: Was am besten gegen Zecken bei Hunden hilft

von Thilo Hopert
29.06.2024 | 07:01 Uhr
Zecken-Halsband, Spot-on-Präparat oder Zecken-Tablette - für Hunde gibt es verschiedene Mittel, um sich gegen die lästigen Parasiten zu wehren. Doch welches eignet sich am besten?
Wenn Hunde draußen im Gras liegen oder spielen, holen sie sich schnell mal eine Zecke. Mit welchen Mitteln man den Hund vor Zecken schützen kann.Quelle: Colourbox.de
Ein Spaziergang durch den Wald, herumtollen auf der Wiese oder beim Ballspielen einmal kurz ins hohe Gras - schon hat der Hund eine Zecke eingesammelt. Und die können gefährlich werden.
Ein wirksamer Zeckenschutz ist für die Tiergesundheit essenziell wichtig, da durch Zecken lebensbedrohliche Krankheiten wie Babesiose, FSME oder Borreliose übertragen werden können.
Lisa Hoth-Zimak, Veterinärmedizinerin und Fachreferentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund
Der Schutz sollte dabei nicht nur auf die warmen Monate beschränkt sein. "Da die Winter inzwischen nicht mehr so kalt sind, ist das ganze Jahr über Zeckensaison", sagt Ursula von Einem vom Bundesverband Praktizierender Tierärzte.

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Babesiose, Anaplasmose, Hepatozoonose, FSME oder Borreliose sind lebensbedrohliche Krankheiten für Hunde. Nicht jede Erkrankung könne gut therapiert werden und habe unter Umständen lebenslange oder wiederkehrende Folgen für den Hund, so Veterinärmedizinerin Lisa Hoth-Zimak. Es bestehe auch die Gefahr, dass die Erkrankung nicht früh genug erkannt wird. Ist eine Krankheit also bereits fortgeschritten, könne es sein, dass eine Therapie nicht mehr rechtzeitig kommt.

Zeckenmittel für Hunde: die Qual der Wahl

Wer sich auf die Suche nach einem guten Zeckenschutz macht, trifft auf eine Vielzahl von Präparaten und Wirkweisen wie sogenannte Spot-ons für den Hund, Zecken-Halsbänder oder Zecken-Tabletten.
Grundsätzlich sind alle auf dem Markt befindlichen chemischen Mittel gleich wirksam.
Ursula von Einem, Bundesverband Praktizierender Tierärzte

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Lisa Hoth-Zimak empfiehlt, direkt zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen und Kombinationspräparate zu verwenden, die auch gegen andere Insekten wie Stechmücken, Flöhe oder Sandmücken wirken. So könnten weitere Erkrankungen verhindert werden.
Sie sagt zudem: "Idealerweise sollten Zecken gar nicht erst beißen, um eine Krankheitsübertragung gar nicht erst möglich zu machen." Diesen Effekt haben repellierende, also abwehrende Mittel wie Spot-on-Präparate oder Halsbänder gegen Zecken. "Nicht-repellierende Mittel wie Tabletten hingegen wirken erst nach dem Biss, was eine Übertragung möglicher Krankheitserreger nicht komplett ausschließt", so die Veterinärmedizinerin.

So wirken Präparate gegen Zecken

Spot-ons

Bei Spot-on-Präparaten wird der Wirkstoff im Nacken auf die Haut zwischen das gescheitelte Fell aufgetragen und verteilt sich auf der Körperoberfläche. "Die Präparate verhindern bereits das Festsetzen der Zecke", sagt Lisa Hoth-Zimak. Spot-on-Präparate dürfen in den ersten 48 Stunden nicht mit Wasser in Kontakt kommen, da dies die Wirkung schmälert. Zudem bestehe die Gefahr, dass bereits kurz vor Ablauf der Wirkzeit (in der Regel vier Wochen) Zecken beißen, sodass man das Spot-on-Präparat gegebenenfalls häufiger auftragen müsse.

Anti-Zecken-Halsband

Bei Halsbändern verteilt sich der Wirkstoff über Haare und Haut auf dem ganzen Körper und wirkt dort gegen die Zecken. Vorteile der Halsbänder seien die einfache Anwendung sowie die Wirkdauer von mehreren Monaten. Der Nachteil: Der Wirkstoff wird dauerhaft abgegeben, daher seien sie nicht so geeignet für Haushalte mit Kleinkindern. Der Wirkstoff kann leicht an die Haut des Kindes kommen. "Das ist in der Regel kein großes Problem, ein dauerhafter Kontakt des Kindes mit dem Mittel sollte aber vermieden werden, damit es nicht zu Schädigungen kommt", sagt von Einem.

Anti-Zecken-Spray

Anti-Zecken-Sprays sollen durch ihren Geruch Zecken abschrecken. Für die Wirkung sorgen Wirkstoffe wie Saltidin sowie ätherische Öle wie Eukalyptusöl oder Kokosöl. "Sprays tatsächlich flächendeckend und gut aufzutragen, ist nicht einfach, weshalb sie nicht so häufig angewendet werden", sagt Ursula von Einem. Daher seien sie in der Regel nur für zusätzliche lokale Behandlungen geeignet, ergänzt Lisa Hoth-Zimak. Aufgrund der Geruchsempfindlichkeit der Tiere seien sie aber eher abzulehnen.

