: Scharfe Kritik an Israels UN-Botschafter

31.10.2023 | 15:32 Uhr
Der israelische UN-Botschafter heftet sich im UN-Sicherheitsrat aus Protest einen Davidstern an. Der Direktor der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem kritisiert ihn dafür scharf.

Der israelische Botschafter bei den Vereinten Nationen hat mit dem Tragen eines gelben Sterns an seinem Sakko vor dem Weltsicherheitsrat für Aufsehen gesorgt.

31.10.2023 | 00:44 min
Der israelische Botschafter bei den Vereinten Nationen hat mit dem Tragen eines gelben Sterns an seinem Sakko vor dem Weltsicherheitsrat für Aufsehen gesorgt. Gilad Erdan und seine Mitarbeitenden steckten sich am Montag (Ortszeit) vor dem mächtigsten UN-Gremium gelbe Davidsterne mit der Aufschrift "Never Again" ("Nie wieder") ans Revers.

Direktor von Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem spricht von "Schande"

Damit sorgte Erdan für Kritik auch in Israel. Dieser Akt sei "eine Schande sowohl für die Opfer des Holocaust als auch für Israel", schrieb der Direktor der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, Dani Dayan, auf der Plattform X.
Während der gelbe Stern das hilflose Ausgeliefertsein von Juden an andere symbolisiere, hätten Juden heute einen unabhängigen Staat und eine starke Armee. "Heute werden wir eine blau-weiße Flagge tragen, keinen gelben Stern", so Dayan wörtlich.

Israels UN-Botschafter zieht Vergleich mit D-Day 1944

Die Sterne von Erdan und seinen Mitarbeitenden erinnerten an jene, die Nazis im Dritten Reich Juden als Kennzeichen aufgezwungen hatten. Er werde den Stern tragen, so wie seine Großeltern und die Großeltern von Millionen Juden, sagte Erdan weiter an den Sicherheitsrat gewandt.
Wir werden den Stern tragen, bis Sie die Gräueltaten der Hamas verurteilen und Sie die sofortige Freilassung unserer Geiseln fordern. Wir tragen den Gelben Stern voller Stolz, als Erinnerung daran, dass wir uns geschworen haben, zurückzuschlagen und uns zu verteidigen. Nie wieder ist jetzt.
Gilad Erdan, israelischer Botschafter bei den Vereinten Nationen

Der Judenstern

Mit der "Polizeiverordnung über die Kennzeichnung der Juden" vom 19. September 1941 zwangen die Nazis alle Juden über sechs Jahre zum Tragen des Judensterns. Er bestand "aus einem handtellergroßen, schwarz ausgezogenen Sechsstern aus gelbem Stoff mit der schwarzen Aufschrift 'Jude'", wie es in der Verordnung heißt. Er war "sichtbar auf der linken Brustseite des Kleidungsstücks fest aufgenäht zu tragen".

Für die Juden bedeutete die aufgezwungene Kennzeichnung einen neuen Höhepunkt in einer langen Kette der Diskriminierungen unter der NS-Diktatur - nach dem Judenboykott von 1933, Berufsverboten, den Nürnberger Rassegesetzen und der Reichspogromnacht im November 1938. Die Träger des Sterns durften in der Folge ihren Wohnort nur noch mit schriftlicher Erlaubnis der Polizei verlassen.

Damit schuf der Judenstern auch die Voraussetzung für spätere Deportationen in Konzentrations- und Vernichtungslager. Wer sich nicht an die Verordnung hielt, dem drohte eine Geldstrafe bis zu 153 Reichsmark oder Haft bis zu sechs Wochen.

Quelle: dpa

Nach Hitlers Machtübernahme werden Juden diskriminiert, Rassengesetze erlassen. Viele wandern aus.

06.10.2011 | 03:54 min
Erdan verglich Israels Bodenoffensive im Gazastreifen in seiner Rede mit der Landung der Alliierten 1944 in der Normandie. Hätte es den Weltsicherheitsrat am 6. Juni 1944, auch als D-Day bekannt, gegeben, hätte es vermutlich auch eine heftige Debatte darüber gegeben, wie viel Strom und Treibstoff die Münchner Bürger noch hätten, spottete er vor dem Rat.
Erdan reagierte damit auf weltweite Besorgnis, dass neben Tausenden bereits getöteten Zivilisten in Gaza noch mehr Unbeteiligte sterben könnten.
ZDFheute Infografik
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UN-Palästinenserhilfswerk: Belagerung ist Kollektivstrafe

Er betonte, dass ein Vergleich der Todesopfer auf beiden Seiten nach dem verheerenden Massaker der islamistischen Hamas vom 7. Oktober genauso unzulässig sei, wie ein Vergleich deutscher und britischer Opfer im Zweiten Weltkrieg. Die Forderung einer Feuerpause im Nahost-Konflikt verglich er mit der Forderung einer Feuerpause, bevor die Russen 1943 Stalingrad zurückerobert hätten.

Dem israelischen Militär gelingt die Befreiung einer Soldatin. Die seit dem Überfall von Hamas-Terroristen vermisste Deutsch-Israelin Shani Louk hingegen ist tot.

31.10.2023 | 02:41 min

Palästinenser: Gaza ist "Hölle auf Erden"

In der Sitzung am Montag verurteilten zudem mehrere Redner zwar die Angriffe der Hamas, unterstrichen aber gleichzeitig den Preis, den die Bewohner des Gazastreifens zahlen. "Die derzeitige Belagerung des Gazastreifens ist eine Kollektivstrafe", kritisierte etwa der Chef des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA), Philippe Lazzarini.
Der palästinensische Vertreter bei den Vereinten Nationen wählte indes drastische Worte für das Leiden der Bevölkerung im Gazastreifen. Riad Mansur zitierte zunächst den ehemaligen UN-Generalsekretär Dag Hammarskjöld mit den Worten: "Die Vereinten Nationen wurden nicht gegründet, um uns in den Himmel zu bringen, sondern um uns vor der Hölle zu retten."
Dann fügte Mansur mit Blick auf die heftigen Kämpfe in Nahost hinzu:
Gaza ist jetzt die Hölle auf Erden.
Riad Mansur, palästinensischer Vertreter bei den UN
Die Bewahrung der Menschheit vor der Hölle bedeute nichts Anderes als die Rettung der Palästinenser in Gaza.

Die UN-Vollversammlung hat eine Resolution zur Verbesserung der humanitären Situation im Gazastreifen verabschiedet. Auch eine sofortige Waffenruhe wurde darin gefordert.

28.10.2023 | 00:21 min

UN-Sicherheitsrat tief gespalten

Mansur flehte vor dem mächtigsten UN-Gremium:
Behandeln Sie uns wie Menschen mit dem Respekt, den wir verdienen. Wir sind keine Untermenschen. Wir sind nicht von einem anderen Planeten.
Riad Mansur, palästinensischer Vertreter bei den UN
Der tief gespaltene UN-Sicherheitsrat hat sich seit Kriegsbeginn auf keine gemeinsame Resolution zu der Lage in Nahost einigen können. Vier Entwürfe waren abgelehnt worden. Daraufhin verabschiedete die UN-Generalversammlung am Freitag mit großer Mehrheit eine "sofortige humanitäre Waffenruhe" im Gazastreifen.
Quelle: dpa, AFP

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