: Herzschrittmacher als neuer Schritt ins Leben

von Andreas Kürten
29.09.2023 | 14:56 Uhr
Mehr als 70.000 Menschen in Deutschland benötigen jedes Jahr einen Herzschrittmacher. Das Leben damit ist oft mit weniger Einschränkungen verbunden, als viele befürchten.

Angel Sanchez wurde durch einen Herzschrittmacher das Leben gerettet. Wie der Spanier die OP überstanden hat und die ersten Wochen damit erlebt.

29.09.2023 | 05:23 min
Einen Herzschrittmacher brauchen Menschen, deren Herz dauerhaft zu langsam schlägt. Ohne ihn drohen Schwindel und Ohnmachtszustände (Synkopen), bis hin zum lebensbedrohlichen Herzstillstand. Ursachen einer solchen Bradykardie können ein altersbedingt zu langsamer Puls bei Belastung, eine Reizleitungsstörung oder eine Herzschwäche sein.
Herzschrittmacher stimulieren durch elektrische Impulse den Herzmuskel zur regelmäßigen Kontraktion und gleichen auch Herzrhythmusstörungen aus. Begleiterkrankungen wie eine Herzschwäche können aber nicht rückgängig gemacht werden.

Das menschliche Herz wiegt rund 350 Gramm. Es schlägt etwa 70 Mal pro Minute und besteht größtenteils aus Muskelgewebe. Zwischen den beiden Hälften verläuft die Herzscheidewand.

22.11.2021 | 00:45 min

Wie ein Herzschrittmacher eingesetzt wird

Der Schrittmacher wird meist unter örtlicher Betäubung auf Höhe des Schlüsselbeins unter die Haut geschoben. Bei Linkshändern rechts und bei Rechtshändern links, damit bei Bewegungen im Alltag möglichst wenig von ihm zu spüren ist.
Die Sonden werden dabei durch eine Vene zum Herzen geführt und dort fixiert. Zu unerwünschten Operationsfolgen, wie zum Beispiel Infektionen oder dem Verrutschen von Sonden, kommt es etwa bei drei bis fünf Prozent der Patienten. Joachim Ehrlich, Chefarzt der Kardiologie im St. Josefs-Hospital Wiesbaden, erklärt:
Es ist ein technisches Ding, was man in einen Körper einsetzt. Dass Sonden verrutschen, das passiert immer mal wieder und dann muss man nochmal operieren, um die Sonde an die richtige Stelle zu bringen.
Prof. Joachim Ehrlich, Chefarzt der Kardiologie im St. Josefs-Hospital Wiesbaden

Funktionen eines Herzschrittmachers

Der Herzschrittmacher regt durch elektrische Impulse das Herz zum Pumpen an, um den Körper wieder regelmäßig mit Blut zu versorgen. Moderne Geräte haben folgende Funktionen:

  • Programmierung: Je nach Diagnose und Erkrankung kann die Stärke und Frequenz der elektrischen Impulse eingestellt werden.
  • Anpassung: Bei körperlicher Belastung können neuere Herzschrittmacher die Herztätigkeit und somit den Pulsschlag beschleunigen und anpassen. Dies geschieht zum Beispiel beim Treppensteigen oder beim Sport.
  • Aufzeichnung: Wie bei einem EKG kann der Schrittmacher die Herztätigkeit in Ruhe und unter Belastung aufzeichnen und mögliche Störungen erfassen und speichern.
  • Überwachung: Eine Überwachung durch Kardiologen per Telemedizin ist technisch möglich, aber im Leistungskatalog der Krankenkassen aktuell nicht vorgesehen.

Das Herz ist der Motor des Blutkreislaufs. Es versorgt jede Zelle unseres Körpers mit Sauerstoff und Nährstoffen und transportiert Endprodukte des Stoffwechsels ab.

05.12.2022 | 01:05 min

So lange bleibt ein Herzschrittmacher im Körper

Ein Herzschrittmacher wird durch eine Lithium-Batterie mit Energie versorgt. Der tägliche Stromverbrauch hängt unter anderem von den Funktionen ab. Nach etwa sieben bis zehn Jahren muss das Gerät in der Regel ausgetauscht werden.
Ein Aufladen der Batterie wäre per Induktion durch die Haut zwar technisch möglich, aber ist aus Sicherheitsgründen gesetzlich verboten.

