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: Babyclubs: Lohnt sich der Datentausch?

von Miriam Hantzsche
21.08.2024 | 06:11 Uhr
Drogeriemärkte wie dm, Rossmann und Co. geben Rabatte und Geschenke an (werdende) Eltern. Vorher müssen aber persönliche Daten der Kinder preisgegeben werden. Was steckt dahinter?
Babyclubs: Tausche Daten gegen Windeln! Wie verlockend ist es, mit persönlichen Infos Rabatte und Gratis-Produkte zu erhalten?Quelle: dpa
Das Prinzip ist in der Regel immer das gleiche: Eltern oder werdende Eltern werden von großen Drogerieketten mit "Starterpaketen" gelockt, die eine Baby-Erstausstattung vervollständigen beziehungsweise abrunden. Das können zum Beispiel Geschenke zur Geburt sein, aber auch attraktive Rabatte rund um Produkte wie Windeln oder Kleidung.

Um Eltern und Neugeborenen einen guten Start zu ermöglichen, können sogenannte Baby-Lotsen helfen. In Bremen gibt es bereits ein Modell.

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Um von den Vorteilen zu profitieren, müssen Kunden sich zunächst bei dem Programm registrieren und anmelden. Dies geschieht in der Regel über eine Eingabemaske auf einer Online-Seite oder auch direkt über eine App.

Persönliche Daten der Kinder fast immer erforderlich

Bei großen Marken wie Müller, Rossmann, dm und Hipp kann man von den Club-Vorteilen nur profitieren, wenn man persönliche Daten angibt: die eigenen und die des Kindes - auch wenn das Kind noch nicht geboren ist.
Meistens wird der errechnete Geburtstermin, der Name, den das Kind bekommen soll, und auch das Geschlecht bei einer Registrierung abgefragt. Einige Anbieter lassen beim Geschlecht auch die Wahl "neutral" zu.

Wofür die Daten des Babys erhoben werden

Besonders überraschend ist es für die meisten wohl nicht: Die Firmen erheben diese Daten zu Marketingzwecken. Wenn Name und Geburtsdatum des Kindes dem werbetreibenden Unternehmen bekannt sind, kann es die Briefe und Emails an die Kund*innen um einiges persönlicher gestalten. Es können altersgerechte Produktempfehlungen, aber auch zum Beispiel Erziehungstipps für das entsprechende Alter gegeben werden. Auch personalisierte Geschenke sind möglich, zum Beispiel eine Namensgirlande zum ersten Geburtstag.
"Unternehmen haben natürlich erkannt, dass wir unsere Konsumgewohnheiten vor allem dann ändern, wenn sich unsere Lebensumstände verändern. Das wollen Unternehmen gezielt nutzen, um Sie für Jahre an sich zu binden", erklärt Julia Gerhards, Referentin für Verbraucherrecht und Datenschutz der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Der Zusendung von Newslettern könne man aber im Nachhinein auch widersprechen.

Daten zu Marketingzwecken

Eltern sollten sich darüber bewusst sein, dass es sich bei der Anmeldung in Babyclubs um Marketingaktionen großer Firmen handelt. Diese nutzen die angegebenen Daten zu internen Marketingzwecken. Immerhin sind es nicht die eigenen Daten, die man preisgibt, sondern die des eigenen Kindes.

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Was mit den Daten geschieht

Auf Nachfrage versichern die genannten Firmen, dass die gesammelten Daten nur zur internen Kampagnensteuerung genutzt und nicht an Dritte weitergegeben werden. Dies ist auch in den jeweiligen Datenschutzbestimmungen verankert.
Die Drogeriekette dm wird in ihren Ausführungen genauer und versichert, dass Kinder in den Werbebriefen nie direkt angesprochen würden und die Kommunikation immer über die Eltern erfolge. Außerdem verrät dm, dass eine Verifizierung der persönlichen Daten nicht stattfinde, sodass die Eltern zum Beispiel auch Spitznamen für ihre Kinder verwenden können.

Welchen Nutzen Eltern durch Babyclubs haben

Es bietet sich an, den Nutzen der Rabatt- und Geschenkeaktionen vor einer Registrierung gegen den Schutz der Privatsphäre des Kindes aufzuwiegen und sich die Frage zu beantworten, was man selbst als wichtiger erachtet. Auch lohnt es sich, vorher zu schauen, welche Produkte die Aktionen betreffen und ob man diese eigentlich benötigt. Ein Beispiel: Wenn man beabsichtigt, voll zu stillen, benötigt man keine Rabatte auf Folgemilch.
Eltern sollten genau prüfen, was Sie in einem Willkommenspaket erhalten oder welche konkreten Vorteile eine Mitgliedschaft bringt und ob diese Vorteile die Preisgabe von Daten wert sind.
Dr. Julia Gerhards, Referentin für Verbraucherrecht und Datenschutz, Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz e.V.

Babyclubs - wer trickst am Ende wen aus?

Gehört man zu der Gattung "Schnäppchenjäger*in", versteckt sich hinter solchen Babyclubs eine weitere Chance für Rabatte und Gratisprodukte. Ob diese wirklich lukrativ sind, hängt im Endeffekt davon ab, ob die dargebotenen Rabatte auch wirklich die Produkte betreffen, die man selbst benötigt.
Für die Unternehmen bleibt die Frage nach dem Nutzen. Solange keine Verifizierung der Daten stattfindet, bleibt es wohl den Kund*innen überlassen, wie ehrlich sie in den Angaben zu Anzahl und Namen ihrer Kinder sein möchten.
Miriam Hantzsche ist Redakteurin des ZDF-Magazins WISO.

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Quelle: ZDF
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