: Wann Durchfall lebensgefährlich werden kann

von Olaf Schwabe
28.02.2024 | 08:57 Uhr
Magen-Darm-Infektionen können unbehandelt gerade für Säuglinge und Kinder extrem gefährlich werden. Warum das so ist, und wie Eltern rechtzeitig und richtig reagieren können.

Der achtjährige Lucas litt plötzlich an Übelkeit und heftigen Bauchschmerzen. Zwei Tage lang konnte er nichts essen. Zum Glück haben Eltern und Ärzte schnell und richtig gehandelt.

28.02.2024 | 05:32 min
500.000 Kinder sterben jährlich weltweit an einer Magen-Darm-Infektion. Betroffen sind sie vor allem in der dritten Welt und in Krisengebieten, wo Wasser und eine medizinische Versorgung fehlen. Aber auch in Deutschland sterben Kinder, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt werden.
Auslöser können Viren, Bakterien oder Parasiten sein. Am häufigsten kommt es bei Kindern zu einer Infektion mit Noro- und Rotaviren. Sie sind gefürchtet, weil der Körper dabei in kurzer Zeit viel Flüssigkeit verlieren und regelrecht austrocknen kann.
Je kleiner ein Kind ist, desto schneller geht das mit Wasserverlust einher und es ist natürlich viel, viel gefährdeter als ein großes Kind.
Dr. Claus Pflugbeil, Facharzt für Kinder und Jugendmedizin

Typische Symptome einer Magen-Darm-Infektion bei Kindern

  • Bauchschmerzen
  • schwallartiges Erbrechen
  • Durchfälle und breiig, süßlich riechender Stuhlgang
  • Übelkeit und Appetitlosigkeit
  • häufig Fieber
  • Flüssigkeitsmangel (Dehydration)

Wie Noro- und Rotaviren übertragen werden

Noro- und Rotaviren sind hoch ansteckend und werden als Schmier- oder Tröpfcheninfektion übertragen. Infizierte Kinder unter sechs Jahren dürfen Kita und Schule bis zum Abklingen der Symptome nicht besuchen. Gegen Rotaviren gibt es eine Schluckimpfung. Mit der Impfserie sollte man bis zur zwölften Lebenswoche begonnen haben. Sie umfasst je nach Impfstoff zwei bis drei Impfdosen mit einem Mindestabstand von vier Wochen.
Schon zehn Rotaviren können dich anstecken. Und alleine in einem Gramm Stuhl sind Millionen, Milliarden Teilchen drin, das ist die große Gefahr.
Dr. Claus Pflugbeil, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin

Symptome richtig behandeln

Ein Magen-Darm-Infekt führt zu Brechdurchfällen. Der Körper versucht so, die Krankheitserreger wieder loszuwerden. Medikamente gegen Erbrechen sind in der Regel nicht zu empfehlen, weil die Krankheitserreger dadurch im Körper bleiben.
Gegen heftige Bauchschmerzen kann eine Wärmflasche oder ein warmes Kirschkernkissen helfen. Bei Fieber können fiebersenkende Medikamente verabreicht werden, die zugleich schmerzlindernd wirken.

Was erkrankte Kinder trinken sollten

Es gilt: Hauptsache das Kind trinkt. Geeignet sind vor allem ungesüßte Flüssigkeiten wie Wasser und Tees. Wenn Kinder nicht oder nur wenig trinken, können die Getränke mit etwas Fruchtsaft schmackhafter gemacht werden.

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Von Cola wird abgeraten. Sie enthält kaum Mineralstoffe, dafür aber Kohlensäure, Zucker sowie Koffein, was die Schleimhäute im Magen-Darm-Trakt reizt.

Warum Elektrolyte so wichtig sind

Da dem Körper bei Brechdurchfällen lebensnotwendige Mineralstoffe wie Kalium, Natrium oder Kalzium entzogen werden, müssen diese ersetzt werden. Mineralstoffreiche Elektrolyt-Lösungen können in Pulverform gekauft oder selbst hergestellt werden.
Hierzu benötigt man:
  • 4 Teelöffel Zucker,
  • ¾ Teelöffel Kochsalz,
  • 1 Tasse Orangensaft sowie
  • 1 Liter stilles Mineralwasser.

Welche Menge zu empfehlen ist

  • Die Menge der Elektrolytlösung, die Kinder beziehungsweise Säuglinge mit einem Magen-Darm-Infekt trinken sollten, hängt vom Alter, dem Gewicht sowie von der Flüssigkeitsmenge ab, die verloren gegangen ist.
  • Wenn das Kind erbricht, sollte die Elektrolytlösung in kurzen Intervallen von zunächst zwei Minuten teelöffelweise gegeben werden.
  • Wurden auf diese Weise mindestens 100 Milliliter aufgenommen, können größere Mengen von 30 bis 50 Milliliter pro 15 Minuten verabreicht werden.
  • Generell gilt, dass bei Durchfallerkrankungen etwa 40 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht innerhalb von 24 Stunden aufgenommen werden sollten. Bei einem Gewicht von 25 Kilo entspricht dies 1.000 Milliliter.

Notfall Flüssigkeitsmangel

Wenn das Kind nicht trinkt oder immer wieder erbricht, sollten Eltern zeitnah einen Arzt aufsuchen. Treten Symptome einer Dehydration auf, muss sofort der Notarzt gerufen werden. Dieser Notfall kann, vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern unter zwei Jahren, schon innerhalb weniger Stunden eintreten.

Symptome für einen Flüssigkeitsmangel

Leichter Flüssigkeitsmangel

  • Durst
  • Müdigkeit bis hin zu Apathie
  • Kopfschmerzen und Konzentrationsstörungen
  • stehenbleibende Hautfalten
  • verminderte Urinproduktion

Zusätzlich bei Säuglingen:

  • schwacher Saugreflex
  • eingesunkene Fontanelle

Schwerer Flüssigkeitsmangel

  • reduziertes Durstgefühl
  • trockene Zunge
  • Herzrasen und Schwindel, bis hin zu Verwirrtheit
  • Muskelkrämpfe, Krampfanfälle, Schock
  • Nierenversagen

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Wie eine Ansteckung verhindert werden kann

Der Kontakt mit Stuhl und Erbrochenem muss unbedingt vermieden werden. Wichtig: Kontaktflächen wie Türklinken, Waschbecken, Toilettenbrillen etc. mit Wegwerftüchern und Einmalhandschuhen reinigen und diese über den Hausmüll entsorgen. So kann eine Ansteckung verhindert werden.

Prognose bei einer Magen-Darm-Infektion

Eine Magen-Darm-Infektion klingt in der Regel bei ausreichender Flüssigkeitszufuhr innerhalb von zwei bis sechs Tagen von alleine wieder ab. Es gilt: Je früher einem Flüssigkeitsmangel entgegengewirkt wird, desto besser ist die Prognose.

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