: Die Kennedys: Eine Familie im US-Wahlkampf

von Céline Schuster
09.06.2024 | 09:22 Uhr
Die Kennedy-Familie hat bis heute Einfluss. Bei der US-Wahl kandidiert ein Mitglied für die Präsidentschaft, doch der Rest der Familie hält zu Joe Biden.
Robert F. Kennedy Jr. tritt als unabhängiger Kandidat bei den US-Wahlen 2024 an. Quelle: AP
Kennedy - ein Nachname, der mit Legenden, Glamour und Macht verbunden ist. Unter dem ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy diente das Weiße Haus in den 1960er Jahren als eine Art Hof der Reichen und Schönen. Viele Verwandte engagierten sich damals wie heute in der Politik, zum Beispiel als Senator, Botschafterin oder Minister. Die Familie gilt bis heute als einflussreich.
Es handelt sich um eine große Familie, die über beträchtlichen Reichtum und ein großes Wissen darüber verfügt, wie sie die Medien nutzen kann, um ihre Bilder und Botschaften zu verbreiten.
Barbara Perry, Universität Virginia
Denn die Kennedys wissen, wie sie sich inszenieren, meint Barbara Perry von der Universität Virginia. Sie ist dort Direktorin der Präsidentschaftsstudien.

Er gilt bis heute als einer der populärsten US-Präsidenten der Geschichte. Aber wer war er wirklich? In seiner politischen Karriere lagen Licht und Schatten dicht beieinander.

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Kennedy will US-Präsident werden

Ein Familienmitglied will jetzt mehr: das Präsidentenamt. Robert F. Kennedy Jr., kurz RFK Jr., ist der Neffe des ehemaligen US-Präsidenten und kandidiert dieses Jahr parteilos - neben Joe Biden und Donald Trump - für das Amt des US-Präsidenten. Dabei vertritt er Positionen sowohl aus dem linken als auch dem rechten Spektrum.
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RFK Jr. will auch Trump-Wähler erreichen

Politisch nimmt RFK Jr. oft keine klare Position ein - zum Beispiel, wenn es um Abtreibung geht. Dadurch wolle er keine Gruppe abschrecken, sagt Bernard Tamas, Professor für Politikwissenschaft an der Valdosta State Universität in Georgia. Er ist Experte für US-Drittparteien:
Er versucht, die traditionellen Anhänger der Kennedy-Familie zu gewinnen, die eher progressiv und links eingestellt sind. Aber er scheint auch zu versuchen, sich Wähler zu schnappen, die eher dem Trump-Typus zuzuordnen sind.
Bernard Tamas, Professor für Politikwissenschaft
So verbreitet RFK Jr. auch Verschwörungsmythen: WLAN verursache Krebs, sagte er etwa dem Podcaster Joe Rogan in einem Gespräch.

Die Kennedys

Rose und Joseph Kennedy mit ihren neun Kindern: Eunice, John, Rosemary, Jean, Joe, Edward, Rose, Joe Junior, Patricia, Robert und Kathleen (von links).

Quelle: imago

Umfragen zur US-Wahl

Zuletzt kam RFK Jr. auf rund zehn Prozent der Stimmen, je nach Umfrage - für einen unabhängigen Kandidaten ist das laut Perry viel. Eine Studie von CNN/SSRS ergab, dass ein Großteil der Menschen RFK Jr. nur wegen seines bekannten Nachnamens wählen würde. Neun Prozent reichen allerdings nicht, um der nächste US-Präsident zu werden.

Wie Drittparteien angreifen

Experte Bernard Tamas vergleicht Drittparteien mit stechenden Bienen. Sie würden die großen Parteien angreifen und sich dabei auf ihr wichtigstes Thema im Wahlkampf konzentrieren. "Wenn sie stechen, verursachen sie den großen Parteien Schmerzen. Diese reagieren darauf, indem sie diese Themen aufgreifen, als wären es ihre eigenen", so Tamas. Daraufhin verschwinde die Drittpartei üblicherweise, ähnlich wie eine Biene, die dann stirbt, sobald die großen Parteien ihr Thema übernommen haben.

Kennedy ohne konkretes Thema

RFK Jr. hingegen verfolge nicht diese Strategie, meint Tamas. Das unterscheide ihn von den meisten Kandidaten dritter Parteien: "Das Problem bei RFK Jr. ist, dass er kein klares, aufrüttelndes Thema hat, und dass er keine klare Untergruppe von Menschen hat, die er ansprechen will", so Tamas.
Zwar kann RFK Jr. die Wahl nicht gewinnen, doch er könnte sie beeinflussen, etwa indem er wichtige Stimmen von unentschlossenen Wählern abgreife, erklärt Politikwissenschaftler Bernard Tamas. Diese fehlenden Stimmen könnten über den Ausgang der Wahl entscheiden. Abzuwarten bleibt, wem Kennedy am Wahltag mehr Wähler kosten wird.

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Kennedy-Familie unterstützt Joe Biden

Seine Familie macht derweil klar, auf wessen Seite sie im US-Wahlkampf steht, und stellt sich damit öffentlich gegen den JFK-Neffen: "Die Familie Kennedy unterstützt Joe Biden bei der Präsidentschaftswahl", so dessen Schwester Kerry Kennedy bei einer Biden-Wahlkampfveranstaltung im April.
Ihre Unterstützung für Biden und die Verunglimpfung von RFK Jr. könnte einige Wähler davon abhalten, für letzteren zu stimmen.
Barbara Perry, Universität Virginia
Die Stimmen könnten dann zwar auch an Donald Trump statt Kennedy gehen, meint Expertin Barbara Perry. Gleichzeitig könne aber auch Biden profitieren. Denn wenn die Kennedy-Familie sich für den amtierenden Präsidenten ausspricht, könne dies Signalwirkung haben. Beide Szenarien: möglich.

Kennedy: Name mit Gewicht

So oder so: Noch heute ist die Meinung der Kennedy-Familie, als eine der einflussreichsten politischen Dynastien Amerikas, von großer Bedeutung. Barbara Perry erklärt, allein der Name habe Gewicht - mit dem Namen folge die Aufmerksamkeit und dann: "Das Geld, dass diese mit sich bringt", so Perry.
Und so spielt die Kennedy-Familie eine Rolle bei der US-Wahl 2024 - auch, wenn in der nächsten Legislaturperiode wohl kein zweiter Kennedy das Präsidentenamt übernehmen wird. Umfragen zeigen bereits jetzt ein Kopf an Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Joe Biden und Donald Trump. Letztendlich könnte das Ergebnis von ein paar tausend Stimmen abhängen - und die Kennedys könnten ein wichtiger Einflussfaktor sein.

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