: Israel will offenbar Grenzübergang öffnen

08.12.2023 | 09:10 Uhr
Kaum Strom, kaum Wasser: Organisationen warnen vor einer humanitären Katastrophe in Gaza. Nun will Israel offenbar einen weiteren Grenzübergang öffnen - zur Kontrolle der Güter.
Israel hat sich offenbar bereiterklärt, am Grenzübergang Kerem Schalom eine zweite Kontrollstelle für Lastwagen mit Hilfsgütern zu nutzen. (Archivbild)Quelle: dpa
Israels Bodenoffensive im Gazastreifen lässt den Hunderttausenden von palästinensischen Zivilisten kaum noch sichere Zufluchtsorte. In Rafah an der Grenze zu Ägypten suchten so viele Menschen Schutz vor den Kämpfen, dass die Stadt inzwischen weder Lebensmittel noch Strom und auch kein ausreichendes Trinkwasser mehr für sie habe, wie ein Reporter der britischen BBC in der Nacht zum Freitag berichtete.
Angesichts der wachsenden Kritik an den stockenden Hilfslieferungen nach Gaza und auf den Druck der USA hin hat sich Israel nun bereiterklärt, am Grenzübergang Kerem Schalom eine zweite Kontrollstelle für Lastwagen mit Hilfsgütern zu nutzen.

Der UN-Sicherheitsrat befasst sich heute ein weiteres Mal mit der Situation im Gazastreifen.

08.12.2023 | 01:44 min

Hoffnung auf zweiten Grenzübergang

Damit werde Israel in den kommenden Tagen beginnen, meldete die "Times of Israel" unter Berufung auf einen ranghohen Regierungsvertreter. Dies solle die Einfuhr einer größeren Anzahl an Lastwagen erleichtern, hieß es unter Berufung auf die israelische Cogat-Behörde. Wie der Palästinensische Rote Halbmond auf X mitteilte, fuhren am Donnerstag 69 Lkw mit Hilfsgütern über Rafah in den Gazastreifen. Vor dem Krieg fuhren 500 Fahrzeuge pro Tag in das Gebiet.

Seit dem Massaker in Israel am siebten Oktober kämpft die israelische Armee gegen die Hamas. Besonders die Zivilbevölkerung leidet unter dem Konflikt.

03.12.2023 | 01:35 min
Hilfsorganisationen beklagen, dass der Transport von Lastwagen mit Hilfsgütern nach Nitzana und zurück zu weiteren Verzögerungen bei der Versorgung der Zivilisten geführt habe, was Israel aber bestreitet. Israel fürchtet, dass in den Lkw auch Waffen nach Gaza geschafft werden könnten und inspiziert sie deshalb.

UN-Sicherheitsrat befasst sich mit Lage in Gaza

Nach dem Drängen von UN-Generalsekretär António Guterres will sich der Weltsicherheitsrat wieder mit der Situation im Gazastreifen befassen. Die Sitzung sei für 16 Uhr MEZ angesetzt. Die Vereinigten Arabischen Emirate legten einen neuen Resolutionsentwurf mit der Forderung nach einem Waffenstillstand vor.

Um angenommen zu werden, braucht eine Resolution mindestens neun Stimmen und kein Veto von den fünf ständigen Mitgliedern - den Vereinigten Staaten, Russland, China, Frankreich und Großbritannien. Die USA haben erklärt, dass sie zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Maßnahmen des Rates unterstützen. Die USA und Israel lehnen einen Waffenstillstand ab, weil sie glauben, dass er nur der Hamas nützen würde.

Quellen: dpa, Reuters

Geht es nach den USA, soll Israel den Übergang Kerem Schalom auch wieder ganz für die Ein- und Ausfuhr von Hilfstransporten öffnen, wie die "Times of Israel" weiter berichtete. Der UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths sieht dafür Chancen, wie er am Donnerstag in Genf sagte. Noch warte das UN-Nothilfebüro (OCHA) auf grünes Licht, aber es plane nun Konvois aus Jordanien mit Hilfsgütern, die über Kerem Schalom fahren sollen.
Kerem Schalom war der Grenzübergang, über den vor dem Terrorangriff der radikalislamischen Hamas und anderer Gruppen auf Israel am 7. Oktober die meisten Hilfsgüter nach Gaza gelangten.
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USA richten erneut Mahnung an Israel

US-Außenminister Antony Blinken rief Israel indes erneut auf, mehr für den Schutz von Zivilisten in dem Küstenstreifen zu tun. Israels Führung habe zwar wichtige zusätzliche Schritte in diese Richtung unternommen, so Blinken am Donnerstag (Ortszeit). Es gebe aber nach wie vor eine Lücke zwischen dem, was er bei seinem jüngsten Besuch in Tel Aviv angeregt habe und was an Ergebnissen zu beobachten sei.
Es gehe zum Beispiel nicht nur darum, Sicherheitszonen einzurichten, sondern sie auch so zu kommunizieren, dass die Menschen tatsächlich wüssten, wohin, wann und auf welchem Weg sie flüchten könnten. Zudem müsse es in solchen Sicherheitszonen Essen, Wasser und Medikamente geben.
Im Gazastreifen herrschten "unvorstellbare Verluste, Zerstörung und Elend", schrieb auf X Cindy McCain, Leiterin des Welternährungsprogramms. Jeder leide Hunger.

Israel: Hamas feuert aus Sicherheitszonen

Israels Militär erklärte unterdessen, dass die Hamas aus solchen "humanitären Sicherheitszonen" heraus Raketen auf Israel abgeschossen habe. Israelische Medien veröffentlichten am Donnerstag derweil Bilder von Dutzenden im Gazastreifen festgenommenen Palästinensern in Unterhosen. Die Identität der Männer war zunächst unklar.

Im Gazastreifen haben israelische Truppen ihren Beschuss fortgesetzt. Die Stadt Chan Junis sei eingekesselt und das Haus des Gaza-Chefs der Hamas umstellt.

07.12.2023 | 00:16 min
Der israelische Militärsprecher Daniel Hagari sagte, die Viertel Dschabalia und Schedschaija im Norden des Küstenstreifens seien "Hochburgen von Terroristen und wir kämpfen gegen sie". Wer in diesen Gebieten verblieben sei, aus Tunnelschächten oder aus Gebäuden komme, werde untersucht, um zu klären, "wer Verbindungen zur Hamas hat und wer nicht". Man nehme alle fest und verhöre sie, erklärte Hagari.
Derweil gehen auch in der südlichen Stadt Chan Junis, die als Hochburg der Hamas gilt, die Häuserkämpfe weiter.
Quelle: dpa

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