: Przewalski-Pferde in Kasachstan ausgewildert

von Stefanie Hayn
16.06.2024 | 18:20 Uhr
Hoffnung für die Artenvielfalt: Sieben Przewalski-Pferde aus Prag und Berlin sollen der Anfang einer neuen Population sein, in den Weiten der zentralkasachischen Steppe.

Mit wertvoller Fracht sind zwei Militärflugzeuge aus Berlin und Prag in Richtung Kasachstan abgehoben.

13.06.2024 | 02:02 min
Tessa ist die erste, für die sich die Transportbox öffnet. Die vierbeinige Berlinerin zögert kurz, hält die Nase in den Steppenwind und betritt ihr neues Zuhause. Kurz darauf sind auch die letzten drei Pferde aus den Transportboxen raus.
Insgesamt vier Przewalski-Stuten sind aus dem Tierpark Berlin angereist. Aus dem Prager Zoo sind noch ein Hengst und zwei Stuten gekommen. Gemeinsam sind sie die erste Herde, die nach dem quasi Aussterben dieser Art in freier Wildbahn in die kasachische Steppe zurückkehrt. Sie sollen Urmütter und -väter einer neuen Population von Przewalski-Pferden im kasachischen Naturschutzgebiet "Altyn Dala" (deutsch: Goldene Steppe) werden.

Przewalski-Pferde als Landschaftsschutz

Die Pferde sind ausgesprochen robust, sie kommen sowohl mit Hitze als auch mit Kälte zurecht. Mit ihrem braunen Fell und der schwarzen Bürstenmähne sind die recht kompakten Tiere markante Erscheinungen. Doch sie werden hier nicht nur die Landschaft schmücken, sondern auch eine wichtige ökologische Funktion erfüllen, indem sie das weite Grassteppenland abfressen. Das macht die Flächen weniger anfällig für Brände.
Das ist für den Arten- und für den Naturschutz eine der schönsten und tollsten Sachen, die man im Leben als Zoologe, als Tierpfleger machen kann.
Andreas Knieriem Direktor Zoo und Tierpark Berlin
In Kasachstan setzt sich die "Alty Dala Conservation Initiative" für den Schutz der Steppe, Halbwüsten und Wüsten des Landes, der Saiga-Antilopen und der dortigen Vogelwelt ein. Diese Initiative haben die Vereinten Nationen bereits als "World Restoration Flagship" ausgezeichnet. Jetzt kommen noch die Pferde dazu.

Wildpferde überlebten in menschlicher Obhut

In den 1960er Jahren wurden die letzten, freilebenden Przewalski-Pferde in den Steppen Zentralasiens gesehen, danach galten sie dort als ausgestorben. Nur wenige Exemplare haben in menschlicher Obhut überlebt.
Bereits in den 1950er Jahren wurde ein internationales Zuchtbuch angelegt. Seit damals wird die Erhaltungszucht der seltenen Pferde von Prag aus koordiniert. Der Berliner Tierpark ist nach eigenen Angaben seit Mitte der 1980 Jahre an Rückführungen in die freie Natur beteiligt.

Der Chester Zoo und das Projekt Nature Safe in Großbritannien wollen das Artensterben verhindern, indem sie DNA bedrohter Tiere einfrieren – für eine Rettung in der Zukunft.

04.09.2023 | 05:35 min
In der Mongolei sind seit einigen Jahren bereits wieder Przewalski-Pferde angesiedelt, auch in China gibt es Projekte. Jetzt ziehen die ersten sieben Tiere aus europäischen Tierparks nach Kasachstan.
Es wäre nicht möglich gewesen, ohne die Wildpferde in menschlicher Obhut zu vermehren.
Christian Kern Zoologischer Leiter Tierpark Berlin

Tierarten sollen durch Zuchtprogramme zurückkehren

Menschen sind oft maßgeblich am Verschwinden wildlebender Arten beteiligt. Aber mit diesem Projekt soll sich zeigen, dass durch das Erhaltungszuchtprogramm der zoologischen Einrichtungen auch eine Rückkehr gelingen kann. "Wenn das Zoos nicht tun würden, hätte man gar keine Tiere mehr, die man zurück in die Natur bringen kann. Der Tierpark hat sicherlich einen großen Anteil daran, weil wir sie schon seit Ende der 1950er Jahre vermehren und das kontinuierlich", sagt der zoologische Leiter Christian Kern, der das Projekt für den Berliner Tierpark begleitet.

Weitere Auswilderungen sind geplant

Den ersten Winter wird die kleine Herde noch unter Beobachtung in einem Auswilderungszentrum in Kasachstan verbringen, bevor sie dann wirklich ganz allein in die Steppe aufbrechen können.
Mindestens 40 Tiere sollen, so der Berliner Tierpark, in den nächsten fünf Jahren aus zoologischen Einrichtungen nach Kasachstan ziehen. Damit es in ihrem ursprünglichen Lebensraum wieder Herden gibt, die ohne menschliches Eingreifen überleben. Das wird noch einige Jahre dauern.
Artenschutz ist nicht nur Teamarbeit sondern auch Generationenarbeit.
Andreas Knieriem Direktor Zoo und Tierpark Berlin
Der Anfang ist gemacht. Alle Beteiligten hoffen, dass bald viele Herden Przewalski-Pferde durch die weite kasachische Steppe wandern.

Thema

Mehr zum Thema Artensterben