: Maxwell Frost - erster "Gen Z" im US-Kongress

von Ramon Mebrahtu, Washington D.C.
22.01.2023 | 12:00 Uhr
Er war Aktivist und ist nun jüngster Abgeordneter im US-Kongress. Die Erwartungen an Maxwell Frost sind hoch - mit ihm ist erstmals ein Mitglied der "Generation Z" dort vertreten.
Maxwell FrostQuelle: AP
"Über Generationen hinweg wurden die Menschen von Politikern angelogen, die sagen 'wähle mich, dann wird das passieren'", sagt Maxwell Frost. Der 25-Jährige klingt etwas genervt und enttäuscht. "So funktioniert das System aber nicht".
Der Afro-Kubaner blickt mit einem ernsten Gesichtsausdruck ins Publikum im "Center for American Progress".

Jüngster Abgeordneter im US-Kongress

Der ehemalige Aktivist wurde im November 2022 mit 25 Jahren in das Repräsentantenhaus gewählt und 2023 vereidigt. Er ist damit der jüngste Abgeordnete in einem Kongress, in dem die Repräsentanten durchschnittlich 57 Jahren alt sind. Der junge Politiker ist außerdem der erste der sogenannten Generation Z (Gen Z). Also einer Generation von Menschen, die zwischen 1997 und 2010 geboren wurden.
Für die kommenden zwei Jahre im US-Parlament repräsentiert der Demokrat den zehnten Distrikt in Orlando, Florida.
Seine politischen Ziele sind klar: Frost will die Waffengewalt in den USA beenden. Er engagiert sich außerdem für den Klimawandel und setzt sich für eine gesetzliche Krankenversicherung ein. Weitere Themen sind unter anderem Masseninhaftierung, Entmilitarisierung der Polizei und bezahlbarer Wohnraum.

Aktivist in Bürgerrechtsorganisationen

Maxwell Frost hat sich als Aktivist mit der Bürgerrechtsorganisation "American Civil Liberties Union" (ACLU) für das Abtreibungsrecht engagiert. Auf seiner Homepage schreibt er weiter, dass er mit der ACLU in Florida bewirkt hat, dass vorbestrafte Menschen wieder wählen dürfen. Für die Bewegung "March for our Lives", die sich gegen Waffengewalt einsetzt, hat er außerdem als Organisator gearbeitet.
Frost sieht sich selbst aber nicht nur als Politiker, sondern auch als Künstler und Musiker. Der 25-Jährige spielt Schlagzeug in einer Jazz-Band. Auf seinem Instagram-Profil postet er nicht nur Fotos, die ihn beim Üben zeigen, sondern auch Bilder, auf denen er als Politiker mit Anzug und Krawatte posiert.

"Progressivste Generation in US-Geschichte"

Cristina Tzintzún Ramirez, Präsidentin der Organisation NextGen America, nimmt ebenfalls an der Diskussion im "Center for American Progress" teil und bezeichnet dort die Gen Z als die derzeit "progressivste Generation in der amerikanischen Geschichte".
Es ist auch die politisch engagierteste Generation, die es jemals in Amerika gab. Auf lange Sicht werden junge Menschen das erneuern, was politisch in diesem Land möglich ist.
Cristina Tzintzún Ramirez, Organisation NextGen America
Bei den Zwischenwahlen 2022 stellten junge Wählerinnen und Wähler einen Rekord auf. 27 Prozent der 18- bis 29-Jährigen haben ihre Stimme abgegeben und damit wohl bei den Wahlen den entscheidenden Unterschied gemacht. Das schätzt das Center for Information & Research on Civic Learning and Engagement (CIRCLE) der Tufts University. Es sei die höchste Wahlbeteiligung dieser Altersgruppe seit 30 Jahren.
Bei der Präsidentschaftswahl 2021 wählten rund 66 Prozent der Wahlberechtigten in den USA. So viel, wie schon seit der Präsidentschaftswahl im Jahr 1900 nicht mehr.

Frost will nicht hohe Erwartungen wecken

Aber Frost sagt: "Politiker haben in der Vergangenheit zu hohe Erwartungen geweckt und sie nicht erfüllt. Deshalb will ich nicht so hohe Erwartungen wecken." Außerdem sieht er sich nicht unbedingt als Repräsentant einer Generation und betont, dass er für seinen Wahlkreis zuständig ist:
Ich sehe mich als Repräsentant von Floridas 10. Bezirk.
Maxwell Frost
Als jüngster Abgeordneter und erster Vertreter der Gen Z im Kongress sind die Erwartungen an ihn aber hoch. Anders als im deutschen Bundestag, kann man nicht schon mit 18 Jahren, sondern erst mit 25 Jahren in den US-Kongress gewählt werden.

Republikaner Steele: Junge Generation als Chance

Der ehemalige Chef der republikanischen Partei, Michael Steele, ist genervt vom starren politischen System in den Vereinigten Staaten und sieht die junge Generation als Chance, um die veralteten Strukturen in den USA zu verändern. In einem ZDF-Interview sagte er:
Ich freue mich sehr darüber, dass Frost als Repräsentant gewählt wurde. Nicht weil er Demokrat oder Republikaner ist, sondern weil seine Generation beschlossen hat, das System zu verändern. Und ich freue mich auf die Aussichten.
Republikaner Michael Steele
Michael Steele sagt weiter über die Gen Z: "Ihr politischer, kultureller und wirtschaftlicher Einfluss wird dem Land guttun."
Dass Frost in den kommenden zwei Jahren im Kongress nicht plötzlich alles verändern kann, sei ihm allerdings klar. Sein Ziel für die nächsten Jahre:
Ich will den Menschen zeigen, dass ihre Stimme zählt und dass die Regierung auch für sie arbeiten kann.
Maxwell Frost

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