Das menschliche Herz ist ein Hochleistungsorgan. Die Gesundheit des nur rund 300 Gramm schweren Muskels ist untrennbar mit der Psyche verbunden.

29.09.2022 | 57:55 min

Welche Belastungen mit einem Herzschrittmacher möglich sind

Menschen mit Herzschrittmacher sind in der Regel kurz nach der Operation wieder gut belastbar. Auch Sport ist meist wieder ohne Einschränkungen möglich.
Personen mit Herzschrittmacher sollten jedoch Tätigkeiten, die mit Stoßverletzungen im Bereich des Implantats einhergehen können, vermeiden. Dazu gehört zum Beispiel:
  • Kampfsport
  • schweres Tragen (zum Beispiel bei Lageristen)
  • das Ansetzen von Gewehren (zum Beispiel bei Jägern)

Das Herz ist der Motor unseres Körpers. Herzmedizin und Prävention sorgen für viele gesunde Jahre – sogar bei Herzfehlern.

16.03.2023 | 44:17 min

Was bei Kontrollen und Untersuchungen zu beachten ist

Zwei Monate nach dem Einsetzen werden die Funktionen des Schrittmachers überprüft und die Einstellungen optimiert. Danach folgen jährliche Kontrollen.
Im Prinzip können Menschen mit einem Herzschrittmacher alle wichtigen Untersuchungen durchführen lassen, wie zum Beispiel ein Herz-Ultraschall oder ein CT. Vorsicht ist jedoch beim MRT geboten: Die Radiologen müssen vorher über die Programmierung des Schrittmachers informiert werden.

Wann elektromagnetische Strahlung gefährlich werden kann

Viele Betroffene haben Angst, dass elektromagnetische Strahlung im Alltag zu Funktionsstörungen führen kann. Joachim Ehrlich ordnet ein:
Elektromagnetische Interferenzen sind ein mögliches Thema für einen Schrittmacher.
Prof. Joachim Ehrlich, Chefarzt der Kardiologie im St. Josefs-Hospital Wiesbaden
Man tendiere aber dazu, die Gefahr zu überschätzen. Denn man müsse für ein erhöhtes Risiko relativ nah an Geräte wie ein Induktionsfeld oder ein Mobiltelefon ran, erläutert Ehrlich. "Wichtig ist, Abstand zu halten von solchen Geräten, um sicher zu sein."

Checkliste für sensible Geräte im Alltag

  • Mobiltelefone: Am besten immer das Handy beim Telefonieren auf der anderen Seite am Ohr halten (Schrittmacher links = Handy rechts und umgekehrt).
  • Internetrouter: Nicht näher als ca. 20 Zentimeter an den Schrittmacher heranführen.
  • Induktionskochfelder: Nicht vornüberbeugen oder drauflehnen und ca. 20 Zentimeter Abstand zum Schrittmacher halten.
  • Sicherheitsüberprüfung in Kaufhäusern / Flughäfen: Wenn es sich um Geräte handelt, die noch elektromagnetisch funktionieren, den Schrittmacher-Ausweis vorzeigen und separat an der Seite untersuchen lassen (Leibesvisitation).

Warum zu jedem Herzschrittmacher ein Ausweis gehört

Menschen mit einem Herzschrittmacher dürfen in der Regel ohne Einschränkung Auto fahren. Ein Vorteil für die Patienten, denn viele Diagnosen, die mit einem zu langsamen Herzrhythmus einhergehen, führen ohne das Gerät zum Entzug des Führerscheins.
Daher erhält jeder Patient mit einem Herzschrittmacher einen Ausweis. Darin sind die Daten des Gerätes dokumentiert, aber auch Informationen zur Diagnose, Programmierung und den wichtigsten Untersuchungsergebnissen. Dies ist besonders für Notfälle wichtig.

Mehr zu Herzerkrankungen

Weitere Gesundheits-Themen