: Wirtschaft 2024: Angst vor Trump und Milei

von Eva Schmidt
02.01.2024 | 18:58 Uhr
2023 stand wirtschaftlich in Zeichen von Kriegen, Inflation und Haushaltsstreit. Viele Krisen, die die Konjunktur auch ins neue Jahr schleppt. Was erwarten Experten für 2024?
Düstere Wirtschafts-Prognosen auch fürs neue Jahr? (Symbolfoto)Quelle: AP
Im vergangenen Jahr hat die deutsche Wirtschaft mehr als geschwächelt. Doch was ist von 2024 zu erwarten - und womit müssen Verbraucherinnen und Verbraucher rechnen? ZDFheute hat sich unter führenden Ökonominnen und Ökonomen umgehört.
Nicht nur der andauernde Krieg in der Ukraine und der Nahost-Konflikt geben ihnen wenig Grund zum Optimismus. Auch die Spannungen mit China und die Präsidentschaftswahlen in den USA werfen bereits ihre Schatten voraus und verunsichern Politik und Wirtschaft. Im Falle einer Wiederwahl Donald Trumps zum US-Präsident befürchtet Christian Proaño, Ökonom von der Uni Bamberg, "düstere Zeiten".

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump darf nicht an den Präsidentschaftsvorwahlen in Colorado teilnehmen. Das ist der Grund dafür.

20.12.2023 | 01:21 min

Argentinien vor "Schocktherapie" - ein Schock auch für Europa?

Doch auch Südamerika dürfte eine bedeutende Rolle für die Wirtschaft in Deutschland und Europa spielen. Proaño geht davon aus, dass die sogenannte "Schocktherapie" des neuen argentinischen Präsidenten Javier Milei die ganze Region destabilisieren könnte.
Wegen der schweren Wirtschaftskrise in Argentinien hatte der rechtspopulistische Ultraliberale einen rigiden Sparkurs angekündigt. Die Folgen könnten sogar die Unterzeichnung des Mercosur-Abkommens gefährden. Dieses ist laut Proaño jedoch "extrem wichtig", um Europa mit Südamerika zu verbinden. Auf diese Weise könne die EU Allianzen mit dem globalen Süden schmieden.

Milei bezeichnet sich als "Anarchokapitalist" und fordert einen radikalen Umbau des Staates.

20.11.2023 | 02:53 min
"Die dramatisch gestiegene geopolitische Unsicherheit hinterlässt tiefe Spuren auf die wirtschaftliche Aktivität in Deutschland und der Welt", sagt Galina Kolev-Schaefer, Volkswirtin an der Technischen Hochschule Köln und am Institut der deutschen Wirtschaft.
Die Schwächephase aus dem Jahr 2023 dürfte sich im nächsten Jahr weiter fortsetzen.
Galina Kolev-Schaefer

Ökonom: "Der Bauboom ist definitiv vorbei"

"Ein weiteres Rezessionsjahr ist vorprogrammiert", warnt auch Matthias Fifka. Auch beim Thema Zinsen werde es trotz der rückläufigen Inflation keine nennenswerte Entspannung geben, schätzt der BWL-Professor von der Uni Erlangen-Nürnberg. Die Folgen: "Der Bauboom ist definitiv vorbei", so Fifka.
Aufgrund der hohen Zinsen wird auch die Zahl der Privat- und Unternehmensinsolvenzen nochmals steigen, was wiederum die Konjunktur belastet.
Matthias Fifka

Viele junge Menschen träumen vom Bau eines Eigenheims. Doch nach dem Boom der Branche folgt nun die Krise.

13.05.2023 | 03:29 min

Expertin kritisiert Festhalten an Schuldenbremse

Auch das ungelöste Problem rund um die Finanzierung des deutschen Staatshaushalts wird von den Ökonominnen und Ökonomen immer wieder als Belastungsfaktor für die deutsche Wirtschaft angeführt. Isabella Weber von der University of Massachusetts Amherst, kritisiert das Festhalten an der Schuldenbremse als zu dogmatisch.
Ein solches politisches Vorgehen stamme aus stabileren Zeiten und halte kaum "Antworten auf diese sich überlappenden Notstände bereit." Weber sieht hier ein Einfallstor für Rechtspopulisten: "Der Aufstieg rechtsradikaler Parteien und Politiker bedroht die Stabilität demokratischer Systeme in vielen Ländern. Eines ist sicher: 2024 wird turbulent."

Die Schuldenbremse gibt an, wie hoch sich Deutschland jährlich verschulden darf. So funktioniert sie.

12.12.2023 | 01:12 min

Volkswirt fordert mehr Investitionen

Holger Görg von der Uni Kiel schließt sich der Kritik an der Ampel-Regierung an. Problemfelder wie Energie, Klimawandel oder Bildung müssten mit Investitionen und Innovationen angegangen werden, "wozu sich die Koalitionsregierung aber offensichtlich nicht durchringen kann."
Sein Kieler Kollege Christoph Trebesch geht noch einen Schritt weiter. Ihn stört vor allem die "zunehmende deutsche Nabelschau." Er spricht von "kleinkarierten nationalen Debatten wie zur Schuldenbremse oder zur Förderung von Wärmepumpen". Dabei gehe es vielmehr um Konzepte für langfristige Wettbewerbsfähigkeit und Sicherheit.

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