: Geldanlage: Gut gerüstet ins neue Jahr

von Claudia Krafczyk
10.01.2024 | 11:04 Uhr
Der Januar ist ein guter Monat, um seine Geldanlage unter die Lupe zu nehmen. Zinsen, Kurse und Gebühren - welche Geldanlage lief gut und wo gibt es im neuen Jahr Handlungsbedarf?
Im Januar sollten Anleger ihre Geldanlagen überprüfen, besonders angesichts der aktuellen Zinslage und der überraschenden Entwicklungen an den Börsen im Jahr 2023.Quelle: imago
Wer kennt das nicht, sich um Aufgaben zu drücken, die endlich erledigt werden müssen? Prokrastinierer (lat. procrastinare, aufschieben) machen das und verschieben auf später, morgen, nächste Woche, nächstes Jahr. Bei der Geldanlage kann das fatale Folgen haben: Hohe Summen schlummern unverzinst auf Girokonten oder Sparbüchern - ein Leben lang. Also am besten gleich mit dem Check beginnen.

Rund ein Jahrzehnt lang gab es auf der Bank so gut wie keine Zinsen - jetzt liegt der Zinssatz bei vier Prozent und mehr: Sparen könnte sich wieder lohnen.

30.10.2023 | 02:37 min

Hohe Zinsen sichern und sparen

Die großen Notenbanken kämpften 2023 gegen die hohe Inflation und drehten kräftig an der Zinsschraube. Für Sparer, nach jahrelanger Durststrecke, endlich eine Belohnung. Mit Tages- und Festgeldkonten lassen sich jetzt noch über vier Prozent herausholen. Das ist etwas mehr, als die Teuerungsrate den Verbrauchern abverlangt.
Doch wie lange noch? Die meisten Experten rechnen damit, dass die EZB die Zinsen 2024 wieder senken wird. Sollen wir jetzt noch schnell Festgeld abschließen? Finanzredakteur Max Schmutzer von Stiftung Warentest hält das für eine gute Idee: "Wir bemerken, dass die ersten Banken die Zinsen auf Festgeldkonten schon wieder gesenkt haben."
Wer sich das hohe Zinsniveau sichern will, sollte jetzt langfristig denken und mit bis zu fünf Jahren planen.
Max Schmutzer, Stiftung Warentest

Überraschendes Börsenjahr 2023

Trotz schlechter Nachrichten über Krieg und Krisen konnten risikofreudige Anleger 2023 mit Wertpapieren rund 20 Prozent gutmachen. Das gelang mit einem breit gestreuten Indexfonds, dem Weltaktienindex MSCI World, genauso wie mit dem deutschen Leitindex Dax, der mit über 17.000 Punkten eine neue Rekordmarke durchbrach.
Doch wie geht es weiter? Sollen Sparer auch 2024 in Indexfonds, also ETFs anlegen? "Auf jeden Fall", sagt Schmutzer. "Unser Rat ist es, sich nicht vom aktuellen Börsengeschehen leiten zu lassen, sondern auf eine passende Langfriststrategie zu setzen." Er empfiehlt dem ausgewogenen Sparer zum Beispiel ein Depot mit einer 50:50-Strategie: eine Hälfte des Geldes ist in Aktien/ETFs investiert und die andere liegt auf Tages- und Festgeldkonten.

Das wurde im Jahr 2023 aus 100.000 Euro

  • Bitcoin: 245.000 Euro
  • Aktien Deutschland: 120.040 Euro
  • Aktien USA: 119.910 Euro
  • Aktien Welt: 117.690 Euro
  • Aktien Europa: 112.650 Euro
  • Gold: 109.750 Euro
  • Staatsanleihen Deutschland: 105.910 Euro
  • Aktien Großbritannien: 105.660 Euro
  • Staatsanleihen USA: 100.300 Euro
  • Silber: 97.690 Euro

Quelle: Handelsblatt, Bloomberg. Stichtag 28.12.2023, Anlageergebnis in Euro gerundet, ohne Steuern und Transaktionskosten

