Interview

: "Optionen der Ukraine geringer geworden"

10.01.2024 | 22:18 Uhr
Die Handlungsoptionen der Ukraine sind geringer geworden, analysiert Militärexperte Christian Mölling. Dabei spielt auch der Westen eine entscheidende Rolle.

Ein Scheitern von Putins Winteroffensive werde diskutiert. Unklar sei aber, welche Züge beide Seiten mit Hilfe ihrer Verbündeten noch machen können, erklärt Christian Mölling.

10.01.2024 | 19:10 min
Russland hat die Ukraine massiv mit Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen angegriffen. Trotzdem kommt die Armee kaum voran. Die Ukraine scheint sich hauptsächlich zu verteidigen. Das hat auch mit der mangelnden Ausstattung zu tun. Bei ZDFheute live ordnet Militärexperte Christian Mölling die Situation ein. Das sagt er zu...

... der aktuellen Lage an der Front

Mölling mahnt zu Zurückhaltung. Man sollte weder davon ausgehen, dass die Offensive Russlands scheitert, noch dass es ein Patt gäbe. "Der Begriff des Patts legt nahe, dass wir am Ende eines Spiels wären. Wie viele Züge sowohl Russland als auch die Ukraine noch machen können in den kommenden Monaten, das wird sich zeigen." Das hänge einerseits von den westlichen Hilfen ab und andererseits von der Unterstützung für Russland, beispielsweise durch Nordkorea oder den Iran.

Die Ukraine sei auf westliche Unterstützung angewiesen, berichtet ZDF-Reporterin Alica Jung. Der ukrainischen Luftwaffe fehle zunehmend Munition, um russische Raketen abzufangen.

10.01.2024 | 05:38 min

... dem Zustand der ukrainischen Armee

Die Ukraine habe derzeit "keine Kräfte, um überhaupt in irgendeine Offensive zu gehen", so Mölling. Die Handlungsoptionen der Ukraine seien geringer geworden.
Sie hat keine andere Wahl als sich zu verteidigen, denn wenn sie aufgeben würde, würde das den Tod für viele andere Ukrainer bedeuten.
Christian Mölling, Militärexperte
Deshalb brauche die Ukraine weitere Unterstützung der westlichen Länder.

Der ukrainische Präsident Selenskyj erneuerte seine Forderung nach mehr Luftabwehrsystemen. Denn die heftigen russischen Attacken halten an.

10.01.2024 | 01:30 min

...der mangelnden westlichen Unterstützung für die Ukraine

Das erste Kriegsjahr habe gezeigt, dass die Ukraine viel Gelände zurückgewinnen kann, erläutert Mölling. Nun herrsche aber Enttäuschung, weil das derzeit nicht der Fall ist. Diese Enttäuschung sei zu einem großen Teil durch den Westen selbst produziert:
Das, was wir in den letzten sechs Monaten nicht geliefert haben, hat die Situation jetzt in der Ukraine mitbestimmt.
Christian Mölling, Militärexperte
Bei der Unterstützung spielen laut Mölling sowohl die USA als auch die EU eine entscheidende Rolle. Dabei sei die USA für militärische Anliegen "unverzichtbar", während die EU sich viel um Dinge des täglichen Lebens kümmert. "Wenn einer dieser Pfeiler wegbricht, dann ist das eine dramatische Situation", stellt Mölling klar.

Wegen der schweren russischen Raketenangriffe über Neujahr berät die Ukraine mit der Nato über einen stärkeren Schutz.

10.01.2024 | 02:16 min
Aber auch die militärische Unterstützung der EU sei wichtig. Das Zögern des Westens derzeit mache Wladimir Putin stärker. Laut Mölling ist bei der Unterstützung im Moment noch Luft nach oben. "Es sind die Mitgliedsstaaten, die hier am Drücker sind." Es gebe Kapazitäten bei den Rüstungsunternehmen und es gehe immer noch Munition in großen Mengen ins Ausland und nicht an die Ukraine oder in eigene Lager.
Der Munitionsbedarf war klar, dass der kommen wird. (...) Was wir nicht tun, wird bestimmen was in sechs Monaten oder auch in zwei Monaten in der Ukraine passiert oder auch nicht passiert.
Christian Mölling, Militärexperte
Die Lieferung von Kampfjets an Saudi-Arabien wolle Mölling aber mit den Lieferungen an die Ukraine nicht gleichsetzen.

...zu ausländischer Unterstützung für Russland

Russland soll Raketen aus Nordkorea eingesetzt haben. Das zeige, dass Russland seine Partnerschaften kreativ einsetzt, so Mölling. "Putin ist für sich sicherlich auch in einem existentiellen Kampf. Das heißt, es werden alle Möglichkeiten genutzt, die da sind." Weil Russland eigene Produktionsprobleme habe, sei es die logische Konsequenz, dass Waffen aus Nordkorea eingesetzt werden.
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