: Johnson entschuldigt sich bei Familien

06.12.2023 | 14:51 Uhr
In Großbritannien arbeitet eine Kommission den Umgang mit der Corona-Krise auf. Ex-Premier Boris Johnson entschuldigt sich in einer Anhörung bei den Familien der Covid-Opfer.
Boris Johnson vor dem Corona-U-Ausschuss in LondonQuelle: AFP
Der frühere britische Premierminister Boris Johnson hat sich bei den Angehörigen von Covid-19-Todesopfern entschuldigt.
Es tut mir zutiefst leid für den Schmerz, den Verlust und das Leid dieser Opfer und ihrer Familien.
Boris Johnson vor dem Covid-19-Untersuchungsausschuss
Zu Beginn einer Anhörung vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss in London äußerte sich Johnson zerknirscht über sein Fehlverhalten während der Coronavirus-Pandemie. "Man könnte mit Fug und Recht sagen, dass wir das Ausmaß und die Geschwindigkeit der Herausforderung durch Corona unterschätzt haben." Es sei zunächst nicht ersichtlich gewesen, dass Corona "eine echte potenzielle nationale Katastrophe" sein könnte. Johnson soll zwei Tage lang befragt werden.
Johnson räumt Fehler bei Reaktion auf Corona-Pandemie ein
Johnson räumte eigene Fehler ein, wies aber Vorwürfe wegen Inkompetenz zurück. Entsprechende Chatnachrichten seiner Berater und Mitarbeiter seien den schwierigen Umständen der Pandemie-Bekämpfung geschuldet gewesen. Viele talentierte Menschen hätten versucht, ihr Bestes zu geben.
Wir mussten uns ständig selbst herausfordern und ständig versuchen, es besser zu machen
Boris Johnson vor dem Covid-19-Untersuchungsausschuss

Angehörige protestieren gegen Johnson

Der Ex-Premier war drei Stunden vor Beginn der Anhörung noch in der Dunkelheit zum Ort der Vernehmung gefahren. Er vermied damit ein Aufeinandertreffen mit Angehörigen von Opfern der Pandemie, die am Veranstaltungsort protestieren wollten. Eine Gruppe versammelte sich vor dem Bürogebäude in London, in dem Johnson am Mittwoch Rede und Antwort stehen sollte. Einige der Teilnehmer hielten Bilder verstorbener Angehöriger in die Höhe. Auf einem Schild war zu lesen: "Johnson feierte, während Menschen starben."
Neben der als chaotisch empfundenen Reaktion der Regierung Johnsons auf die Gesundheitskrise hat sich den Menschen in dem Land der "Partygate"-Skandal ins Gedächtnis eingebrannt.

Das britische Parlament hält den früheren Premierminister Johnson offiziell für einen Lügner.

20.06.2023 | 00:20 min

Untersuchung auf öffentlichen Druck hin

Frühere Mitarbeiter Johnsons hatten vor dem Untersuchungsausschuss bereits ein verheerendes Bild des damaligen Regierungshandelns gezeichnet. So beschrieb der frühere Regierungsberater Dominic Cummings Ende Oktober eine von Chaos und Dysfunktionalität geprägte Führung. Er fällte vernichtende Urteile über viele der Personen, die mit der Situation zu tun hatten, einschließlich seines früheren Chefs.
Johnson hatte einer öffentlichen Untersuchung Ende 2021 unter heftigem Druck zugestimmt. Die Untersuchung wird von der pensionierten Richterin Heather Hallett geleitet. Es wird erwartet, dass sie etwa drei Jahre dauern wird.

Ex-Premier Johnson musste einem Untersuchungsausschuss zur "Partygate"-Affäre Rede und Antwort stehen.

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Großbritannien mit verheerender Corona-Bilanz

Johnsons Corona-Politik steht in der Kritik. Unter anderem soll er gefragt haben, ob man das Virus abtöten könne, wenn man mit einem Föhn in die Nase blase. Einem Regierungsmitarbeiter soll er gesagt haben, er würde lieber viele Menschen sterben sehen, als einen zweiten Lockdown anzuordnen. Gleichzeitig soll er während der strikten Kontaktbeschränkungen an partyähnlichen Versammlungen von Regierungsmitarbeitern samt Ausschank alkoholischer Getränke teilgenommen haben.
Ein offizielles Urteil über seine von vielen als desaströs empfundene Corona-Politik wird es nicht geben. Doch angenehm dürfte die stundenlange Befragung vor der unabhängigen Untersuchungskommission für den britischen Ex-Premierminister nicht werden. Unter Johnsons Verantwortung wurde in Großbritannien eine der höchsten pandemiebedingten Todesraten der Welt verzeichnet.
Quelle: dpa, Reuters, AFP

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