sich in den Süden der Küstenenklave zu begeben - dieser ist aber auch mittlerweile abgelaufen. Zwischen 10 und 16 Uhr Ortszeit (9 bis 15 Uhr MESZ) sollten die Bewohner von Beit Hanun auf einer eingezeichneten Fluchtroute nach Chan Junis gehen, wie ein Sprecher in arabischer Sprache auf der Plattform X mitteilte. Dort sei in den angegeben Stunden Bewegung "ohne Schaden" möglich.
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Nach dem Hamas-Großangriff auf Israel herrschen in der Bevölkerung im Gazastreifen Angst und Verzweiflung angesichts einer drohenden Bodenoffensive gegen die islamistische Terrorgruppe. Israel hatte die Bevölkerung aufgefordert, binnen 24 Stunden den nördlichen Teil zu verlassen. Das Militär teilte nach Ablauf der Frist am Morgen mit, dass sich die Truppen für die nächste Einsatzphase in Stellung brachten.

Das Land scheint bereit zu sein für die große Offensive, so ZDF-Korrespondent Michael Bewerunge. Ein Hindernis: die zu geringe Flucht der Zivilbevölkerung aus Gaza-Stadt.

14.10.2023 | 02:33 min

Israel: Hamas missbraucht Bevölkerung als "menschliche Schutzschilde"

Im Norden Gazas machten sich Menschen in Autos, auf Lastwagen, mit Eselskarren und zu Fuß Richtung Süden auf den Weg. Die im Gazastreifen herrschende Hamas versuchte, fliehende Zivilisten davon abzuhalten, dem israelischen Aufruf zur Räumung des Nordens zu folgen. Das israelische Militär wirft der Hamas vor, die Bevölkerung als "menschliche Schutzschilde" zu missbrauchen.
Seit der Aufforderung zur Evakuierung haben sich nach Schätzungen der Vereinten Nationen bis Freitagabend bereits Zehntausende Menschen auf die Flucht begeben. Die UN befürchten eine "katastrophale Situation", sollte die Armee in das dicht besiedelte Küstengebiet einmarschieren und fordern, die Anweisung zur Evakuierung der etwa 1,1 Millionen Menschen zu widerrufen. UN-Generalsekretär António Guterres forderte sofortigen Zugang zum Gazastreifen für humanitäre Hilfe. Er betonte:
Auch Kriege haben Regeln.
UN-Generalsekretär António Guterres

Israel hatte alle Zivilisten im nördlichen Gaza aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. "Das halte ich für total unrealistisch", so ZDF-Korrespondentin Eigendorf.

13.10.2023 | 03:00 min

Israel geht gegen Hamas-Zentralen vor

Die Armee vermutet Mitglieder der Hamas in Tunneln unterhalb der Häuser und auch in Wohngebäuden. Neben Luftangriffen auf Hamas-Ziele unternahm das israelische Militär zudem erste begrenzte Vorstöße in den Gazastreifen. Dabei hätten die Soldaten am Freitagabend Leichen vermisster Landsleute entdeckt, berichtete die Zeitung "Jerusalem Post". Laut einem israelischen Armeesprecher sei Ziel dieser Einsätze, "das Gebiet von Terroristen und Waffen zu säubern". Israelische Kampfflugzeuge hätten in der Nacht zudem Dutzende Hamas-Ziele im gesamten Gazastreifen angegriffen.
Nach Hamas-Angaben sollen bei den Luftangriffen der israelischen Streitkräfte 70 Menschen auf der Flucht in den Süden Gazas sowie 13 der rund 150 aus Israel verschleppten Geiseln getötet worden sein. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Vom israelischen Militär gab es keine Bestätigung. Die Berichte würden geprüft, hieß es dort.
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Netanjahu: Erst der Anfang der Offensive gegen Hamas

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bezeichnete die derzeitigen Gegenangriffe im Gazastreifen als "Anfang" der Offensive gegen die militanten Islamisten. "Wir werden die Hamas zerstören und gewinnen, aber es wird Zeit brauchen", sagte er in einer Ansprache an die Nation.
Unsere Feinde haben gerade erst begonnen, den Preis zu zahlen. Ich werde unsere Pläne nicht näher erläutern, aber ich sage Ihnen, das ist erst der Anfang.
Benjamin Netanjahu, Israels Ministerpräsident

Auswärtiges Amt: 2.800 Deutsche bei Ausreise unterstützt

Das Auswärtige Amt hat nach eigenen Angaben bislang etwa 2.800 Bundesbürger und Familienangehörige bei der Ausreise aus Israel unterstützt. Die Menschen hätten das Land zu Land, Luft und See verlassen, hieß es am Samstag. An diesem Sonntag gebe es Condor-Sonderflüge aus der jordanischen Stadt Akaba, die direkt an der Südgrenze Israels liegt.

Das Amt wolle beim Bustransfer helfen. Auch der Flughafen Tel Aviv sei weiter offen und werde von kommerziellen Fluggesellschaften angeflogen. Die Lufthansa hatte ihre Sonderflüge aus Israel gestoppt. Das Auswärtige Amt spricht indes von einer momentan stark gesunkenen Nachfrage. Auch die Eintragungen auf der Krisenvorsorgeliste seien deutlich zurückgegangen.

Vor einer Woche hatte die Hamas Israel angegriffen. Die Extremisten gingen extrem brutal vor, töteten 1.300 Menschen, die meisten von ihnen Zivilisten, und nahmen zahlreiche Geiseln. Israel reagierte mit Luftangriffen auf den Gazastreifen, bei denen nach palästinensischen Angaben mindestens 2.200 Menschen umkamen. Auch aus dem Westjordanland wurden inzwischen tödliche Zwischenfälle gemeldet, ebenso wie aus dem Grenzgebiet zwischen Israel und Libanon.

Bei einem Besuch in Israel hat Außenministerin Baerbock Israel deutsche Solidarität zugesichert. Dabei triftt sie auch Familien, deren Angehörige von der Hamas verschleppt wurden.

14.10.2023 | 02:15 min
Quelle: dpa, Reuters

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