Analyse

: Wie Trump und Biden auf Angst setzen

von Anna Kleiser, Washington D.C.
24.03.2024 | 18:33 Uhr
Trump nimmt kein Blatt vor den Mund, wettert gegen politische Gegner oder Migranten. Auch Amtsinhaber Biden teilt verstärkt aus. Ist schmutziger Wahlkampf ihre einzige Chance?

Joe Biden und Donald Trump haben beide die nötige Delegiertenzahl für die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten erreicht. Zur US-Wahl im November treten sie gegeneinander an.

13.03.2024 | 00:19 min
Angst prägt den US-Wahlkampf: Angst vor Migranten, Angst vor dem Ende der Demokratie, Angst vor Kontrollverlust. Ex-Präsident Donald Trump und der Amtsinhaber Joe Biden malen ein düsteres Bild von Amerika. Vor allem, sollte der jeweils andere die Wahl gewinnen.
Rhetorisch reißt Trump eine Grenze nach der anderen ein. Er bezeichnet seine Anhänger als Krieger, Gegner als Ungeziefer, Migranten als Tiere oder Serienmörder. Es ist die Sprache von Faschisten und Diktatoren - Konkurrent Biden wirft ihm vor, Nazi-Rhetorik zu verwenden. Biden selbst hat in den vergangenen Wochen den Ton verschärft, seine Attacken gegen Trump zugespitzt.

Donald Trump sorgt während seines Wahlkampfes mit provokanten Äußerungen für Aufsehen. Für den Fall seiner Wahlniederlage warnt er vor einem "Blutbad".

17.03.2024 | 02:18 min

Expertin: Angst für Wahlkampf-Teams sinnvoll

Eine aufmunternde, ruhige Wahlkampf-Botschaft wird es nicht geben, so Rachael Dean Wilson vom German Marshall Fund in Washington gegenüber ZDFheute.
Amerika steht im November vor der Wiederholung eines Duells, das viele im Land aufstöhnen lässt. Daher sei es aus Sicht der Wahlkampfteams klar, "dass man die Wähler, die es für einen Sieg braucht, nicht mit einer positiven Botschaft begeistern kann", so Wilson.
Wie schon 2016, beim Wahlkampf zwischen Hillary Clinton und Donald Trump, sind es Negativ-Kampagnen. Auch wenn Wähler sie nicht mögen, scheinen sie zu funktionieren. Wilson war vor Jahren im Wahlkampfteam des Republikaners John McCain. Sie sagt:
Angst ist in vielen Fällen berechtigt und oft motivierend - ein wirksames Mittel für eine Kampagne.
Rachael Dean Wilson, German Marshall Fund

Trump veränderte politische Landschaft der USA radikal

Angst und Hass schüren, Sorgen aufbauschen - schon lange das Geschäft von Donald Trump. Erst vergangenes Wochenende sorgte seine doppeldeutige Warnung vor einem "Blutbad" für weltweite Schlagzeilen.
Trumps Sprache ist scharf, oft beleidigend, Fakten sind irrelevant. Der Republikaner hat damit die politische Landschaft der USA verändert. Seinen Gegner Biden verhöhnt er als senil, schwach und korrupt - auf der Bühne verspottet er Bidens Gang und sein Stottern.

Ohne Wiederwahl-Druck wäre Trump in einer zweiten Amtszeit freier und müsste keine Rücksicht auf potenzielle Wähler nehmen, sagt Politikwissenschaftlerin Andrea Römmele.

06.03.2024 | 14:12 min
Vor der ersten Präsidentschaft dachten viele, Trump würde seine Ausdrucksweise dem Amt anpassen. Fast zehn Jahre später ist sie noch brutaler geworden. Dass er keine Grenzen mehr kennt, kommt vor allem bei seiner Basis gut an.

Joe Bidens Kampagne reagiert mit Spott gegen Trump

Biden war lange passiv, einige Demokraten wurden nervös. Doch in den vergangenen Wochen hat sich etwas verschoben, Biden ist aus dem Präsidentschafts- in den Wahlkampf-Modus gestiegen. Bei seiner Rede zur Lage der Nation schaltete er offiziell auf Angriff.

In einer kämpferischen Rede betonte US-Präsident Biden die Unterschiede zwischen ihm und seinem voraussichtlichen Herausforderer Trump. Auch sein Alter thematisierte er.

08.03.2024 | 02:31 min
Ende Februar soll Biden sein Team angewiesen haben, "den verrückten Scheiß, den Trump in der Öffentlichkeit sagt", sichtbar zu machen. Das passiert nun in Sozialen Medien wie ein Uhrwerk: Vieles, was Trump sagt, wird herausgestellt und kommentiert.
Posting von Joe Biden
Biden wird nicht müde, vor Trump zu warnen, sein Fokus zunächst: Die Warnung vor dem Ende der US-amerikanischen Demokratie. Er provoziert Trump nun häufiger, bezeichnet ihn etwa immer wieder als Verlierer.
ZDFheute Infografik
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Republikaner und Demokraten auf der Suche nach Wählern

Bei einem Stopp in seiner Wahlkampf-Zentrale sprach Biden im Februar vom bizarrsten Wahlkampf, den er je geführt habe.
In Bezug auf sein [Trumps, Anm. d. Red.] Verhalten ist es noch schlimmer als beim letzten Mal im Jahr 2020.
Joe Biden, US-Präsident
Es ist ein bizarrer Wahlkampf, auch aus anderen Gründen. Bidens Umfragewerte sind historisch niedrig und das gegen einen Kandidaten, der mehrere Male angeklagt ist. Die Sorge der demokratischen Strategen: Kann Biden genug Wähler motivieren?
ZDFheute Infografik
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Bei den Republikanern bekommt Trump kaum noch Gegenwind. Aber eine wachsende Zahl von ehemaligen Mitarbeitern warnt vor ihm, auch Größen wie sein ehemaliger Vize-Präsident Mike Pence. Die Sorge der republikanischen Strategen: Trumps Poltern könnte erneut die moderaten Wähler vergraulen.

Analystin: KI hat Potenzial, Vertrauen in "System zu untergraben"

Angst vor dem jeweiligen Kontrahenten wird in beiden Kampagnen zentrale Botschaft bleiben.
Hinzu kommt 2024 eine weitere Gefahr, so Analystin Rachael Dean Wilson. Künstliche Intelligenz biete aus- und inländischen Akteuren ein neues Instrument, "um Wähler zu verwirren, falsche Informationen zu verbreiten und letztlich das Vertrauen in unser System zu untergraben." "Erwarte das Unerwartete", sei zu ihrem Mantra für US-Politik geworden, sagt Wilson.

"Trump hat mit dicken und düsteren Farben alles Positive zugekleistert" und Biden "zu einem Monster erklärt", so Elmar Theveßen in Washington.

06.03.2024 | 02:56 min

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