: Erdbeben: Berlin erleichtert Visa-Vergabe

11.02.2023 | 08:11 Uhr
Auch fünf Tage nach den Erdbeben in der Türkei und Syrien bergen die Helfer viele Tote. Hunderttausende haben ihr Zuhause verloren. Berlin kündigt Visa-Erleichterungen an.
Die Erdbeben in der Türkei und Syrien liegen schon fünf Tage zurück - und noch immer werden jeden Tag Hunderte weitere Leichen geborgen. Zahllose Menschen in beiden Ländern sind obdachlos geworden.
Die Bundesregierung hatte angekündigt, in Deutschland lebenden Angehörigen von Erdbebenopfern rasch die Aufnahme betroffener Verwandter zu ermöglichen. Das Land Berlin geht in dieser Frage schon einen Schritt voran.

Opferzahlen dürften noch deutlich steigen

In den betroffenen Gebieten zählten die Behörden bis zur Nacht auf Samstag mehr als 23.500 Tote und fast 85.000 Verletzte. Überlebende dürfte es unter den tonnenschweren Trümmerhaufen eingestürzter Gebäude nur noch wenige geben.
Am frühen Montagmorgen hatte ein Beben der Stärke 7,7 das türkisch-syrische Grenzgebiet erschüttert, gefolgt von einem weiteren Beben der Stärke 7,6 am Mittag. Alleine in der Türkei wurden zuletzt mehr als 20.200 Tote und über 80.000 Verletzte gezählt. Aus Syrien wurden mehr als 3.300 Tote gemeldet.
Da Menschen im Regelfall kaum länger als drei Tage ohne Wasser überleben können und die Vermisstenzahlen noch immer sehr hoch sind, ist zu befürchten, dass die Opferzahlen noch drastisch steigen werden.

Lichtblicke mitten in der Katastrophe

Und doch gibt es sie noch: berührende Einzelschicksale, die nimmermüden Rettungskräften und verzweifelten Angehörigen Hoffnung machen. So zogen Helfer in Kahramanmaras 112 Stunden nach dem Beben einen 46 Jahre alten Mann aus der Ruine eines siebenstöckigen Gebäudes, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete.
In der Provinz Gaziantep wurde eine verschüttete Schwangere nach 115 bangen Stunden vor dem Tod bewahrt. Ebenfalls in Gaziantep befreiten Retter ein neunjähriges Mädchen nach 108 Stunden aus dem Schutt - für ihre beiden Eltern und ihre Schwester kam jedoch jede Hilfe zu spät.
"Deutschland trauert mit den Menschen in Türkiye", schrieb Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in das Kondolenzbuch in der türkischen Botschaft in Berlin, wie er über Twitter mitteilte. "Wir werden jede mögliche Unterstützung leisten, um in diesen schweren Stunden zu helfen."
Tweet von Kanzler Scholz

Mehr als eine Million Menschen in Notunterkünften

Nach Angaben des türkischen Vize-Präsidenten Fuat Oktay sind inzwischen mehr als eine Million Menschen in Behelfsunterkünften untergebracht. Rund 160.000 Such- und Rettungskräfte seien im Einsatz, teilte die Katastrophenschutzbehörde Afad mit. Aus dem Ausland seien mehr als 7.700 Helfer ins Erdbebengebiet geschickt worden.
In Iskenderun sind nach dem Erdbeben ganze Stadtteile überschwemmt - ZDF-Reporterin Anne Brühl berichter aus der Region:
Bundesagrarminister Cem Özdemir sprach sich für rasche Einreise-Erleichterungen aus, damit Betroffene des Erdbebens zu Angehörigen nach Deutschland kommen können. "Viele Menschen in Deutschland haben Verwandte in der Katastrophenregion und sorgen sich verzweifelt um sie", sagte der Grünen-Politiker der dpa. Die Bundesregierung hatte eine "pragmatische Lösung" bei der Visa-Vergabe an Überlebende der Erdbebenkatastrophe in Aussicht gestellt.

Berlin erleichtert Visa-Vergabe

Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) kündigte am Freitag an, vom Erdbeben betroffenen Menschen mit Verwandten in der Hauptstadt die Einreise nach Deutschland zu erleichtern. Sie sollen schneller als sonst das nötige Visum erhalten können.
Dazu erließ die Berliner Senatsinnenverwaltung eine sogenannte Globalzustimmung, die sonst erforderliche Beteiligung des Berliner Landesamts für Einwanderung entfällt. Auf den Nachweis von Deutschkenntnissen werde verzichtet, hieß es. Die Regelung betreffe nahe Angehörige wie minderjährige Kinder sowie Ehepartner und-partnerinnen. Die Beschleunigung der Visa-Erteilung gilt demnach bis zum 31. Juli 2023.
Quelle: dpa

Thema

Nachrichten zum Erdbeben in der Türkei und Syrien