Gold-Kurs kann stark schwanken

Das vergangene Börsenjahr war krisen- und inflationsgetrieben und damit auch ein Goldjahr: Anfang Dezember gelang das Allzeithoch mit 2.135 US-Dollar je Feinunze. Im Vergleich zu Aktien brachte es aber nur rund halb so viel Rendite, nämlich 9,7 Prozent.
Gold reagiert in der Regel gegenläufig zum Aktien- und Zinsmarkt. Läuft es dort gut, fällt der Goldpreis und umgekehrt. Der Gold-Kurs kann zudem stark schwanken und bringt weder Dividenden noch Zinsen, auch gibt es ein Währungsrisiko.
Soll man 2024 dennoch in Gold investiert sein? "Geschmackssache", sagt der Geldanlageexperte Schmutzer.
Wer Gold als Stabilitätsanker mit im Depot haben möchte, sollte nach unserem Rat nicht mehr als zehn Prozent seines Geldes beimischen.
Max Schmutzer, Experte für Geldanlagen

Kryptowährung als Geldanlage mit hohem Risiko verbunden

Von einer Geldanlage in Kryptowährung rät der Experte ab. Auch wenn der Bitcoin 2023 mit über 160 Prozent der Top-Performer war, sagt Schmutzer: "Finger weg! Das letzte Jahr war toll, das davor eine Katastrophe."
Kryptos sind reine Spekulationsobjekte, ohne einen echten Wert mit möglichen Kurseinbrüchen von 80 oder 90 Prozent.
Max Schmutzer, Stiftung Warentest

Sie werben auf Instagram, YouTube, TikTok mit ihrem Erfolg und versprechen: Jeder kann es schaffen. Sogenannte Finfluencer geben Tipps zur Geldanlage - und manche gehen sogar noch weiter.

15.11.2023 | 28:59 min

Wie legt man Geld am besten langfristig an?

Grundsätzlich "macht es keinen Sinn, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, ob Kurse oder Zinsen steigen oder nicht", sagt Schmutzer. Solche Vorhersagen schaffen selbst Profis nicht. Man solle konsequent seine Strategie verfolgen. Ein passendes Verhältnis zwischen Zins- und Kurspapieren wählen und seiner Strategie treu bleiben.
Auch Nachjustieren solle man nicht vergessen. Haben beispielsweise 2023 Kursgewinne den Aktienanteil erhöht, könne man Gewinne entnehmen und so das Gleichgewicht wieder erstellen.

Experten-Tipps zum Geld anlegen 2024

  • Zinstreppe planen: Stufenweise das Geld auf Festgeldkonten legen. Zum Beispiel Anlagesumme in gleich hohe Beträge aufteilen und nach unterschiedlichen Laufzeiten - eins, drei, fünf Jahre - auf Festgeldkonten verteilen.
  • Anlagestrategie festlegen: 100 Prozent Aktien, 100 Prozent Tagesgeld oder ein gemischtes Depot? Je nach Risikofreudigkeit lassen sich die Anteile verschieben.
  • Renditen richtig vergleichen: Ein Vergleichsmaßstab für die Rendite ist eine sogenannte Benchmark*: Für Aktien lag sie 2023 bei 20 Prozent Rendite, für Tagesgeld bei 3,5 Prozent. * Benchmark für Zinsen: 3-Monats-Euribor, für Aktien: MSCI World Index
  • Nachjustieren nicht vergessen: Verändert sich die Gewichtung im Depot, lassen sich die Anteile immer wieder anpassen. Ist beispielsweise durch Kurssteigerungen bei Aktien der Risikoposten zu groß geworden, können Gewinne realisiert werden. Das entnommene Kapital kann dann in eine risikoärmere Klasse angelegt werden.
  • Kosten kontrollieren: Fondsgesellschaften müssen einmal im Jahr eine Kosteninformation versenden. Daraus wird ersichtlich, wie teuer die einzelne Geldanlage im Depot ist. Stiftung Warentest hat Mischfonds, die sowohl Aktien als auch Anleihen enthalten, als kostenintensiv eingestuft. Hier lohnt sich der Vergleich.
  • Freistellungsauftrag prüfen: Insgesamt darf ab 2023 jede Sparerin und jeder Sparer 1.000 Euro an Kapitalerträgen freistellen, Ehegatten gemeinsam 2.000 Euro (Zusammenveranlagung). Wer das verpasst hat, kann bereits abgeführte Steuern mit der Steuererklärung wieder zurückholen.

Quelle: Stiftung Warentest, Finanztest Heft 01/2024, Finanztip

Claudia Krafczyk ist Redakteurin des ZDF-Magazins WISO.

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