: Auwaldzecke kann Babesiose auslösen

von Immanuel Hinz
29.06.2023 | 10:41 Uhr
Vor einigen Jahren war sie noch "Urlaubsmitbringsel", heute ist sie auch in Deutschland verbreitet: Babesiose beim Hund. Wie groß ist die Gefahr für die Tiere?
Die Auwaldzecke (weibliche, l., und männliche) hat einen hell marmorierten Rückenschild.Quelle: dpa
In der diesjährigen Zeckensaison wird besonders häufig vor der Auwaldzecke gewarnt. Sie kann nämlich beim Stich unter anderem einen Einzeller übertragen, der bei Hunden Babesiose auslöst. Was sind die Symptome eines erkrankten Hundes, können auch Menschen betroffen sein und wie groß ist die Gefahr einer schweren Erkrankung?

Die Auwaldzecke - nicht nur in Auwäldern

Auwaldzecken kommen - entgegen ihres Namens - nicht nur in Auwäldern und an Gewässern, sondern auch auf Wiesen und entlang der Grasstreifen an Wegrändern vor. Genau an den Orten also, durch die ein ausgedehnter Spaziergang mit Hund führt. Anders als noch vor einigen Jahren sind die Auwaldzecken in ganz Deutschland verbreitet, wie eine Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover zeigt.
Die Auwaldzecke unterscheidet sich äußerlich klar von verwandten Arten:
  • Sie hat einen hell marmorierten Rückenschild.
  • Sie ist deutlich größer als andere Zecken. Ein vollgesogenes Weibchen kann bis zu zwei Zentimeter lang sein.

Babesiose: Das sind die Symptome

Wird eine Zecke am Hund gefunden, sollte diese in jedem Fall möglichst schnell entfernt und danach bestimmt werden, um was für ein Tier es sich handelt. Gerade bei der Auwaldzecke ist eine schnelle Entfernung wichtig, denn: Die Übertragung der Babesien, also der Krankheitserreger, erfolgt im Normalfall nach etwa 24 Stunden. Es sind aber auch Fälle einer Übertragung nach etwa zehn Stunden bekannt, etwa wenn die Zecke vorher bereits an einem anderen Wirt war, von diesem allerdings ablassen musste. Bereits mit einer schnellen Entfernung kann also einer Erkrankung vorgebeugt werden.

Zecken entfernen

Bei der Entfernung der Zecke sollte auf keinen Fall zu Hilfsmitteln wie Benzin oder Öl gegriffen werden. Stattdessen kann man die Zecke mit einer Zeckenzange oder Pinzette am Kopf greifen und langsam und vorsichtig gerade herausziehen. Auf keinen Fall sollte die Zecke gequetscht oder herausgedreht werden. 
Ist die Zecke entfernt, gilt: Das Verhalten des Hundes genau im Blick behalten. Die Inkubationszeit von Babesiose beträgt sieben bis 21 Tage. Dann sollte bei einem Auftreten der folgenden Symptome schnell gehandelt werden:
  • gestörtes Allgemeinverhalten,
  • Fieber,
  • Fressunlust,
  • Gewichtsverlust,
  • Mattigkeit,
  • blasse Schleimhäute.
Klares Zeichen auf eine Erkrankung ist schließlich ein dunkelrot bis braun verfärbter Harn.

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Bei Babesiose-Verdacht direkt zum Tierarzt

Bei einem Auftreten möglicher Babesiose-Symptome ist ein Tierarztbesuch unabdingbar. Wird nicht behandelt, vermehren sich die Krankheitserreger in den roten Blutkörperchen des Hundes, erklärt Andreas Moritz, Professor an der Klinik für Kleintiere der Justus-Liebig-Universität Gießen. Die roten Blutkörperchen werden dadurch zerstört, wodurch eine Anämie entsteht. Diese wiederum kann zu Organschäden und auch zu Ausfällen der Organe führen. Andreas Moritz sagt aber auch:
Bei einer frühzeitigen Diagnose ist die Erkrankung heilbar.
Prof. Dr. Andreas Moritz, Klinik für Kleintiere, Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Leichte Fälle können mit einem tierärztlich verschriebenen Medikament, dass die Babesien abtötet, gut behandelt werden. Bei schweren, weiter vorangeschrittenen Fällen kann auch eine Bluttransfusion nötig sein. Das ist bei Hunden allerdings deutlich schwieriger als bei Menschen: Tierblutspenden werden nämlich nur bei Bedarf und nicht auf Vorrat abgenommen und auch die Suche nach einem Spendetier kann sich schwierig gestalten.

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Wie man Ansteckungen vorbeugt

Ansteckungen sollte möglichst vorgebeugt werden, da es in Deutschland keinen zugelassenen Impfstoff gegen Babesiose gibt. Alternativlos ist deshalb, den Hund nach Zecken abzusuchen - und zwar nach jedem Spaziergang, insbesondere wenn der Weg durch höhere Wiesen geführt hat.
Zur Vorbeugung von Zeckenstichen gibt es für Hunde tierärztliche Präparate wie Halsbänder, Spot-On Präparate (flüssige Medikamente, die auf die Haut aufgetragen werden) oder Tabletten. Diese verschiedenen tierärztlichen Präparate unterscheiden sich in ihrer Wirkweise und der Art der Anwendung.
Mit Präparaten vorzubeugen hilft außerdem nicht nur gegen die Auwaldzecke, sondern auch gegen andere Ektoparasiten wie Flöhe und Stechmücken. So wird neben der Babesiose vielen verschiedenen Krankheiten vorgebeugt.

Hausmittel bieten keinen Schutz gegen Babesiose

Kokos- und Schwarzkümmelöl zum Einreiben werden oft in Foren als natürliche Schutzmittel gegen Zecken empfohlen. Ob das tatsächlich wirkt, ist allerdings nicht nachgewiesen. Auch Bernsteinketten werden als Mittel gegen Zecken empfohlen. Sie bieten allerdings keinen Schutz gegen Babesiose und die Hunde können sich daran verletzen.

Eine andere gängige Empfehlung gegen Parasiten ist die Einnahme von Knoblauch. Auch dabei ist eine Wirkung gegen Babesiose nicht erwiesen. Tatsächlich kann die Verwendung von Knoblauch sogar die Gesundheit des Hundes gefährden.

Von der Verwendung solcher Hausmittel rät der Experte Andreas Moritz klar ab und empfiehlt, nur geprüfte, zugelassene Präparate zur Vorbeugung zu verwenden. Bei diesen sei die Wirkung unbestritten und auf mögliche Nebenwirkungen werde hingewiesen.

Babesiose nur gefährlich für Hunde

Für Menschen geht keine Gefahr der Babesiose aus, eine Übertragung von Babesien auf den Menschen ist nicht bekannt. Von Katzen sind nur Einzelfälle der Babesiose bekannt, die Gefahr einer Ansteckung wird als gering eingeschätzt.
Die Auwaldzecke kann aber auch die Krankheit FSME übertragen, die sowohl für Mensch als auch Tier gefährlich ist. Gegen eine Erkrankung beugt eine Impfung vor.

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