Zecken-Tabletten

Der Wirkstoff in den Tabletten greift das Nervensystem der Zecken an. "Sie verhindern nicht den Biss, sondern töten die Parasiten innerhalb einiger Stunden ab, wenn die Zecke den Wirkstoff aufgenommen hat", erklärt Lisa Hoth-Zimak. Der Nachteil: Eine Übertragung von Krankheitserregern kann nicht ganz ausgeschlossen werden. Die Tabletten eignen sich laut Hoth-Zimak vor allem für Tiere mit Hauterkrankungen, die Spot-on-Präparate nicht vertragen. Für Magen-Darm-sensible Hunde sind sie aufgrund der Nebenwirkungen weniger geeignet. Die Wirkdauer liegt zwischen einem und mehreren Monaten.
Allerdings: "Einen hundertprozentigen Schutz vor Zecken gibt es nicht", sagt Ursula von Einem. Daher sollte man das Tier nach einem Spaziergang gründlich nach Zecken absuchen. "Zecken suchen sich am Tier meist gut zugängliche Stellen am Kopf oder den Vordergliedmaßen und im Schulterbereich aus", so von Einem. Gerne stächen sie auch an den Innenschenkeln der Hinterbeine.

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Anti-Zeckenmittel: Nebenwirkungen beim Hund

Bei allen Anti-Zecken-Mitteln können Nebenwirkungen auftreten. "Diese sind vorübergehend und äußern sich meist in Magen-Darm-Symptomen", sagt Lisa Hoth-Zimak. Neurologische Nebenwirkungen würden bei den Präparaten als sehr selten angegeben, ergänzt die Veterinärmedizinerin. "Empfehlungen hinsichtlich bestehender Vorerkrankungen wie Haut-, Magen-Darm-Erkrankungen oder Epilepsie sollten dabei beachtet werden."
Wer Sorge vor möglichen Nebenwirkungen hat, müsse laut Ursula von Einem abwägen: "Nebenwirkungen können auftreten, sind aber im Vergleich mit dem Risiko einer gegebenenfalls lebenslangen oder tödlichen Erkrankung nach dem Zeckenstich das kleinere Risiko."

Anti-Zecken-Tabletten und der MDR1-Gendefekt

Bei bestimmten Hunderassen wie etwa Border Collie, Weißer Schweizer Schäferhund, Collie oder Australian Shepherd ist es notwendig, vor der Gabe eines Zeckenschutzes - speziell bei Tabletten - den MDR1-Gendefekt abklären zu lassen. Dieser bewirke eine durchlässigere Blut-Hirn-Schranke, erklärt Ursula von Einem. Dadurch gelangten bestimmte Substanzen in hoher Konzentration ins Gehirn und könnten zu schweren Nebenwirkungen oder sogar zum Tod führen. "Es gibt bestimmte Präparate, die für diese Hunde angewendet werden dürfen. Lassen Sie sich hier bitte unbedingt von Ihrem Tierarzt beraten", rät von Einem.

Zeckenmittel können anderen Lebewesen schaden

Je nach Wahl des Zeckenmittels sollte man beachten: "Fast alle Präparate sind giftig für im Wasser lebende Tiere wie Fische und Insekten", warnt von Einem. Hunde mit einem Zeckenschutz sollten also nicht schwimmen gehen. Eine Ausnahme bildet der Zeckenschutz mit Tabletten. Diese wirken nicht auf der Haut des Hundes, sondern im Blutkreislauf des Tieres und werden somit im Wasser nicht abgewaschen.
Nicht nur für Insekten können sich Zeckenmittel negativ auswirken. Einige der Präparate enthalten als Wirkstoff Permethrin oder Deltamethrin. "Diese können bei Katzen zu schweren Vergiftungen führen", warnt Ursula von Einem. Präparate mit diesen Wirkstoffen sollten Tierbesitzer meiden, wenn Hunde und Katzen im gleichen Haushalt leben. Grundsätzlich gilt: Der Zeckenschutz sollte immer mit dem Tierarzt und nach Bedarf ausgewählt werden.

Hausmittel gegen Zecken?

Bernstein und EM-Keramik: Viele der im Tierfachhandel frei verkäuflichen Mittel eignen sich nicht zum Schutz vor Zecken. Die Wirkung von Bernsteinketten und "EM-Keramik"-Halsbändern ("EM" steht für "Effektive Mikroorganismen") zum Beispiel ist nicht erwiesen. Auch bei Hausmitteln wie Kokosöl oder Schwarzkümmelöl ist Vorsicht geboten, da diese keinen ausreichenden Schutz bieten. Tierärztin von Einem warnt zudem vor Lauchgewächsen wie Knoblauch, Zwiebeln und Co., weil diese für Hunde unverträglich beziehungsweise giftig seien.

Viele Hundeschulen bieten Erste-Hilfe-Kurse für Hunde an. Ziel des Trainings ist es, den Hund in eine entspannte Lage zu bringen, damit der Besitzer im Notfall die medizinische Erstversorgung durchführen kann.

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Quelle: dpa-Custom Content

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