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: Wohin mit den Zivilisten in Rafah?

14.02.2024 | 08:25 Uhr
Israel will seinen Militäreinsatz zur Vernichtung der Hamas auf Rafah ausdehnen - und die Menschen der überfüllten Stadt evakuieren. Doch noch immer ist unklar, wo sie hin sollen.

In Rafah, wo einst 300.000 Palästinenser lebten, leben jetzt über eine Million. Viele mussten mehrfach fliehen - und wissen nun nicht wohin, sollte Israel eine Offensive starten.

14.02.2024 | 02:43 min
Israel will seinen Militäreinsatz auf die Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten ausdehnen. Dort haben mehr als eine Million Palästinenser Zuflucht vor der Offensive gesucht, die einen Großteil des Gazastreifens verwüstet hat.
In den vergangenen Tagen hat Israel die Stadt im Süden des Küstengebiets bereits aus der Luft angegriffen. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur geplanten Offensive.

Warum plant Israel eine Bodenoffensive in Rafah?

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat Rafah als "letzte Bastion" der radikalislamischen Hamas bezeichnet, in der sich vier bewaffnete "Bataillone" aufhalten sollen. Bataillone sind nach gängiger Definition militärische Verbände, die zwischen wenigen hundert und mehr als tausend Mitglieder haben können.
Netanjahu zufolge kann Israel sein Ziel, die Hamas auszuschalten, nicht erreichen, solange sich deren Kampfgruppen in Rafah aufhalten. Netanjahu hatte nach dem Angriff der Hamas auf Israel die Vernichtung der Hamas als Ziel ausgegeben.

Wie ist die Lage in Rafah?

Nach Angaben der in die Kritik geratenen UN-Agentur UNRWA, die die Palästinenser unter anderem mit Hilfsgütern versorgt, leben in Rafah derzeit etwa 1,5 Millionen Menschen. Das sind sechsmal mehr als vor dem 7. Oktober. Viele von ihnen kampieren auf den Straßen, auf unbebauten Grundstücken, am Strand und auf dem sandigen Streifen neben der Grenzmauer zu Ägypten.
Andere sind in überfüllten Unterkünften untergebracht. Ärzte und Helfer haben Mühe, selbst grundlegendste Hilfe zu leisten und die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern. Der Norwegische Flüchtlingsrat bezeichnet das Gebiet als "gigantisches Flüchtlingslager".

Israel sei fest entschlossen, die letzten Hamas-Einheiten in Rafah zu zerschlagen, so ZDF-Korrespondent Bewerunge.

14.02.2024 | 01:57 min

Wohin könnten die Menschen flüchten?

Vor früheren Angriffen auf Städte im Gazastreifen hat Israel die Zivilbevölkerung aufgefordert, nach Süden zu fliehen. Viele der Vertriebenen sind deshalb in Rafah gelandet.
Viel weiter nach Süden können die Menschen nicht mehr, denn dort ist die Grenze zu Ägypten. Hilfsorganisationen und auch zahlreiche Vertreter ausländischer Staaten, die Israels Vorgehen strikt ablehnen, haben erklärt, die Menschen könnten nirgendwo in dem Küstenstreifen mehr hingehen.
Der Gazastreifen grenzt im Norden und Osten an Israel, im Süden an Ägypten und im Westen ans Mittelmeer. Schätzungen zufolge leben dort etwa 2,3 Millionen Menschen. Der Gazastreifen ist damit eines der am dichtesten besiedelten Gebiete der Welt. Auf israelisches Gebiet will Netanjahu die Flüchtenden nicht lassen. Und Ägypten hat erklärt, nicht zuzulassen, dass palästinensische Flüchtlinge über die Grenze kommen.
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Warum will Ägypten die Palästinenser nicht ins Land lassen?

Ägypten steckt in einer Wirtschaftskrise. Es leben bereits mehr als eine halbe Million Geflüchtete aus Dutzenden Nationen in dem Land. Offen wäre auch, ob Israel die Palästinenser irgendwann aus Ägypten in den Gazastreifen zurückkehren ließe - oder ob es dauerhaft weitere Flüchtlingslager in Ägypten geben würde, deren Menschen über Jahrzehnte versorgt werden müssten.
Ägypten fürchtet darüber hinaus, dass Kämpfer der Hamas ins Land gelangen, sich dort mit Regierungsgegnern verbünden und Anschläge verüben könnten.

Israel plant eine Bodenoffensive in Rafah. Ein Team der deutschen Hilfsorganisation Cadus ist vor Ort in Gaza. Gründer Sebastian Jünemann berichtet von der aktuellen Situation.

11.02.2024 | 06:21 min

Was spricht gegen ein Verlassen des Gazastreifens?

Viele Palästinenser haben erklärt, sie würden den Gazastreifen selbst dann nicht verlassen, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten. Sie fürchten, dass dies zu einer weiteren dauerhaften Vertreibung führen könnte, wie es aus ihrer Sicht bereits im Jahr 1948 der Fall war.
Damals hatten rund 700.000 Palästinenser ihre Heimat bei der Gründung Israels verlassen. Aus Sicht Israels handelte es sich damals nicht um Vertreibungen. Viele bezeichnen sich gleichwohl als Vertriebene und flohen in benachbarte arabische Staaten wie Jordanien, Syrien und den Libanon. Dort leben viele dieser Menschen oder ihre Nachkommen noch immer in Flüchtlingslagern.
Quelle: Reuters

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